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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Mann war. Und, so hatte man ihm gesagt, er war es immer noch. Man spürte es sofort.
    »Wie ich höre, haben Sie ein paar Fragen. Ihr Freund – mir ist sein Name im Augenblick entfallen – hat mir ein paar Stichworte gegeben.«
    »Ich glaube – ich meine, vielleicht sollte ich Sie mit so einer Sache gar nicht behelligen. Ich weiß nicht einmal, ob es wirklich von Bedeutung ist. Es war ein spontaner…«
    »Einfall?«
    »Ja, zum Teil stammt er von meiner Frau.«
    »Ich habe schon von ihr gehört. Von Ihnen übrigens auch. Warten Sie, es ging um den Fall N. und M. nicht wahr? Ja, ich erinnere mich wieder an die Einzelheiten. Sie haben einen Agenten geschnappt, der bei der englischen Marine gewesen ist und in Wirklichkeit ein bedeutender Hunne war. Ich nenne sie manchmal noch Hunnen, wissen Sie. Natürlich weiß ich, dass jetzt alles ganz anders ist, seit wir zum Gemeinsamen Markt gehören und so weiter. Alle im gleichen Kindergarten, könnte man sagen, was? Sie haben damals ausgezeichnete Arbeit geleistet. Ihre Frau auch. Meine Hochachtung. Das alte Kinderbuch ›Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp.‹ Dadurch kam doch alles heraus, nicht wahr?«
    »Wie seltsam, dass Sie sich noch erinnern«, meinte Tommy beeindruckt.
    »Ja, ich weiß, man ist selbst immer wieder überrascht, wenn einem was einfällt. Wie gerade eben. Es war eine so verrückte Sache, dass man nie vermutet hätte, was tatsächlich dahinter steckte.«
    »Ja, es war brillant.«
    »Um was geht es nun bei Ihnen? Erzählen Sie mir einfach die ganze Geschichte. Setzen Sie sich und entlasten Sie Ihre Füße. Wissen Sie nicht – na, Sie werden es noch erfahren, wenn Sie ein paar Jahre älter sind –, wie wichtig es ist, die Beine auszuruhen?«
    »Alt genug bin ich wohl jetzt schon«, sagte Tommy. »Viel habe ich nicht mehr vom Leben zu erwarten, nur noch den Sarg, wenn’s so weit ist.«
    »Ach, das möchte ich nicht behaupten. Glauben Sie mir, wenn man mal ein gewisses Alter erreicht hat, kann man praktisch ewig leben. Also, um was geht es eigentlich?«
    »Meine Frau und ich sind umgezogen, wir hatten den üblichen Ärger…«
    »Kenne ich«, rief Mr Robinson. »Und ob ich das kenne! Es wimmelt von Elektrikern. Sie machen Löcher in den Boden, in die man reinfällt…«
    »Die früheren Besitzer haben Bücher dagelassen, an denen sie nicht mehr interessiert waren, unter anderem viele Kinderbücher, von Autoren wie Henry zum Beispiel.«
    »Ich habe ihn in meiner Jugend auch gelesen.«
    »In einem Buch fanden wir unterstrichene Stellen. Eigentlich waren es nur Buchstaben. Wenn man sie aneinanderreihte, kam ein Satz heraus. Und – was ich jetzt sagen werde, hört sich schrecklich dumm an…«
    »Na, ein Hoffnungsschimmer«, sagte Mr Robinson. »Wenn sich was dumm anhört, will ich es immer wissen.«
    »Der Satz lautete: ›Mary Jordan ist keines natürlichen Todes gestorben. Es war einer von uns.‹«
    »Wie interessant. So was habe ich leider nie entdeckt. Wer hat es geschrieben? Haben Sie irgendwelche Hinweise?«
    »Offenbar ein Schuljunge mit Namen Parkinson. Die Familie wohnte in unserem Haus, so viel wir feststellen konnten. Alexander Parkinson. Er liegt auf dem dortigen Friedhof begraben.«
    »Parkinson«, sagte Mr Robinson. »Lassen Sie mich nachdenken. Parkinson – ja, mit diesem Namen hatte ein Fall etwas zu tun, nur dass man manchmal nicht mehr genau weiß, wer und was und wo.«
    »Wir wollten unbedingt herausbekommen, wer Mary Jordan war.«
    »Weil Sie nicht auf natürliche Weise gestorben ist? Ja, das sieht Ihnen ähnlich! Eine merkwürdige Geschichte. Was haben Sie entdeckt?«
    »Nichts«, erwiderte Tommy. »Niemand kann sich mehr an sie erinnern oder weiß etwas über sie. Jemand hat wenigstens erzählt, sie wäre eine Art Au-pair-Mädchen gewesen oder eine Gouvernante. Genau wusste die Frau es nicht. Sie sehen, wie schwierig die Nachforschungen sind.«
    »Und sie ist gestorben? An was?«
    »Jemand hat beim Spinatschneiden ein paar Fingerhutblätter erwischt – ein reines Versehen. Sie haben alle davon gegessen. So was ist kaum tödlich.«
    Mr Robinson nickte. »Das würde nicht ganz genügen. Aber wenn Sie eine gute Portion Digitalis in eine Kaffeetasse tun und dafür sorgen, dass Mary Jordan sie austrinkt – oder Sie mixen das Zeug in ihren Cocktail –, dann kann man den Fingerhutblättern die Schuld geben, und es sieht alles wie ein bedauerliches Versehen aus. Aber dieser Alexander Parkinson war ein helles Bürschchen. Er machte

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