Alter schützt vor Scharfsinn nicht
Eine Araukarie?«
»Ja«, sagte Tuppence. »Wie gut du Bescheid weißt!«
»Ich bin eben ein richtiger Botaniker. Und was machst du nun hier?«
»Wenn man den Hügel herunterkommt und nicht ordentlich gebremst hat, landet man bei ihr.«
»Na schön«, seufzte Tommy. »Jedem Tierchen sein Pläsierchen.«
»Dabei habe ich nur Nachforschungen betrieben, weißt du, wegen unserem jüngsten Problem.«
»Dein Problem? Mein Problem?«
»Das weiß ich nicht. Hoffentlich von uns beiden.«
»Mit Beatrices Problemen hat es sicherlich nichts zu tun?«
»Aber nein. Es ist nur so, dass ich mir Gedanken gemacht habe, was in diesem Haus alles versteckt sein könnte, und darum habe ich mir einen Berg Spielzeug angesehen, der offenbar seit vielen Jahren in dem alten kleinen Glashaus abgestellt war. Und dabei habe ich dieses Gespann entdeckt, auch Mathilde, ein Schaukelpferd mit einem Loch im Bauch.«
»Mit einem Loch im Bauch?«
»Ja. Vermutlich haben sie irgendwelches Zeug hineingestopft, die Kinder, so aus Spaß: Blätter und altes Papier und Staubtücher und ölverschmierte Putzlappen.«
»Komm schon«, sagte Tommy. »Gehen wir ins Haus.«
Tuppence streckte behaglich die Beine dem Kaminfeuer entgegen, das sie rechtzeitig vor Tommys Rückkehr im Wohnzimmer angezündet hatte. »Nun erzähle! Warst du in der Galerie im Ritz, um dir die Bilder anzusehen?«
»Nein. Ich bin nicht dazugekommen.«
»Was heißt das? Du bist doch extra deswegen nach London gefahren?«
»Tust du immer, was du dir vorgenommen hast?«
»Aber du musst doch irgendwo gewesen sein und irgendetwas getan haben.«
»Ich habe einen guten Platz gefunden, wo man parken kann.«
»Wenigstens etwas Nützliches«, stellte Tuppence fest. »Wo?«
»In der Nähe von Hounslow.«
»Was hast du denn in Hounslow gewollt?«
»Ich war nicht in Hounslow selbst. Vom Parkplatz aus bin ich mit der U-Bahn weitergefahren.«
»Wohin? Nach London?«
»Ja. Ich fand es bequemer.«
»Irgendwie wirkst du, als hättest du ein schlechtes Gewissen«, sagte Tuppence. »Jetzt fehlt nur noch, dass ich eine Rivalin habe, die in Hounslow wohnt.«
»Nein. Du hättest sogar allen Anlass, dich zu freuen.«
»So? Hast du mir ein Geschenk gekauft?«
»Nein, das nicht. Ich weiß ja nie, was ich dir schenken soll.«
»Ach, manchmal hast du es doch gut erraten. Was hast du nun wirklich gemacht?«
»Ich habe auch Nachforschungen angestellt.«
»Heutzutage tut das bald jeder«, erklärte Tuppence. »Neffen und Vettern, Söhne und Töchter von Bekannten, alle forschen sie nach etwas. Warum, weiß ich nicht, aber sie amüsieren sich dabei.«
»Unsere Adoptivtochter forscht in Ostafrika. Hat sie dir eigentlich geschrieben?«
»Ja, Betty ist glücklich – sie fragt afrikanische Familien aus und schreibt darüber Artikel.«
»Glaubst du, dass die Leute dort über ihre Fragen begeistert sind?«, fragte Tommy.
»Kann ich mir nicht vorstellen. In der Gemeinde meines Vaters waren Kirchenkommissionen sehr unbeliebt. Man hielt sie für Schnüffler.«
»Hm. Als Pfarrer wird dein Vater Erfahrung gehabt haben. Und damit wird mir auch klar, mit welchen Schwierigkeiten ich zu rechnen habe.«
»Worüber willst du denn Nachforschungen anstellen, doch nicht etwa über Rasenmäher?«
»Wie kommst du denn darauf?«
»Weil du ständig Kataloge wälzt. Du scheinst ganz versessen darauf zu sein, einen Rasenmäher zu kaufen.«
»Aber wenn wir unser Haus erforschen wollen, dann geht es doch um historische Dinge, um, sagen wir, Verbrechen, die vor mindestens sechzig oder siebzig Jahren geschehen sind.«
»Nun pack schon aus, Tommy! Erzähl mir mehr über dein Forschungsprojekt.«
»Ich war in London und habe gewisse Dinge ins Rollen gebracht.«
»So? In bestimmter Hinsicht habe ich genau dasselbe getan, nur dass unsere Methoden sich unterscheiden. Aber die fragliche Zeit liegt auch weit zurück.«
»Willst du damit andeuten, dass du dich nun doch intensiv mit Mary Jordan befasst? Bei dir hat das Problem offenbar schon Gestalt angenommen, was?«
»Und dabei hat sie einen so alltäglichen Namen. So kann sie kaum geheißen haben, wenn sie Deutsche war!«, sagte Tuppence. »Es wird behauptet, sie wäre eine deutsche Spionin oder Agentin gewesen. Natürlich könnte sie es auch als Engländerin gewesen sein.«
»Ich glaube, die Sache mit Deutschland ist eine Legende.«
»Weiter, Tommy. Du hast mir immer noch nichts Genaues verraten.«
»Also, ich habe gewisse – gewisse…«
»Sag nicht immer
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