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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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eigentlich wissen, wer Mary Jordan getötet hat?«
    » Willst du es nicht wissen?«
    »Nein, das will ich nicht«, sagte Tommy. »Wenigstens – ach, ich gebe auf. Du hast mich angesteckt, ich gestehe es.«
    »Hast du denn nichts Neues herausbekommen?«
    »Dazu hatte ich heute keine Zeit. Aber ich habe eine neue Informationsquelle. Ich habe dir doch neulich von einer Frau erzählt, die eine so gute Spürnase hat. Ich habe sie gebeten, sich um ein paar Dinge zu kümmern.«
    »Na«, sagte Tuppence, »geben wir die Hoffnung nicht auf. Es ist im Grund alles Unsinn, aber es macht doch Spaß.«
    »Ich bin nicht so sicher, ob es so lustig ist, wie du glaubst, Tuppence.«
    »Dann ist es auch egal. Wenigstens haben wir unser Bestes getan.«
    »Wenn du dein Bestes nur nicht stets allein tun würdest«, sagte Tommy. »Das macht mir große Sorgen. Du unternimmst immer etwas, wenn ich nicht da bin.«

14
     
    » I ch möchte wissen, was Tuppence jetzt macht«, sagte Tommy seufzend.
    »Entschuldigen Sie, ich habe Sie nicht richtig verstanden.« Tommy wandte den Kopf, um Miss Collodon genauer zu mustern. Miss Collodon war dünn, fast ausgemergelt, und hatte graue Haare, denen man noch Spuren einer Wasserstoffsuperoxidbehandlung ansah, die ihr ein jugendlicheres Aussehen hatte geben sollen (was nicht gelungen war). Jetzt probierte sie verschiedene künstlerische Grautönungen aus, rauchgrau und stahlblau und ähnliche Schattierungen, die zu einer Dame zwischen sechzig und fünfundsechzig passten, die sich mit Recherchen befasste. Ihr Gesicht drückte eine Art asketischer Überlegenheit und höchstes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aus.
    »Ach, es war nicht weiter wichtig, Miss Collodon«, antwortete Tommy. »Es war mir nur etwas eingefallen, wissen Sie. Es kam mir gerade in den Sinn.«
    Wenn ich nur wüsste, dachte Tommy und gab sich diesmal Mühe, die Worte nicht laut auszusprechen, was sie heute unternimmt. Irgendwas Verrücktes, darauf möchte ich wetten. Möglich, dass sie sich halb umbringt in diesem merkwürdigen alten Kinderfahrzeug, das sich bestimmt bei einer von ihren Talfahrten in seine Bestandteile auflöst, und wahrscheinlich endet es mit einem Knochenbruch. Heutzutage sind es immer Beckenbrüche, obwohl ich nicht begreife, warum diese Knochen gefährdeter sind als andere. Tuppence, das glaubte er bestimmt, würde im Augenblick etwas Verrücktes oder Albernes tun oder etwas, das zwar nicht verrückt oder albern war, dafür aber höchst gefährlich. Jawohl, gefährlich! Es war immer schwierig, Tuppence aus Gefahren herauszuhalten. Ihm fielen viele Beispiele aus der Vergangenheit dazu ein. Worte aus einem Gedicht tauchten in seiner Erinnerung auf, und er sagte laut:
     
    »›Tor des Schicksals…
    Zieh nicht darunter durch, Karawane,
    nicht singend! Hörst du
    die Stille, die toten Vögel schweigen,
    und dennoch etwas wie ein Vogel singt.‹«
     
    Miss Collodon reagierte sofort und Tommy erschrak fast vor Überraschung.
    »Flecker«, sagte sie. »Flecker. Todeskaraw a ne… Höhle des U n glücks. Festung der Angst.«
    Tommy starrte sie an, dann ging ihm auf, dass Miss Collodon geglaubt hatte, er hätte ein poetisches Problem, das erforscht werden sollte und dessen vollen Text und Autor er erfragen wollte. Die Schwierigkeit bei Miss Collodon war, dass ihre Forschungen sich über ein so breites Feld erstreckten.
    »Ich hatte gerade an meine Frau gedacht«, sagte Tommy, um Entschuldigung bittend.
    »Ach?«
    Miss Collodon betrachtete Tommy mit einem eigenartigen Ausdruck. Offensichtlich schloss sie auf einen schief hängenden Haussegen. Gleich würde sie ihm die Adresse eines Eheberatungsinstituts geben, wo er Rat und Hilfe für seine Eheschwierigkeiten finden könnte.
    Er sagte hastig: »Haben Sie mit den Nachforschungen Erfolg gehabt, über die ich vorgestern mit Ihnen gesprochen habe?«
    »Oh, natürlich! Das war nicht weiter schwierig. Wissen Sie, bei derartigen Fragen ist das Somerset House außerordentlich nützlich. Ich glaube ja nicht, dass Ihnen viel mit den Auskünften gedient sein wird, die dort zu bekommen sind, aber ich habe die Daten von einigen Geburten, Heiraten und Sterbefällen.«
    »Lauter Mary Jordans?«
    »Ja, eine Mary, eine Maria und eine Polly. Eine Mollie Jordan habe ich auch. Ich weiß nicht, ob die von Ihnen gesuchte darunter ist. Darf ich Ihnen dies geben?«
    Sie reichte ihm einen kleinen, maschinengeschriebenen Bogen.
    »Vielen Dank.«
    »Es sind mehrere Adressen notiert, nach denen Sie

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