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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Landes, für das man arbeitet. Und…«
    »… man versteckt etwas in einem hohlen Baum. Glaubst du, dass sie das tatsächlich tun? Es hört sich so unwahrscheinlich an. Es passt im Grund viel eher zu einem verliebten Pärchen, das seine Briefe dort deponiert.«
    »Gar nicht schlecht! Ich halte es für gut möglich, dass ihre Nachricht wie ein Liebesbrief abgefasst und verschlüsselt war.«
    »Eine glänzende Idee! Wenn man nun annimmt… Ach, du meine Güte, es ist so lange her! Wie soll man da weiterkommen? Je mehr man weiß, umso weniger nützt es einem. Aber deswegen hören wir nicht auf, nicht wahr Tommy?«
    »Ich fürchte, wir können es im Augenblick wohl nicht.« Tommy seufzte.
    »Wär’s dir denn lieber?«
    »Eigentlich ja. So weit ich es übersehen kann…«
    Tuppence unterbrach ihn. »Nein, es passt nicht zu dir, die Fährte plötzlich aufzugeben. Und mich bekommst du davon auch nicht los. Weißt du, ich würde ständig darüber nachgrübeln und so was macht mich völlig fertig. Am Ende würde ich sicher den Appetit verlieren.«
    »Die Sache ist die«, sagte Tommy, »dass wir ungefähr wissen, wo der Ansatzpunkt liegt: Spionage. Feindliche Spionage, auf bestimmte Ziele gerichtet, einige wurden erreicht, andere sicherlich nicht. Aber wir wissen nicht – das ist es eben –, wir wissen nicht, wer darin verwickelt war. Ich meine jetzt, aus feindlicher Sicht betrachtet. Es muss hier doch Leute gegeben haben, die da mitmischten, vielleicht Leute unserer Abwehr. Verräter, die sich als treue Diener des Staates ausgaben.«
    »Ja.« Tuppence nickte. »Das stimmt. So muss es gewesen sein.«
    »Und Mary Jordan hatte den Auftrag, an diese Leute heranzukommen.«
    »Und Verbindung mit Kapitän X aufzunehmen?«
    »Ja, da bin ich sicher. Oder mit Freunden von ihm. Und deshalb musste sie herkommen.«
    »Jetzt sind wir wohl wieder bei den Parkinsons angelangt, ehe wir überhaupt richtig wissen, ob sie damit etwas zu tun hatten, nicht? Waren die Parkinsons aufseiten der Feinde?«
    »Das kommt mir unwahrscheinlich vor, Tuppence.«
    »Dann begreife ich nicht, was das Ganze soll.«
    »Ich denke mir, dass unser Haus der Ansatzpunkt sein könnte.«
    »Unser Haus? Seitdem haben hier so viele Menschen gewohnt.«
    »Ja, schon, aber keine waren wie – wie du, Tuppence.«
    »Was soll das heißen, sie waren nicht wie ich?«
    »Na, sie wollten keine alten Bücher haben, haben nicht darin herumgelesen und merkwürdige Dinge entdeckt. Sie waren eben keine neugierigen Mungos. Sie sind einfach eingezogen und haben hier gewohnt. Vermutlich waren die Räume im oberen Stock, in denen die Bücher standen, Personalzimmer, um die sich keiner viel kümmerte. Es könnte schon etwas hier im Haus versteckt sein – von Mary Jordan. Sie hat sich ein Versteck ausgesucht, das ein Eingeweihter leicht finden konnte. Oder die Sache lag bereit, weil sie sie selber nach London bringen wollte, wenn sie Gelegenheit und einen Vorwand dazu fand. Ein Besuch beim Zahnarzt. Ein Besuch bei einer alten Freundin. Das ist leicht zu arrangieren.«
    »Meinst du, es ist noch hier im Haus?«
    »Nein«, antwortete Tommy, »das kann ich mir eigentlich nicht denken. Trotzdem hat jemand Angst, dass wir etwas finden oder schon gefunden haben. Dieser Jemand will uns aus dem Haus vertreiben oder die Sache an sich bringen, die wir entdeckt haben könnten, obwohl er selbst nie was entdeckt hat. Vielleicht hat man seit Jahren gesucht und ist zum Schluss gekommen, dass es irgendwo draußen verborgen sein muss.«
    »Ach, Tommy, die Sache wird immer aufregender!«
    »Es sind doch nur Vermutungen, Tuppence.«
    »Sei kein Spielverderber!«, rief Tuppence. »Ich suche auf jeden Fall weiter, drinnen und draußen.«
    »Was willst du tun? Den Gemüsegarten umgraben?«
    »Wer weiß. Ach, Tommy!«
    »Schade, Tuppence!«, sagte Tommy. »Gerade haben wir uns noch auf einen geruhsamen, friedlichen Lebensabend gefreut.«
    »Keine Ruhe für die Alten!«, rief Tuppence fröhlich. »Das bringt mich auf eine Idee.«
    »Und?«
    »Ich muss mal den Altenklub besuchen und mit den Leuten dort reden. Auf die bin ich noch gar nicht gekommen.«
    »Pass um Gottes willen auf dich auf! Ich glaube, ich bleibe jetzt lieber zuhause, um dich im Auge zu behalten. Aber morgen muss ich nochmal nach London, um mich um meine Ermittlungen zu kümmern.«
    »In der Zwischenzeit werde ich hier ermitteln«, sagte Tuppence.

16
     
    » H offentlich störe ich Sie nicht«, sagte Tuppence, »wenn ich einfach so hereinplatze?

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