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Alter Hass rostet nicht

Alter Hass rostet nicht

Titel: Alter Hass rostet nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Cotton
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an.
    »Wenn Sie mich jetzt bitte allein lassen würden. Ich habe gleich ein wichtiges Meeting.«
    Wir erhoben uns und verabschiedeten uns knapp. In der Tür drehte ich mich noch einmal um.
    »Warum haben Sie bei unserem letzten Besuch eigentlich gelogen, Mister Knudson? Kampfsport zu betreiben ist doch kein Verbrechen.«
    Martin Knudson starrte mich völlig überrumpelt an.
    »Sie erinnern sich doch an den Chinese Boxing Club ?«
    Er schüttelte lachend den Kopf, aber das Lachen wirkte gekünstelt.
    »Das ist zwanzig Jahre her, Agent Cotton. Sie wollen mir doch nicht meine Jugendsünden ankreiden.«
    »Sie hatten damals ein paar Freunde im Club. Hatten Sie seitdem noch einmal Kontakt mit ihnen?«
    Knudson strich sich fahrig übers Haar. Er war nervös – ein Zeichen dafür, dass wir auf der richtigen Spur waren.
    »Sie meinen wahrscheinlich Colin Banks«, brachte er mühsam heraus. »Nach der Zeit im Club haben wir uns aus den Augen verloren. Ich bin erst wieder über seinen Namen gestolpert, als ich hörte, wer die Mieter meiner Häuser in Harlem juristisch vertreten würde.«
    »Und was war mit dem anderen? Nach Aussage von Chu Ling Ihr bester Kumpel, der Ihnen treu ergeben war wie ein Wachhund seinem Herrn. Der Mann fürs Grobe, der Ihnen mehr als einmal geholfen hat, wenn Sie mal wieder Ärger mit irgendwelchen Leuten hatten.«
    Ich legte eine kurze Kunstpause ein, um Knudsons Reaktion zu beobachten.
    »Sein Name war Andrew Rowling. Aber genannt wurde er von allen nur Rocky.«
    Von einem Augenblick auf den anderen wurde Martin Knudson weiß wie die Wand seines Büros.
    ***
    Bevor wir uns noch einmal Chu Ling vorknöpften, machten wir einen kurzen Abstecher an die Federal Plaza. Mr High hatte vom zuständigen Detective des NYPD von John Reeves’ unerwartetem Ableben erfahren und wollte auf Stand gebracht werden.
    Während mein Partner an seinen Arbeitsplatz ging, um ein paar Dinge zu recherchieren, begab ich mich in das Büro unseres Chefs und erstattete ihm einen vollständigen Bericht über die Ereignisse der letzten 24 Stunden. Mr High unterbrach mich nur hin und wieder, um eine Frage zu stellen, und als ich zum Ende kam, schwieg er lange, bevor er das Wort an mich richtete.
    »Was denken Sie über die Sache, Jerry? Treibt Knudson ein doppeltes Spiel?«
    »Es ist noch zu früh für ein abschließendes Urteil«, erwiderte ich ausweichend. »Nur eins scheint mir klar: Um die Motive der handelnden Personen zu verstehen, muss man weit zurück in die Vergangenheit gehen.«
    Mr High zog die Augen zusammen.
    »Der Chinese Boxing Club .«
    Ich nickte. »Damals sind Freundschaften und Feindschaften entstanden, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind.«
    »Ich verstehe, was Sie meinen, Jerry. Eifersucht ist ein starkes Motiv. Auch Hass. Und nicht zu vergessen: die wahre Liebe.«
    Ich trank meinen Kaffee aus und schob die Tasse zurück.
    »Colin Banks war eifersüchtig auf Rocky, weil er mit der Frau zusammen war, die er liebte. Als sich ihm die Gelegenheit bot, seinen Nebenbuhler loszuwerden, nutzte er sie eiskalt und schickte Rocky nach Rikers Island.«
    »Obwohl sein ehemaliger Kumpel unschuldig war.«
    Ich nickte. »Können Sie sich vorstellen, wie der Hass auf Banks in Rocky gewuchert haben muss während der sechs Jahre, die er unschuldig in seiner Zelle saß und Striche in den Bettpfosten geritzt hat?«
    »Er muss ins Unermessliche gewachsen sein.«
    »Rocky war eine tödliche Waffe, scharf und geladen. Und draußen gab es jemanden, der genau so eine Waffe brauchte und mit ihr umzugehen wusste.«
    »Martin Knudson.«
    »Er wollte ein Riesenprojekt stemmen. Ein Einkaufsparadies mitten in East Harlem wäre eine Goldgrube. Aber erst musste er die Mieter in den beiden Häusern loswerden, die auf dem Gelände standen. Da erfuhr er, dass sie sich vor Gericht von einem absoluten Schwergewicht der Branche vertreten lassen würden. Colin Banks. Gegen ihn würde er im Prozess keine Chance haben.«
    Mr High faltete die Hände vor der Brust und betrachtete konzentriert seine Finger.
    »Also erinnert er sich an den Mann, der mit Banks noch eine Rechnung offen hat.«
    »Er schmiert einen der Security-Leute, die Rocky bei seinem Krankentransport bewachen, und holt seinen ehemaligen Sparringspartner von der verhassten Gefängnisinsel. Er gibt ihm Geld und Banks’ Adresse. Den Rest überlässt er Rockys Fantasie und seinem brennenden Hass.«
    »So könnte es gewesen sein«, stimmte unser Chef mir zu. »Was ist mit dem

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