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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Geld zurückbehalten oder so was.«
    »Na, in dem Fall«, antwortete Tuppence leicht verzweifelt, »würde ich nichts unternehmen.«
    Sie sagte das so streng, dass sich Hannibal in die Beratung einmischte. Er bellte Beatrice laut an und machte einen großen Satz auf den Staubsauger zu, den er für einen seiner Hauptfeinde hielt.
    »Sei still, Hannibal! Hör mit dem Gebell auf und lass das Beißen sein!«, schimpfte Tuppence. »Oh, ich komme viel zu spät!«
    Sie lief aus dem Haus.
    »Überall Probleme«, brummte Tuppence vor sich hin, als sie den Hügel hinunterging und in den Obstgartenweg einbog. Dabei überlegte sie, wie schon oft, ob eins der Häuser am Weg je einen Obstgarten gehabt hatte. Es erschien ihr unwahrscheinlich.
    Mrs Barber empfing sie überaus freundlich und tischte verlockend aussehende Eclairs auf.
    »Hm«, sagte Tuppence, »sie sehen wunderbar aus. Sind sie von Betterby?«
    Betterby war die Konditorei des Ortes.
    »Nein, meine Tante hat sie gebacken. So etwas kann sie hervorragend.«
    »Eclairs sind sehr schwierig zu machen. Ich habe damit nie Glück.«
    »Man muss ein bestimmtes Mehl verwenden. Ich glaube, das ist das ganze Geheimnis.«
    Die Damen tranken Kaffee und plauderten über die Tücken des Kuchenbackens.
    »Miss Bolland hat neulich von Ihnen gesprochen, Mrs Beresford.«
    »Ach? Wirklich? Wer ist Miss Bolland?«
    »Sie wohnt neben dem Pfarrhaus. Ihre Familie ist schon sehr lange hier. Sie hat erzählt, dass sie bereits als Kind hier zu Besuch war. Sie hätte sich immer so darauf gefreut, wegen der guten Stachelbeeren im Garten. Und wegen der Reineclauden. Solche Pflaumenbäume sieht man heute kaum. Gelbe Pflaumen gibt es wohl, aber die schmecken anders.«
    Die Damen sprachen über Früchte und Obstsorten, die heute nicht mehr so schmeckten, wie sie in ihrer Kindheit geschmeckt hatten.
    »Mein Großonkel hatte auch Reineclauden«, stellte Tuppence fest.
    »Ach? War das der Domherr in Anchester? Hier hat früher ein Domherr Henderson mit seiner Schwester gelebt – eine traurige Geschichte. Sie hat Kümmelkuchen gegessen, ein Kümmelkorn ist ihr in die falsche Kehle geraten und sie ist daran erstickt. Wenigstens wird das behauptet. Ist das nicht schrecklich? Einer meiner Vettern ist auch erstickt, an einem Stück Hammelfleisch. Angeblich kann es ganz leicht passieren. Es soll ja Menschen geben, die am Schluckauf gestorben sind, weil sie einfach nicht aufhören konnten.«

7
     
    » K ann ich Sie einen Augenblick sprechen, Madam?«
    »Oje«, sagte Tuppence. »Schon wieder Probleme?«
    Sie kam aus dem Bücherzimmer und klopfte sich ein paar Staubflocken ab, denn sie trug ihren besten Rock und Mantel. Sie wollte noch einen Hut aufsetzen und dann zu einer Teeeinladung aufbrechen, bei einer Bekannten, die sie im Kuriositätenbasar kennen gelernt hatte. Es war nicht der richtige Zeitpunkt, fand sie, um Beatrices Problemen zu lauschen.
    »Ich wollte Ihnen etwas erzählen, weil ich dachte, dass es Sie interessiert.«
    »Ja?«, sagte Tuppence zögernd. Sie hatte immer noch den Verdacht, dass es sich um ein verkapptes Problem handeln könnte. »Ich habe es ziemlich eilig, weil ich zum Tee eingeladen bin.«
    »Es geht um jemand, nach dem Sie mich gefragt haben. Sie hieß Mary Jordan, nicht wahr? Erst haben die Leute geglaubt, es müsste Mary Johnson sein. Wissen Sie, es hat mal eine Belinda Johnson gegeben, die in der Post arbeitete. Das ist lange her.«
    »Ja, und auch einen Polizisten namens Johnson.«
    »Also, diese Freundin von mir – Gwenda. Sie kennen doch den Laden – auf der einen Seite ist die Post und auf der anderen Seite gibt’s Postkarten und Briefumschläge und so, und auch Porzellan, meistens vor Weihnachten…«
    »Ich weiß«, unterbrach sie Tuppence. »Über dem Laden steht ›Mrs Garrison‹ oder so ähnlich.«
    »Ja, bloß dass er heute längst nicht mehr den Garrisons gehört. Die Besitzer heißen jetzt anders. Also, Gwenda hat von einer Mary Jordan gehört, die vor langer Zeit hier gelebt hat. Es ist sehr lange her! Sie hat in diesem Haus gewohnt, meine ich.«
    »Ach? Hier im Lorbeerhaus?«
    »Damals hieß es anders. Gwenda hat was über sie gehört und dachte, es könnte Sie interessieren. Es ist eine traurige Geschichte gewesen; sie ist verunglückt oder es war ein Unfall. Auf jeden Fall ist sie gestorben.«
    »Hat sie im Lorbeerhaus gewohnt, als sie starb? Gehörte sie zur Familie?«
    »Nein, die Familie hat Parker geheißen, Parker gibt’s hier viele. Oder Parkinson. Bei

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