Alter schützt vor Scharfsinn nicht
nicht.«
»Gibt es noch Parkinsons, die hier leben?«
»Nein, schon lange nicht mehr. Einer hat eine Kusine von mir geheiratet. Ich glaube, die sind nach Kenia gegangen.«
Tuppence gelang es, in Hörweite von Mrs Lupton zu bleiben, die, so viel sie wusste, etwas mit dem nahen Kinderkrankenhaus zu tun hatte. »Wie ist das?«, fragte sie. »Können Sie Kinderbücher brauchen? Sie sind sehr alt. Wir haben unseren Vorgängern einige Möbel abgekauft und die Bücher als Zugabe erhalten.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mrs Beresford. Wir bekommen natürlich sehr gute Bücher gestiftet. Es gibt jetzt so viele Kinderbuchsonderausgaben! Ich habe immer ein bisschen Mitleid mit ihnen, wenn sie den altmodischen Kram lesen müssen.«
»Ach, tatsächlich? Ich habe die Bücher geliebt, die ich als Kind besaß. Einige hatten schon meiner Großmutter gehört. Ich glaube, das waren die allerschönsten. Ich werde die Schatzinsel nie vergessen, oder Die Farm zu den vier Winden und die Bücher von Stanley Weyman.«
Sie sah sich forschend um, gab dann auf, sah auf die Uhr, stieß einen Schreckensruf aus und verabschiedete sich.
Tuppence fuhr den Wagen in die Garage und lief um das Haus zur Vordertür. Sie stand offen. Albert kam aus dem Wirtschaftstrakt, um sie zu begrüßen.
»Möchten Sie Tee, Madam? Sie sind sicher sehr müde.«
»Danke, ich habe schon Tee getrunken, im Basar. Sie hatten guten Kuchen, aber schreckliche süße Brötchen.«
»Die sind auch schwer zu machen, fast so schwer wie Krapfen.« Er seufzte. »Ach, Amy hat so gute Krapfen gebacken.«
»Ich weiß«, sagte Tuppence. »Ihre Krapfen waren die besten, die ich je gegessen habe.«
Amy war Alberts Frau gewesen. Sie war seit einigen Jahren tot. Nach Tuppence’ Meinung hatte Amy hervorragende Sirupkuchen gebacken, aber mit ihren Krapfen war es nicht so weit her gewesen.
»Wo ist mein Mann? Ist er ausgegangen?«
»Nein, er ist oben. Auf dem Dachboden, wissen Sie, im Bücherzimmer.«
»Was macht er denn da?«, fragte Tuppence leicht verwundert.
»Ich glaube, er sortiert immer noch Bücher oder stellt sie jetzt endgültig auf.«
»Merkwürdig«, meinte Tuppence. »Wo er doch so ein Theater gemacht hat und deswegen ganz unfreundlich zu uns war.«
»Na ja«, sagte Albert, »so sind die Männer eben. Sie haben am liebsten große dicke Bücher, wissenschaftliche Wälzer, an denen sie lange lesen können.«
»Ich werde hinaufgehen und ihn aufscheuchen«, sagte Tuppence. »Wo ist Hannibal?«
»Ich glaube, er ist auch oben.«
In diesem Augenblick tauchte Hannibal auf. Nachdem er mit der leidenschaftlichen Wut gebellt hatte, die er bei einem guten Wachhund für angebracht hielt, hatte er richtig geschlossen, dass sein geliebtes Frauchen zurückgekommen sein musste und nicht jemand, der das Silber stehlen oder einen Menschen überfallen wollte. Er trottete die Treppe hinunter, mit hechelnder rosa Zunge, und wedelte.
»Na, freust du dich, dein Frauchen wiederzusehen?«
Hannibal bestätigte, dass er sich sehr freute. Er sprang so wild an Tuppence hoch, dass sie beinahe umfiel.
»Langsam, langsam«, rief Tuppence. »Oder willst du mich umbringen?«
Hannibal gab zu erkennen, dass er nur einen Wunsch hatte: Er wollte sie aus Liebe auffressen.
»Wo ist dein Herrchen? Wo? Ist er oben?«
Das verstand Hannibal. Er rannte die Treppe hinauf, wandte den Kopf und wartete.
»Na, so was!«, sagte Tuppence, als sie etwas außer Atem ins Bücherzimmer trat und Tommy rittlings auf der Leiter sitzen sah. Er zog Bücher heraus und stellte sie wieder ins Fach. »Was machst du da? Ich dachte, du wolltest mit Hannibal spazieren gehen?«
»Wir sind spazieren gewesen«, antwortete Tommy. »Wir waren auf dem Friedhof.«
»Du kannst doch Hannibal nicht auf den Friedhof mitnehmen! Der ist für Hunde verboten.«
»Er war an der Leine. Außerdem habe ich ihn nicht mitgenommen. Er hat mich mitgenommen. Ihm scheint der Friedhof gefallen zu haben.«
»Hoffentlich wird das nicht sein Lieblingsplatz. Du weißt doch, was für ein Gewohnheitstier er ist. Wenn es ihm zur Gewohnheit wird, auf den Friedhof zu gehen, kriegen wir Ärger.«
»Er hat sich sehr ordentlich und klug benommen.«
»Mit ›klug‹ meinst du immer, dass er seinen Willen durchgesetzt hat.«
Hannibal drehte sich zu ihr um und rieb die Nase an ihrer Wade.
»Jetzt will er dir begreiflich machen, dass er ein kluger Hund ist«, erklärte Tommy. »Klüger als wir beide zusammen.«
»Und was soll das
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