Alter schützt vor Scharfsinn nicht
guter Wachhund. Er passt auf mich auf.«
»Das soll er auch. Wenn ich fort bin, bewacht er dich«, sagte Tommy.
»Der Postbote behauptet, vor vier Tagen hätte er ihn beinahe gebissen«, warf Albert ein.
»Ich weiß nicht warum«, sagte Tuppence, »aber alle Hunde sind hinter Postboten her. Hast du eine Ahnung, wo der Schlüssel zum Ka-Ka ist, Clarence?«
»Ja. Er hängt im Schuppen. Wissen Sie, im Gartenschuppen, wo die Blumentöpfe stehen.«
Er lief davon und kehrte gleich darauf mit dem rostigen, aber nun gut geölten Schlüssel zurück.
»Den muss Isaac noch vor Kurzem geölt haben«, sagte er.
»Ja, ich weiß. Er ließ sich so schlecht drehen.«
Die Tür wurde aufgeschlossen.
Der Cambridge-Stuhl mit dem Schwan sah sehr hübsch aus. Offensichtlich hatte Isaac ihn gewaschen und blank gerieben, um ihn auf die Veranda zu stellen, sobald das Wetter wärmer wurde.
»Da müsste auch noch ein dunkelblauer sein«, sagte Clarence. »Isaac hat sie Oxford und Cambridge genannt.«
»Wirklich?«
»Ja. Dunkelblau für Oxford und Hellblau für Cambridge. Und Oxford ist erledigt, wie ich sehe.«
»Ja. Genau wie bei der Ruderregatta.«
»Übrigens, was ist denn mit dem Schaukelpferd passiert? Hier liegt wirklich viel Zeug herum!«
»Ja.«
»Mathilde ist ein komischer Name für ein Schaukelpferd, nicht wahr?«
»Es ist operiert worden«, erklärte Tuppence.
Clarence fand das sehr komisch. Er lachte herzlich.
»Meine Großtante Edith ist auch operiert worden. Man hat auch viel rausgeholt, aber sie ist wieder gesund geworden.«
Es hörte sich ein wenig enttäuscht an.
»In den Stuhl wird man kaum hineinkommen«, sagte Tuppence zögernd.
»Ach, man kann ihn zerschlagen. Der dunkelblaue ist ja auch kaputt«, meinte Tommy.
»Schon, aber gibt’s nicht noch eine andere Methode?«, sagte Clarence. »Merkwürdig, die S-förmigen Schlitze da. Man könnte ganz leicht was reinstecken, wie in einen Briefkasten.«
»Ja, in der Tat, das könnte man«, sagte Tommy. »Keine schlechte Idee. Sehr interessant, Clarence.«
Clarence machte ein erfreutes Gesicht.
»Sie lassen sich aufschrauben«, sagte er plötzlich.
»Was, aufschrauben?«, rief Tuppence. »Woher weißt du das?«
»Von Isaac. Ich habe ihn mal dabei beobachtet. Man stellt ihn auf den Kopf und dreht dann das Fußteil ab. Manchmal geht es schlecht, dann muss man Öl in diese Löcher hier gießen, und wenn es eingesickert ist, funktioniert es.«
»Ach?«
»Am leichtesten geht es, wenn er auf dem Kopf steht.«
»Anscheinend muss man hier alles auf den Kopf stellen. Mit Mathilde war es auch so.«
Einige Augenblicke widerstand Cambridge allen Bemühungen, aber auf einmal begann sich die eine Hälfte zu bewegen, und gleich darauf konnten sie sie abnehmen.
»Da ist sicher nur alter Dreck drin«, sagte Clarence.
Hannibal kam neugierig näher. Er war ein Hund, der überall dabei sein wollte. Nichts, schien er zu denken, durfte passieren, ohne dass er Hand oder Pfote anlegte, nur dass es in diesem Fall seine Nase war, die sich mit der Untersuchung beschäftigte. Er schnupperte, knurrte leise, wich ein Stück zurück und setzte sich.
»Na, das gefällt ihm wohl nicht?«, sagte Tuppence und blickte auf den unerfreulich wirkenden Stuhlinhalt.
»Au!«, sagte Clarence, als er hineinlangte.
»Was hast du?«
»Ich habe mich gekratzt. Hier hängt etwas an einem Nagel. Ich bin nicht sicher, ob es ein Nagel ist.«
»Wuff, wuff«, bellte Hannibal.
»Doch, es ist ein Nagel und es hängt etwas dran! Direkt an der Seite. Ja – ja, jetzt hab ich es!«
Clarence zog ein dunkles Segeltuchpäckchen heraus.
Hannibal setzte sich vor Tuppence hin und knurrte.
»Was hast du, Hannibal?«
Hannibal hörte nicht auf zu knurren. Tuppence beugte sich zu ihm nieder und streichelte ihm über Stirn und Ohren.
»Was ist los, Hannibal? Hätte Oxford gewinnen sollen? Nun ist eben Cambridge der Sieger, das lässt sich nicht ändern… Erinnerst du dich, Tommy! Er hat einmal eine Fernsehübertragung der Regatta anschauen dürfen.«
»Ja. Gegen Ende wurde er so wütend und bellte so laut, dass wir nichts mehr verstehen konnten.«
»Sehen konnten wir aber noch«, sagte Tuppence. »Wenigstens etwas. Erinnerst du dich? Es passte ihm nicht, dass Cambridge gewann.«
»Vermutlich hat er an der Hundeuniversität von Oxford studiert.«
Hannibal lief von Tuppence zu Tommy und wedelte verständnisvoll.
»Das hat ihm gefallen, Tommy. Ich persönlich glaube eher«, fügte Tuppence hinzu, »dass
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