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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ideen auf, eine neue Generation war herangewachsen, Enkel und Neffen, jüngere Mitglieder von Familien, die immer etwas bedeutet hatten, die etwas darstellten, in einflussreichen Positionen waren oder Macht hatten, weil sie in sie hineingeboren worden waren. Und wenn nun rein zufällig diese jungen Leute nicht loyal waren? Dann konnte man sie beeinflussen; sie konnten einer neuen politischen Richtung anhängen oder einer alten, die neu auflebte, wie immer man so was nennen wollte. England war heute anders als früher. Oder war es immer so gewesen? Es gab unter einer sauberen Oberfläche immer dunklen Morast. Das Wasser war nicht bis zum Grund des Meeres klar. Irgendwo floss ein trüber unterirdischer Wasserlauf, der gefunden und geklärt werden musste. Aber doch nicht – doch nicht in einem Ort wie Hollowquay. Hollowquay war ein verstaubtes kleines Nest, ein ehemaliges Fischerdorf, aus dem man eine englische Riviera hatte machen wollen. Nun war es ein kleiner Badeort und nur im August überfüllt. Die meisten Leute reisten jetzt lieber mit Reisegesellschaften ins Ausland.
    »Na?«, fragte Tuppence, als sie am Abend vom Esstisch aufstanden und ins Wohnzimmer gingen, um Kaffee zu trinken. »War es nett bei dir oder nichts? Wie geht es den alten Knaben?«
    »Ach, wie soll es ihnen schon gehen. Und wie war deine alte Dame?«
    »Zuerst kam der Klavierstimmer und nachmittags hat es geregnet. Ich habe sie gar nicht besucht. Eigentlich schade, vielleicht hätte sie mir etwas Interessantes erzählt.«
    »Der alte Monty Atkinson hat das jedenfalls getan«, sagte Tommy. »Ich habe gestaunt. Was hältst du eigentlich wirklich von diesem Ort, Tuppence?«
    »Sprichst du vom Dorf oder vom Haus?«
    »Nicht vom Haus, ich meine Hollowquay.«
    »Ich finde es hier sehr nett.«
    »Was heißt – nett?«
    »Das ist doch ein sehr treffendes Wort. Es wird immer so verächtlich abgetan, was nicht richtig ist. Ich finde, ein Ort ist nett, an dem nichts Besonderes passiert und wo auch nichts Besonderes passieren soll. Wo man froh ist, dass nichts passiert.«
    »Hm. Vermutlich liegt das an unserem Alter.«
    »Nein, das glaube ich nicht. Es ist einfach nett zu wissen, dass es Orte gibt, wo nichts passiert. Allerdings muss ich gestehen, dass heute beinahe etwas passiert wäre.«
    »Was soll das heißen? Hast du was angestellt, Tuppence?«
    »Nein, natürlich nicht! Es geht um die Scheibe im Glashausdach. Sie hat neulich schon ein bisschen gezittert und gewackelt. Heute ist sie mir praktisch auf den Kopf gefallen. Ich könnte völlig zerschnitten sein.«
    Tommy sah sie prüfend an. »Du bist völlig ganz.«
    »Ich hatte Glück. Trotzdem ist es mir in die Glieder gefahren.«
    »Wir müssen den alten Mann, diesen Isaac, kommen lassen, damit er sie repariert. Er soll auch alle anderen Scheiben kontrollieren. Nicht auszudenken, wenn dir was geschieht, Tuppence!«
    »Bei einem alten Haus stimmt wahrscheinlich vieles nicht.«
    »Meinst du, auch bei dem unseren?«
    »Wieso? Was soll an unserem Haus nicht stimmen?«
    »Weil ich heute etwas Merkwürdiges darüber erfahren habe.«
    »Etwas Merkwürdiges? Das erscheint mir höchst unwahrscheinlich!«
    »Warum? Weil es so freundlich und unschuldig aussieht? So sauber angestrichen und ordentlich?«
    »Nein. Der Anstrich und die Reparaturen und das unschuldige Aussehen sind unser Verdienst. Als wir es kauften, war es heruntergekommen und schäbig.«
    »Darum war es auch so billig.«
    »Du machst ein komisches Gesicht, Tommy«, sagte Tuppence. »Was ist los?«
    »Daran ist der alte Monty schuld.«
    »Ach, der Gute. Hat er dir Grüße für mich aufgetragen?«
    »Selbstverständlich. Du sollst schön vorsichtig sein und ich soll auf dich aufpassen.«
    »Das sagt er immer. Aber warum ich hier vorsichtig sein soll – das möchte ich mal wissen.«
    »Was würdest du sagen, Tuppence, wenn ich dir erzählte, dass er angedeutet hat oder vermutet, wir hätten uns nicht in den Ruhestand zurückgezogen, sondern wären in dienstlichem Auftrag hier. Dass wir wieder mal, genau wie in den Zeiten von N. und M. dienstlich herbeordert worden sind, vom Geheimdienst? Um etwas aufzudecken, um herauszufinden, was hier nicht stimmt.«
    »Tommy, du träumst wohl!«
    »Monty schien fest zu glauben, dass wir den Auftrag hätten, hier Nachforschungen anzustellen.«
    »Ja, nach was denn?«
    »Im Haus soll etwas versteckt sein.«
    »Hier im Haus? Tommy, bist du verrückt?«
    »Ehrlich gestanden, kam er mir ziemlich verrückt vor, aber ich

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