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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mich gefragt hatten. Die von Major Dalrymple konnte ich leider noch nicht ausfindig machen. Heute ziehen die Leute ständig um. Aber in zwei Tagen werde ich sie sicher haben. Dies ist Dr. Heseltines Adresse. Er wohnt zurzeit in Surbiton.«
    »Besten Dank. Ich werde wahrscheinlich mit ihm anfangen.«
    »Haben Sie noch weitere Fragen?«
    »Ja, hier ist eine Liste mit sechs Punkten. Einige davon fallen vermutlich nicht in Ihr Arbeitsgebiet.«
    »Ach das«, sagte Miss Collodon absolut sicher. »Wissen Sie, ich muss mein Arbeitsgebiet meinen Aufgaben anpassen. Es ist ziemlich leicht festzustellen, wo man was herausbekommt, um es etwas naiv auszudrücken. Aber es trifft den Nagel auf den Kopf. Ich erinnere mich – na, es ist schon lange her, ich hatte damals gerade in diesem Beruf angefangen –, dass ich gleich zu Beginn entdeckte, wie nützlich das Auskunftsbüro eines Kaufhauses wie zum Beispiel Selfridge war. Man konnte die ausgefallensten Sachen fragen und erhielt immer eine Antwort oder zumindest den Rat, wohin man sich wenden sollte. Leider gibt es das nicht mehr. Heutzutage beziehen sich die meisten Nachforschungen auf – ach, wissen Sie, es geht um Selbstmord und solche Dinge. Es sind Samariterdienste geworden. Oder es geht um juristische Fragen wegen Testamenten oder Arbeitsplätzen im Ausland oder Einwanderungsproblemen. Übrigens gehören diese Dinge auch zu meinem Beruf. Es ist ein weites Feld geworden.«
    »Ja, es sieht wirklich so aus.«
    »Und dann die Hilfe für Alkoholiker. Es gibt viele Vereine, die sich ausschließlich damit befassen. Manche sind gut, andere taugen nichts. Ich habe eine lange Liste und einige sehr zuverlässige Namen…«
    »Daran werde ich denken«, unterbrach sie Tommy, »wenn ich anfange, zu tief in die Flasche zu schauen. Es hängt ganz davon ab, wie weit ich heute komme.«
    »Aber Mr Beresford! Nach Schwierigkeiten mit Alkohol sehen Sie mir nicht aus.«
    »Keine rote Nase?«, fragte Tommy.
    »Bei Frauen ist es viel schlimmer«, sagte Miss Collodon. »Viel schwieriger, sie davon abzubringen, verstehen Sie. Männer werden auch rückfällig, nur nicht so auffällig. Aber Frauen, kann ich Ihnen sagen, die wirken oft ganz normal und trinken in bester Laune nichts als Limonade – und dann, eines Abends, mitten auf einer Gesellschaft, fängt alles wieder von vorne an.«
    Jetzt sah sie auf die Uhr.
    »Ach, ich muss zu meiner nächsten Verabredung, bis zur Upper Grosvenor Street.«
    »Herzlichen Dank für all Ihre Bemühungen«, sagte Tommy.
    Er half ihr in den Mantel, öffnete ihr die Tür und kehrte dann ins Zimmer zurück.
    »Ich darf nicht vergessen«, sagte er, »Tuppence heute Abend zu erzählen, was unsere Nachforschungen bisher ergeben haben: Dass die Dame von der Auskunftei meine Frau für eine Trinkerin hält und glaubt, unsere Ehe ginge deswegen in die Brüche. Du meine Güte! Was kommt als Nächstes?«
     
    Das Nächste war eine Verabredung in einem einfachen Restaurant in der Nähe der Tottenham Court Road.
    »Ist es die Möglichkeit!«, rief ein älterer Mann und sprang von seinem Stuhl auf. »Der rote Tom! Ich hätte Sie beinahe nicht wiedererkannt.«
    »Kann ich mir denken. Von den roten Haaren ist nicht viel übrig. Jetzt wäre ich der graue Tom.«
    »Ach, so sehen wir alle aus. Wie geht’s Ihnen?«
    »Danke, wie immer. Der Kalk rieselt ein bisschen und die Auflösung schreitet allmählich fort.«
    »Wie lange ist es her, seit wir uns gesehen haben? Zwei Jahre? Acht Jahre? Elf Jahre?«
    »Na, jetzt übertreiben Sie. Wir haben uns letzten Herbst beim Essen in der Malteser Katze getroffen. Erinnern Sie sich nicht?«
    »Ja, stimmt. Das Haus wurde abgerissen. Das Essen war miserabel. Nun erzählen Sie mal, was Sie so treiben, alter Freund. Haben Sie es immer noch mit der Spionage?«
    »Nein«, sagte Tommy. »Mit dem Geheimdienst habe ich nichts mehr zu tun.«
    »Wie schade. So eine Verschwendung Ihrer Talente.«
    »Und was ist mit Ihnen, Mutton-Chop?«
    »Ach, viel zu alt, um meinem Land auf diese Art zu dienen.«
    »Gibt’s denn keine Spionage mehr?«
    »Jede Menge, vermutlich. Aber dafür wird man jetzt wohl die klugen jungen Männer nehmen, die aus den Universitäten quellen und dringend Arbeit suchen. Wo stecken Sie eigentlich? Ich habe Ihnen eine Weihnachtspostkarte geschickt. Na ja, geschickt habe ich sie erst im Januar, sie ist zurückgekommen. Empfänger unbekannt!«
    »Wir leben jetzt auf dem Land. An der Südküste. In Hollowquay«
    »Hollowquay, Hollowquay? Der

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