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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Erstaunlich, wie so etwas passieren kann, nicht wahr? Wer wüsste das besser als Sie! Der Verräter in unserer Mitte; immer genießt er volles Vertrauen, immer ist er ein prima Kerl, immer fällt der Verdacht zu allerletzt auf ihn – und während der ganzen Zeit… Wie ich schon sagte, vieles ist nie geklärt worden.« Er zwinkerte. »Vielleicht hat man Sie hingeschickt, damit Sie sich mal umsehen, na, lieber Freund?«
    »Nach was umsehen?«, fragte Tommy.
    »Oh, in Ihrem Haus. Sie sagten doch Lorbee r haus, ja? Es hat eine Menge dummer Scherze darüber gegeben. Natürlich haben sich der Geheimdienst und die anderen Sicherheitsorgane gründlich umgesehen. Sie vermuteten, dass irgendwo im Haus wertvolle Beweisstücke zu finden sein müssten. Es gab auch die Theorie, dass alles noch rechtzeitig ins Ausland geschickt worden wäre – Italien wurde erwähnt. Doch einige Leute vermuteten, dass es dort ein Versteck gab. Sie kennen das ja, es ist ein Haus mit Kellern und jeder Menge Steinfliesen… Ach, Tommy, geben Sie es zu, Sie sind wieder auf der Jagd.«
    »So glauben Sie mir doch, dass ich nichts mehr mit solchen Dingen zu tun habe!«
    »Oh, das hat man Ihnen schon einmal geglaubt, damals, als Sie in jener Pension wohnten, am Anfang des Zweiten Weltkriegs. Sie schnappten einen Agenten der Deutschen. Und dann ging es noch um die Frau mit dem Buch mit Kinderreimen. Der berühmte Fall N. und M. Das war gute Arbeit! Und jetzt hat Ihre Behörde Sie vielleicht auf eine neue Spur angesetzt.«
    »Unsinn«, sagte Tommy. »Was für Einfälle Sie haben. Ich bin ein alter Mann.«
    »Ein schlauer alter Fuchs sind Sie. Ich wette, Sie sind besser als die meisten jungen Leute. Sie sitzen da, sehen unschuldig aus – und vermutlich sollte man Ihnen gar keine Fragen stellen. Ich kann Sie ja wohl kaum auffordern, Staatsgeheimnisse zu verraten, was? Aber passen Sie trotzdem auf Ihre Frau gut auf. Sie wissen ja, wie vorwitzig sie ist. Damals, im Fall N. und M. ist sie gerade nochmal davongekommen.«
    »Tuppence interessiert sich nur für die Geschichte des Hauses, für die Bewohner und ihre Bilder und dergleichen. Und für das Anlegen des Gartens. Er ist heute unser Hauptinteresse. Der Garten und Kataloge über Blumenzwiebeln und was sonst so dazugehört.«
    »Das glaube ich Ihnen erst, wenn ein Jahr ohne besondere Ereignisse vergangen ist. Aber ich kenne Sie, mein Lieber. Und die liebe Mrs Beresford kenne ich ebenfalls. Sie beide zusammen sind eine prächtige Mannschaft und ich wette, Sie fördern etwas zu Tage. Und ich sage Ihnen: Wenn diese Papiere auftauchen, wird sich das politisch sensationell auswirken und es gibt eine Menge Leute, die sich nicht darüber freuen werden. Wahrhaftig nicht! Und die Leute, die sich nicht darüber freuen werden, gelten heute als Säulen der Ehrbarkeit. Denken Sie daran! Sie sind gefährlich und wenn sie selbst nicht gefährlich sind, so stehen sie mit den andern in engem Kontakt. Seien Sie also vorsichtig und sorgen Sie dafür, dass auch Ihre Frau vorsichtig ist.«
    »Was für eine blühende Fantasie Sie haben«, sagte Tommy. »Sie bringen es noch dazu, dass ich anfange, mich aufzuregen.«
    »Regen Sie sich ruhig auf. Aber passen Sie auf Ihre Frau auf. Ich habe sie sehr gern. Sie ist ein nettes Mädchen – war es immer.«
    »Ein Mädchen kann man sie wohl kaum noch nennen.«
    »Hören Sie, reden Sie nicht so von Ihrer Frau. Gewöhnen Sie sich das ja nicht an. Sie ist eine von tausend. Trotzdem tut mir derjenige leid, den sie sich aufs Korn genommen hat. Vermutlich ist sie bereits auf der Jagd.«
    »Das glaube ich nicht. Es ist viel wahrscheinlicher, dass sie gerade mit einer alten Dame Tee trinkt.«
    »Warum nicht? Alte Damen können sehr oft brauchbare Informationen liefern. Alte Damen und Kinder. Gerade die seltsamsten Leute rücken oft mit Dingen heraus, über die man nur staunen kann. Oh, ich könnte Ihnen da viel erzählen…«
    »Das glaube ich Ihnen gern, Oberst.«
    »Aber leider, Geheimsachen darf man nicht weitergeben.« Oberst Atkinson schüttelte den Kopf.
     
    Auf der Heimfahrt starrte Tommy aus dem Zugfenster auf die rasch vorüberziehende Landschaft. »Ich möchte wissen«, murmelte er, »ich möchte wissen, was da dran ist. Der alte Bursche ist meistens gut unterrichtet. Aber was könnte heute noch so eine Rolle spielen? Das ist Vergangenheit – es gibt heute keine Geheimnisse mehr, die noch mit dem Krieg zu tun haben. Unmöglich!« Trotzdem grübelte er weiter. Es kamen so viele neue

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