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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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die andere mit einer Sonnenblume, aber mehr als ein Pfund geht nicht hinein, und das ist lästig.«
    Hin und wieder machte Tuppence auch Vorschläge, wie das Haus genannt werden sollte.
    »Lorbeerhaus«, sagte sie, »so ein dummer Name, findest du nicht? Ich weiß gar nicht, warum es so heißt. Es gibt hier keine Lorbeeren. Zu den Pl a tanen hätte viel besser gepasst. Platanen sind sehr schöne Bäume.«
    »Ehe es zum Lorbeerhaus wurde, hieß es Long Scofield. Wenigstens hat man mir das erzählt.«
    »Auch wieder ein Name, der nichts bedeutet«, stellte Tuppence fest. »Was oder wer ist Scofield und wer hat damals hier gewohnt?«
    »Ich glaube, die Leute hießen Waddington.«
    »Ich kriege das nie klar«, sagte Tuppence. »Waddingtons, dann die Jones’, die es an uns verkauft haben. Davor waren es die Blackmores, nicht wahr? Und davor vermutlich die Parkinsons. Es gibt eine Menge Parkinsons. Ich entdecke immer mehr.«
    »Wieso?«
    »Ach, es liegt wohl daran, dass ich so viel herumfrage. Weißt du, wenn ich was über die Parkinsons herausbekommen könnte, kämen wir mit unserem – na, sagen wir, unserem Problem besser voran.«
    »Heutzutage nennt man einfach alles ein Problem. Und unser Problem ist also Mary Jordan, wie?«
    »Nicht nur das, Tommy. Wir haben das Problem Familie Parkinson, das Problem Mary Jordan und vermutlich noch eine Menge anderer. ›Mary Jordan ist keines natürlichen Todes gestorben‹, aber dann geht die Botschaft ja gleich weiter; es heißt: ›Es war einer von uns.‹ Bedeutet das, einer aus der Familie Parkinson, oder lebte sonst noch jemand hier? Sagen wir mal, es gab zwei oder drei junge Parkinsons, dann ältere Parkinsons und Leute, die anders hießen, aber Tanten, Neffen oder Nichten waren. Vermutlich hatten sie auch ein Hausmädchen und eine Zofe und eine Köchin oder eine Gouvernante und vielleicht auch – nein, für ein Au-pair-Mädchen ist es zu lange her –, aber ›einer von uns‹ wird sich schon auf den ganzen Haushalt beziehen. Und zu einem Haushalt gehörten damals viel mehr Menschen als heute. Schön, Mary Jordan kann ein Hausmädchen oder die Köchin gewesen sein. Und warum sollte jemand ihren Tod wünschen? Jemand muss ihren Tod gewollt haben, sonst wäre ihr Tod doch ganz normal gewesen, nicht wahr? Übrigens bin ich übermorgen wieder zum Morgenkaffee eingeladen.«
    »Du scheinst unentwegt zu morgendlichen Kaffee-Einladungen zu gehen«, bemerkte Tommy.
    »Ach, es ist eine praktische Methode, seine Nachbarn kennen zu lernen und auch viele andere Einwohner aus dem Ort. Schließlich ist das Dorf nicht besonders groß. Die Leute reden auch dauernd über alte Tanten oder Bekannte von früher. Ich werde mir zuerst Mrs Griffin vornehmen, offenbar das Unikum in der Gegend. Nach allem, was ich gehört habe, hat sie mit eiserner Hand regiert. Weißt du, sie hat den Vikar tyrannisiert und den Doktor und die Gemeindeschwester und wen sie sonst noch in Reichweite hatte.«
    »Könnte die Gemeindeschwester nicht nützlich sein?«
    »Das glaube ich nicht. Sie ist tot. Ich meine die, die zur Zeit der Parkinsons hier gelebt haben muss. Die jetzige ist noch nicht lange hier und interessiert sich nicht sehr für das Dorf. Die hat bestimmt nie einen Parkinson gekannt.«
    »Ich wollte«, seufzte Tommy, »ich wollte, wir könnten alle Parkinsons vergessen!«
    »Du meinst, dann gäbe es das ganze Problem nicht?«
    »Ach, du meine Güte! Schon wieder das Wort Problem.«
    »Daran ist Beatrice schuld.«
    »Wieso Beatrice?«
    »Sie hat das Wort ›Probleme‹ eingeführt. Nein, eigentlich war es Elizabeth, die Putzfrau, die wir vor ihr hatten. Ständig kam sie an und sagte: ›Ach, Madam, kann ich Sie eine Minute sprechen? Ich hab da nämlich ein Problem.‹ Ihre Nachfolgerin an den Donnerstagen war Beatrice; sie muss sich angesteckt haben, denn sie hat auch Probleme. Es heißt einfach, dass sie was von mir will, aber es hat immer den Namen ›Problem‹.«
    »Na schön«, sagte Tommy. »Lassen wir’s gut sein. Du hast ein Problem – ich habe ein Problem – wir haben beide Probleme.«
     
    Tuppence ging langsam die Treppe hinunter und schüttelte den Kopf, als Hannibal ihr erwartungsvoll entgegenlief. Er wedelte und hoffte, dass etwas Angenehmes geschehen würde.
    »Nein, Hannibal. Du bist schon draußen gewesen. Du hast deinen Morgenspaziergang gehabt.«
    Hannibal fand, dass sie sich täuschen müsste, er war noch nicht spazieren gegangen.
    »Du bist der verlogenste Hund, den ich kenne«,

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