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Alter Adel rostet nicht

Alter Adel rostet nicht

Titel: Alter Adel rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Oates.«
    »Er ließ die Terrassentür hinter sich offen. Wenig später erregte ein plötzliches Geräusch im Innern seine Aufmerksamkeit.«
    »Was für eine Art von Geräusch war das?«
    »Das Geräusch leiser Schritte, Sir.«
    »So als ob jemand leise schreitet, ja?«
    »Ganz recht, Sir. Gefolgt von einem Klirren. Er eilte unverzüglich zurück in den Raum – der natürlich ganz im Dunkeln lag.«
    »Wieso?«
    »Weil er das Licht ausgemacht hatte, Sir.«
    Ich nickte. Die Erklärung war einleuchtend.
    »Sir Watkyn hatte ihn angewiesen, bei Dunkelheit Wache zu halten, um einem eventuellen Dieb den Eindruck zu vermitteln, es befinde sich niemand in dem Raum.«
    Ich nickte noch einmal. Das war zwar ein mieser Trick, aber einem Ex-Polizeirichter sah so etwas ähnlich.
    »Er begab sich rasch zu der Vitrine, in der das Sahnekännchen aufbewahrt wurde, und entzündete ein Streichholz. Dieses verlosch zwar gleich wieder, aber er hatte zuvor noch feststellen können, daß sich das Exponat nicht mehr an seinem Platz befand. Während er diese Entdeckung noch seelisch zu verarbeiten suchte, nahm er eine Bewegung wahr, und als er sich umdrehte, sah er eine schemenhafte Gestalt durch die Terrassentür entweichen. Er verfolgte sie in den Garten, und gerade als er sie eingeholt hatte und eine Verhaftung vornehmen wollte, stürzte sich aus dem Dunkeln eine schemenhafte Gestalt …«
    »Dieselbe schemenhafte Gestalt?«
    »Nein, Sir. Eine zweite.«
    »Hier scheint es ja heute nacht von schemenhaften Gestalten nur so zu wimmeln.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Am besten nennen wir sie Pat und Mike, sonst bringen wir sie noch durcheinander.«
    »Wie wäre es mit A und B, Sir?«
    »Wenn es Ihnen lieber ist, Jeeves. Er hatte also gerade die schemenhafte Gestalt A eingeholt, sagen Sie, als sich eine schemenhafte Gestalt B auf ihn stürzte …«
    »… und ihm einen Schlag auf die Nase versetzte.«
    Ich gab einen Laut der Verblüffung von mir. Das Geheimnis war gelüftet.
    »Stinker!«
    »Jawohl, Sir. Zweifellos hat es Miss Byng versehentlich unterlassen, ihn von den Veränderungen, die heute abend stattgefunden haben, in Kenntnis zu setzen.«
    »Und er hat im Hinterhalt gelegen und auf mich gewartet.«
    »Diese Vermutung ist nicht von der Hand zu weisen, Sir.«
    Ich atmete tief auf, während sich meine Gedanken mit dem mißhandelten Riechorgan des Wachtmeisters beschäftigten. Um ein Haar, ging es mir durch den Kopf, hätte es den Woosterschen Zinken getroffen.
    »Durch diese Attacke wurde die Aufmerksamkeit des Wachtmeisters abgelenkt, so daß der Flüchtige entkommen konnte.«
    »Und was ist aus Stinker geworden?«
    »Als er sah, daß es sich um den Wachtmeister handelte, entschuldigte er sich, Sir. Dann entfernte er sich.«
    »Das kann man ihm nicht übelnehmen. Recht hat er gehabt. Aber ich blicke da nicht ganz durch, Jeeves. Diese schemenhafte Gestalt … Ich spreche jetzt von der schemenhaften Gestalt A. Wer könnte das nur gewesen sein? Hat Oates eine Vorstellung?«
    »Eine sehr dezidierte Vorstellung sogar, Sir. Er ist der Überzeugung, daß Sie es waren.«
    Ich sah ihn entgeistert an.
    »Ich? Warum zum Teufel soll ich es immer gewesen sein, wenn in diesem Horrorhaushalt etwas Ungesetzliches passiert?«
    »Und es ist seine Absicht, hierherzukommen und Ihr Zimmer zu durchsuchen, sobald Sir Watkyn seine Zustimmung gegeben hat.«
    »Das wollte er doch sowieso tun – wegen des Helms.«
    »Jawohl, Sir.«
    Ich mußte schmunzeln. Die Vorstellung amüsierte mich.
    »Das wird ein Spaß werden, Jeeves! Es ist bestimmt sehr komisch zuzusehen, wie diese beiden hier herumschnüffeln und um so dümmere Gesichter machen, je länger sie nichts finden können.«
    »Ein erheiternder Gedanke, Sir.«
    »Und wenn die Suchaktion dann abgeschlossen ist und sie verlegen dastehen und lahme Entschuldigungen stammeln, dann werde ich ihnen ein bißchen die Hölle heiß machen. Ich werde die Arme verschränken und mich zu meiner vollen Größe aufrichten …«
    Draußen ertönte das Trappeln einer herangaloppierenden Tante, und Tante Dahlia kam hereingeprescht.
    »Hier, laß das irgendwo verschwinden, Bertie, mein Kleiner«, keuchte sie, merklich außer Atem.
    Und mit diesen Worten drückte sie mir das Sahnekännchen in die Hand.

12
    Weiter oben habe ich beschrieben, wie schockiert Sir Watkyn Bassett war, als ich ihm meine Absicht mitteilte, in seine Familie einzuheiraten, und Sie werden sich noch erinnern, daß ich die Laute, die er dabei von sich gab, mit dem

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