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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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von ihnen sich nicht richtig ausdrücken können und jeder etwas anderes sagt – ach, ich weiß gar nicht mehr genau, was sie gesagt haben. Trotzdem: Ich glaube, ich habe zumindest eine Ahnung, wie ich es angehen soll.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ach, es existieren fabelhafte Geschichten über eine Sache, die hier versteckt war und mit einem Geheimnis aus dem Ersten Weltkrieg oder aus der Zeit davor zusammenhängt.«
    »Das wissen wir doch längst, Tuppence! Ich meine, es gehört zu unseren offiziellen Informationen.«
    »Ja, aber im Dorf gehen immer noch alte Geschichten um. Jeder hat seine eigene Version, von einer Tante Maria oder einem Onkel Ben, die sie wiederum von ihrem Onkel Ben, ihrer Tante Ruth oder Großmutter haben. Sie wurden Jahre und Jahre weitererzählt. Und eine dieser Geschichten könnte die richtige sein.«
    »Eine aus dem ganzen Durcheinander?«
    »Ja. Wie die Nadel im Heuhaufen!«
    »Und wie willst du diese Nadel finden?«
    »Ich werde ein paar Geschichten auswählen, die wahrscheinlich klingen. Es muss noch Leute geben, die wirklich etwas gehört haben! Ich werde sie mir einzeln vornehmen, damit sie mir ganz genau berichten, was Tante Agatha, Tante Betty oder der alte Onkel James gesagt haben. Es muss doch irgendwo etwas zu finden sein!«
    »Ja«, sagte Tommy. »Das glaube ich auch. Aber was?«
    »Das werden wir noch herausbekommen, nicht wahr?«
    »Schon, aber man muss eine Idee haben, nach was man suchen soll, ehe man mit der Suche beginnt.«
    »Ich glaube weder an einen Goldschatz noch an ein Schiff der spanischen Armada«, sagte Tuppence. »Und ich glaube auch nicht, dass es in der Schmugglerhöhle verborgen ist.«
    »Na, vielleicht ist es ein hervorragender französischer Kognak«, sagte Tommy hoffnungsvoll.
    »Vielleicht. Obwohl wir nicht gerade nach so was suchen.«
    »Ich weiß nicht recht. Ich habe das Gefühl, dass es bei mir früher oder später darauf hinausläuft. Jedenfalls würde ich ihn gern finden. Natürlich könnte es auch ein Brief oder etwas Ähnliches sein. Ein saftiger, erotischer Brief, mit dem man vor sechzig Jahren jemand hätte erpressen können. Aber wen sollte das heutzutage noch vom Stuhl reißen?«
    »Da hast du bestimmt Recht. Es wird Zeit, dass wir uns etwas einfallen lassen. Glaubst du, dass wir jemals was herausbekommen, Tommy?«
    »Schwer zu sagen. Jedenfalls habe ich heute ein bisschen was entdeckt.«
    »Oh! Was denn?«
    »Etwas über den Zensus.«
    »Worüber?«
    »Über die Volkszählung. Sie hat in einem ganz bestimmten Jahr stattgefunden – ich hab’s mir gleich notiert.«
    »Wie, in aller Welt, hast du das entdeckt?«
    »Ach, durch die vielseitigen Forschungsmethoden meiner Miss Collodon.«
    »Ich werde noch eifersüchtig auf Miss Collodon.«
    »Das ist überflüssig. Sie ist sehr schroff und macht mich nervös und eine Schönheit ist sie auch nicht.«
    »Na, das beruhigt mich. Und was hat nun die Volkszählung mit unserer Sache zu tun?«
    »Als Alexander sagte, ›es war einer von uns‹, kann er jemand gemeint haben, der zu der Zeit im Hause war und darum seinen Namen in die Liste eintragen musste wie jeder, der damals die Nacht hier verbrachte. Wahrscheinlich existieren die statistischen Unterlagen noch. Wenn man die richtigen Leute kennt – nicht, dass ich sie schon kenne, aber ich kann sie durch Bekannte kennen lernen –, werde ich möglicherweise eine Aufstellung der Namen bekommen.«
    »Ich gebe zu, Tommy, dass es dir nicht an Ideen fehlt. Und nun lass uns um Himmels willen etwas essen. Vielleicht fühle ich mich dann besser und mir wird nicht mehr flau, wenn ich an die sechs krächzenden Stimmen denke, die mir alle gleichzeitig etwas erzählen wollten.«
     
    Albert servierte ein ziemlich ordentliches Essen. Seine Kochkünste waren nicht ohne Überraschungseffekte. Es gab Glanzpunkte wie den heutigen Käseauflauf, den Tuppence und Tommy lieber Käsesoufflee nannten. Albert war damit nicht ganz einverstanden.
    »Käsesoufflee ist etwas anderes«, sagte er. »Es ist mehr geschlagenes Eiweiß darin.«
    »Das macht nichts, Albert«, sagte Tuppence. »Es schmeckt sehr gut, egal ob es Käseauflauf oder -soufflee ist.«
    Sie widmeten sich ganz dem Essen und vergaßen darüber, weiter Methoden und Ergebnisse zu vergleichen. Als sie dann jeder zwei Tassen starken Kaffee getrunken hatten, lehnte sich Tuppence im Sessel zurück, stieß einen tiefen Seufzer aus und sagte: »Jetzt bin ich fast wieder ein Mensch. Sag mal, Tommy, wo waren wir stehen

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