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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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bin jetzt nicht mehr so sicher.«
    »Was soll es denn sein? Ein vergrabener Schatz? Die russischen Kronjuwelen im Keller? So etwas?«
    »Nein, kein Schatz, sondern etwas, das jemandem gefährlich werden könnte.«
    »Na, das ist aber wirklich seltsam«, sagte Tuppence.
    »Warum, hast du was gefunden?«
    »Nein, natürlich nicht! Aber anscheinend hat es hier vor vielen Jahren mal einen Skandal gegeben. Nicht, dass sich jemand genau daran erinnert, nur eine Geschichte, die die Großmutter erzählt oder worüber das Personal geklatscht hat. Übrigens hat Beatrice eine Freundin, die etwas zu wissen scheint. Unsere Mary Jordan war in die Sache verwickelt. Es muss schrecklich geheim gewesen sein.«
    »Ist das ein Produkt deiner Fantasie, Tuppence? Träumst du dich in unsere Jugendzeit zurück, als wir die Sache mit Jane Finn und der Lusitania klärten? Als wir so viele Abenteuer erlebten und die rätselhafte Mrs Brown aufspürten?«
    »Du meine Güte, ist das lange her, Tommy! Die Jungen Abenteurer haben wir uns genannt. Das kommt einem gar nicht mehr wirklich vor, nicht wahr?«
    »Ja, du hast Recht. Aber es war wirklich, sehr wirklich sogar. Die fragliche Geschichte muss an die sechzig Jahre her sein.«
    »Was hat Monty denn genau gesagt?«
    »Es handelt sich um Briefe oder Papiere, die einen politischen Skandal erregt hätten oder haben. Es geht um jemand in einflussreicher Stellung, der keine einflussreiche Stellung hätte haben dürfen; und es gab Briefe oder Papiere, die ihn erledigt hätten, wenn sie je ans Licht gekommen wären. Es geht um viele Intrigen, die vor langer Zeit geplant wurden.«
    »Als Mary Jordan lebte? Das hört sich so unwahrscheinlich an, Tommy! Du musst auf der Heimfahrt im Zug eingeschlafen sein und alles geträumt haben.«
    »Das glaube ich selber bald«, antwortete Tommy. »Es ist wirklich absolut unwahrscheinlich.«
    »Trotzdem könnten wir uns umsehen, da wir nun schon mal hier wohnen«, sagte Tuppence.
    Ihre Augen suchten das Zimmer ab.
    »Hier wird doch bestimmt nichts versteckt sein, oder was meinst du, Tommy?«
    »Mir erscheint das Haus für ein derartiges Versteck ganz ungeeignet. Und seit damals haben so viele andere Familien hier gewohnt.«
    »Ja, eine Menge, soweit ich das feststellen konnte. Trotzdem, es würde Spaß machen. Weißt du, wenn wir nichts anderes zu tun haben und vom vielen Tulpenpflanzen müde sind, könnten wir uns doch mal umsehen. Ich meine es so: Wir machen uns Gedanken und fangen damit an, dass wir sagen: ›Wenn ich etwas verstecken wollte, wohin würde ich es tun und wo würde es am sichersten unentdeckt bleiben?‹«
    »Ich glaube nicht, dass etwas unentdeckt bleiben würde«, stellte Tommy fest. »Nicht bei den vielen Gärtnern und Handwerkern, die sowieso alles auf den Kopf stellen, und dann die verschiedenen Familien und Häusermakler und wer nicht noch alles.«
    »Man kann nie wissen. Vielleicht steckt’s in der Teekanne.«
    Tuppence stand auf und trat zum Kamin. Sie kletterte auf einen Hocker, holte eine chinesische Teekanne vom Sims, nahm den Deckel ab und spähte hinein.
    »Da ist nichts.«
    »Das ist auch ein sehr unwahrscheinliches Versteck.«
    »Könnte es sein«, fragte Tuppence, und ihre Stimme war eher hoffnungsvoll als zweifelnd, »dass jemand mir nach dem Leben trachtete und die Scheibe gelockert hat, damit sie mir auf den Kopf fällt?«
    »Äußerst unglaubwürdig«, sagte Tommy. »Sicherlich wollte man den alten Isaac ärgern.«
    »Was für ein enttäuschender Gedanke«, meinte Tuppence. »Ich hätte gern das Gefühl, gerade nochmal davongekommen zu sein.«
    »Trotzdem, sei vorsichtig! Ich werde mehr auf dich aufpassen.«
    »Du machst immer so ein Getue um mich.«
    »Was sehr nett von mir ist«, sagte Tommy. »Du solltest froh sein, dass dein Mann so ein Getue um dich macht.«
    »Hat unterwegs keiner auf dich geschossen oder versucht den Zug entgleisen zu lassen?«, fragte Tuppence.
    »Nein. Trotzdem werden wir die Bremsen ausprobieren, ehe wir das nächste Mal wegfahren – ach, natürlich ist das alles völlig idiotisch!«
    »Natürlich! Völlig idiotisch! Aber…«
    »Aber?«
    »Es macht mir fast Spaß, an so etwas zu denken.«
    »Du meinst, Alexander wurde ermordet, weil er etwas wusste?«, fragte Tommy.
    »Er wusste etwas über die Person, die Mary Jordan getötet hat. ›Es war einer von uns…«‹ Tuppence strahlte plötzlich. »Uns«, sagte sie mit Betonung. »Wir müssen alles über ›uns‹ herausbekommen. Es hat ein ›Uns‹

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