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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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eine ziemlich schmutzige Scheibe ins Innere zu spähen versuchte. »Da muss eine Menge merkwürdiges Zeug liegen.«
    »Aber ja, es gibt einen Schlüssel. Der wird noch an der alten Stelle hängen.«
    »Wo ist das?«
    »Hinten im Schuppen.«
    Sie gingen einen kleinen Pfad entlang. Der Schuppen verdiente kaum diesen Namen. Isaac trat die Tür auf, räumte Zweige zur Seite und schob faulende Äpfel mit dem Fuß fort. Dann nahm er eine alte Fußmatte von einem Nagel an der Wand und darunter hingen einige rostige Schlüssel.
    »Das sind Lindops Schlüssel«, stellte er fest. »Er war der vorletzte Gärtner, der hier gewohnt hat, von Beruf Korbmacher. Hat nicht viel getaugt. Wollen Sie KK wirklich sehen?«
    »Ja, gern«, antwortete Tuppence lebhaft. »Wie schreibt man es übrigens?«
    »Was?«
    »Sind es nur zwei Buchstaben?«
    »Nein, ich glaub, das war irgendwie anders, was Ausländisches. K-a und nochmal K-a. Kommt mir vor, als hätten sie was von Japanisch gesagt.«
    »Ach? Haben denn hier Japaner gewohnt?«
    »Nein, nie! Solche Ausländer nicht.«
    Mithilfe von ein wenig Öl – Isaac schien es griffbereit zu haben – ließ sich der rostigste der Schlüssel ins Schloss stecken. Er drehte sich knirschend und die Tür ging auf. Tuppence und ihr Führer traten ein.
    »Das ist es«, sagte Isaac, ohne viel Achtung für die herumliegenden Gegenstände zu verraten. »Nichts als Plunder, was?«
    »Oh, das Schaukelpferd sieht prachtvoll aus!«
    »Das ist Mackild«, stellte Isaac vor. »Oder besser, Mathilde.«
    »Mackild?«, fragte Tuppence ziemlich zweifelnd.
    »Ja. Sie war irgendeine Königin, angeblich die Frau von Wilhelm dem Eroberer, aber das war sicher nur Angabe. Das Ding stammt aus Amerika. Ein amerikanischer Patenonkel hat es einem der Kinder mitgebracht.«
    »Welchem Kind?«
    »Von den Bassingtons natürlich. Die waren vor den anderen da. Aber jetzt ist es sicher ganz verrostet.«
    Noch im Verfall war Mathilde ein prachtvolles Pferd. Es war fast so groß wie ein normales Pony. Von der ursprünglichen dichten Mähne waren nur noch ein paar Haare übrig geblieben, ein Ohr war abgebrochen, der Schweif ziemlich dünn. Es musste einmal grau gestrichen gewesen sein. Die Vorderbeine waren weit vorgespreizt, die Hinterbeine standen nach hinten weg.
    »Ich habe noch nie ein Schaukelpferd gesehen, das so funktioniert«, sagte Tuppence.
    »Ja, nicht wahr? Die anderen schaukeln alle einfach rauf und runter. Aber das da – sehen Sie? –, das springt richtig vor. Zuerst mit den Vorderbeinen – hopp –, und dann geht’s auf die Hinterbeine. Wenn ich’s Ihnen mal vormachen soll…«
    »Seien Sie vorsichtig«, sagte Tuppence rasch. »Es könnten Nägel rausstehen, an denen Sie sich verletzen. Oder wenn Sie runterfallen.«
    »Ich habe Mathilde schon vor fünfzig oder sechzig Jahren geritten, ja, so lange muss es her sein. Der Gaul ist immer noch stabil, glauben Sie’s mir. Er bricht nicht zusammen.«
    Mit einem unerwarteten akrobatischen Sprung landete Isaac auf Mathilde. Das Pferd raste vorwärts, dann rückwärts.
    »Unerhörtes Tempo, was?«
    »Das kann man wohl sagen!«
    »Ach, wie haben sie es geliebt! Miss Jenny ist jeden Tag darauf geritten.«
    »Wer war Miss Jenny?«
    »Die Älteste. Ihr Patenonkel hat es geschickt. Wahreliebe hat er ihr auch geschenkt.«
    Tuppence sah ihn fragend an. Der Name schien zu keinem der Gegenstände im Ka-Ka zu passen.
    »So haben sie’s genannt, das kleine Pferd mit dem Wagen, dort in der Ecke. Sie sind damit den Hügel runtergefahren. Miss Pamela vor allem. Sie war immer sehr ernst. Sie hat es auf den Berg gezogen und dann hat sie die Füße da draufgestellt – wissen Sie, da sollten Pedale sein, aber die sind lange kaputt. Darum hat sie es auf den Hügel geschoben und sich dann runterrollen lassen. Zum Bremsen hat sie die Füße benützt. Meistens ist sie unten in die Araukarie geraten.«
    Tuppence verzog das Gesicht.
    »Das klingt nicht sehr gemütlich. Ich möchte da nicht landen.«
    »So schlimm war’s nicht. Sie hat ja vorher gebremst. Stundenlang war sie dabei. Ich habe oft das Beet von den Christrosen gehackt, wissen Sie, und dann das Pampasgras. Da konnte ich sie sehen. Ich habe nicht mit ihr geredet. Sie mochte nicht, dass man sie ansprach. Sie wollte nicht gestört werden, wenn sie was machte oder sich was einbildete.«
    »Was hat sie sich denn eingebildet?« Tuppence begann sich plötzlich für Miss Pamela zu interessieren, auf jeden Fall mehr als für Miss Jenny.
    »Das

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