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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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heißen?«
    »Hast du dich gut amüsiert?«, fragte Tommy, plötzlich das Thema wechselnd.
    »Das kann man nicht gerade behaupten. Man war sehr freundlich und nett zu mir. Wahrscheinlich werde ich auch noch lernen, die Damen zu unterscheiden. Am Anfang ist das schwierig. Eigentlich sehen sie sich alle ähnlich und sind ähnlich angezogen, und man kann sie kaum auseinanderhalten, falls nicht mal eine besonders schön oder hässlich ist, meine ich. Und das kommt hier auf dem Land seltener vor.«
    »Ich wollte dir doch erzählen, dass Hannibal und ich sehr klug waren«, sagte Tommy.
    »Ich dachte, nur Hannibal?«
    Tommy hob die Hand und nahm ein Buch aus dem Fach unmittelbar vor ihm.
    »Entführt«, erklärte er. »Ja, nochmal Robert Louis Stevenson. Irgendjemand muss ihn sehr gemocht haben. Der schwarze Pfeil, En t führt, Catriona und noch zwei weitere Romane. Alexander hat sie von seiner Großmutter geschenkt bekommen, eins stammt von einer Tante.«
    »Und?«
    »Und ich habe sein Grab gefunden.«
    »Was hast du gefunden?«
    »Eigentlich war es Hannibal. Es liegt direkt an der Ecke, bei einer der kleinen Seitentüren der Kirche. Es könnte die Tür zur Sakristei sein. Es ist sehr verwittert und ungepflegt, aber es ist sein Grab. Er starb mit vierzehn: Alexander Richard Parkinson. Hannibal hatte herumgeschnüffelt, ich wollte ihn fortziehen und habe dabei die Inschrift gesehen und entziffert, obwohl sie so verwittert ist.«
    »Mit vierzehn«, sagte Tuppence. »Noch ein Kind!«
    »Ja, es ist traurig und…«
    »Du denkst doch an was Bestimmtes.«
    »Ach, ich habe mir nur Gedanken gemacht. Wahrscheinlich hast du mich angesteckt, Tuppence. Es ist schrecklich mit dir, wenn du dich für irgendetwas interessierst, dann genügt es dir nicht, dich allein damit zu beschäftigen, du musst noch jemand anders mit hineinziehen.«
    »Was heißt das?«
    »Ich frage mich, ob es ein Fall von Ursache und Wirkung ist.«
    »Wovon redest du bloß, Tommy?«
    »Ich habe mir Gedanken über Alexander Parkinson gemacht, der sich so viel Mühe gegeben hat – und sicher mit Feuereifer bei der Sache war –, einen Geheimcode oder eine Geheimbotschaft in einem Buch zu hinterlassen. ›Mary Jordan ist keines natürlichen Todes gestorben.‹ Nehmen wir mal an, das stimmt? Nehmen wir an, diese Mary Jordan, wer sie auch gewesen sein mag, ist nicht auf natürliche Weise gestorben? Könnte es dann nicht sein, dass Alexander Parkinson als Nächster starb?«
    »Glaubst du wirklich…«
    »Es hat mich nachdenklich gestimmt – er wurde nur vierzehn Jahre alt. Aus der Inschrift geht nicht hervor, woran er gestorben ist. Es steht nur ein Grabspruch da: ›In deiner Gegenwart ist die Freude am größten.‹ Etwas in dem Sinn. Aber – er könnte etwas gewusst haben, was jemand gefährlich wurde. Und deshalb – ist er gestorben.«
    »Du meinst, er wurde ermordet? Reine Einbildung, mein Lieber.«
    »Du hast damit angefangen. Außerdem läuft es auf dasselbe hinaus, findest du nicht?«
    »Ja, vermutlich werden wir uns weiter Gedanken machen«, sagte Tuppence, »aber wir werden nie etwas Genaues herausbekommen, weil alles endlos viele Jahre her ist.«
    Sie sahen sich an.
    »Es muss zu der Zeit gewesen sein, als wir wegen Jane Finn Nachforschungen angestellt haben«, sagte Tommy.
    Wieder sahen sie sich an und ihre Gedanken wanderten in die Vergangenheit zurück.

6
     
    D er Umzug ins eigene Haus ist oft mit angenehmen Vorstellungen und Vorfreude verbunden, aber leider gehen die Erwartungen nicht immer in Erfüllung.
    Verbindungen müssen aufgefrischt oder aufgenommen werden, mit Elektrikern, Baufirmen, mit Tischlern, Malern, Tapezierern, den Geschäften für Gasherde und elektrische Geräte, mit Polsterern, Dekorateuren, den Firmen, die Linoleum legen oder Teppiche liefern. Jeder Tag bringt nicht nur die normalen Aufgaben, sondern noch eine Menge Besucher, die entweder seit Langem erwartet wurden oder mit deren Erscheinen man nicht mehr gerechnet hatte.
    Dennoch gab es Augenblicke, in denen Tuppence mit erleichtertem Aufseufzen das Ende verschiedener Tätigkeiten auf verschiedenen Gebieten ankündigte.
    »Ich glaube fast, dass die Küche jetzt endgültig fertig ist«, sagte sie, »nur kann ich nicht die passende Mehldose auftreiben.«
    »Ach«, sagte Tommy, »ist das wichtig?«
    »Wieso nicht? Weißt du, Mehl kauft man oft in Dreipfundtüten und dafür sind dann diese Dosen viel zu klein. Sie sind alle so niedlich. Eine ist mit einer hübschen Rose bemalt und

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