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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gehen.«
    »Wohin?«
    »Zum PPC.«
    »Und was ist das?«
    »Wissen Sie das nicht? Der Pensionärspalas t club.«
    »Was für ein großartiger Name!«, sagte Tuppence.
    »Ist es gar nicht«, erklärte ein Neunjähriger. »Kein bisschen großartig. Bloß alte Leute, die sich dort treffen und reden. Sie erzählen sich angeblich nichts als Lügen, was sie erlebt haben, wissen Sie, was im Zweiten Weltkrieg passiert ist und danach. Ach, die reden einfach über alles.«
    »Und wo ist der PPC?«, fragte Tuppence.
    »Ganz am Ende vom Dorf, schon halb in Morton Cross. Wenn Sie pensioniert sind, bekommen Sie eine Mitgliedskarte und können hingehen und Bingo und so was spielen. Es soll richtig lustig sein, sagt man. Manche sind allerdings schon sehr alt und taub und halb blind. Sie gehen alle hin – sie treffen sich eben gern.«
    »Hm, ich würde sie, glaube ich, gern mal besuchen. Gibt es bestimmte Öffnungszeiten?«
    »Ach, wann Sie wollen. Am Nachmittag ist es wohl am besten. Dann können sie nämlich sagen, dass sie einen Gast erwarten. Wissen Sie, wenn Besuch kommt, kriegen sie was Gutes zum Tee, Plätzchen oder Kuchen. Was hast du gesagt, Fred?«
    Fred trat einen Schritt vor. Er verbeugte sich gravitätisch vor Tuppence.
    »Ich würde mich sehr freuen, Sie begleiten zu dürfen. Sollen wir sagen, heute Nachmittag um halb vier?«
    »Wie kommst du mir vor, Mann?«, rief Clarence. »Stell das Gerede ab!«
    »Ich nehme dankbar an«, sagte Tuppence. Sie blickte auf den Teich. »Eigentlich tut es mir richtig leid, dass keine Goldfische mehr drin herumschwimmen.«
    »Ach, Sie hätten die Fische mit den fünf Schwänzen sehen sollen. Die waren schön. Einmal ist ein Hund reingefallen, der von Mrs Faggett.«
    Widerspruch wurde laut. »Nein, die war’s nicht. Sie hieß anders, Ffollyo, nicht Fagot…«
    »Sie hieß Foliatt, mit einem F, und das wurde groß geschrieben.«
    »Ach, du bist ja blöd. Es war jemand anders. Es war Miss French, jawohl…«
    »Ist der Hund ertrunken?«, fragte Tuppence.
    »Nein, er ist nicht ertrunken. Er war noch ganz klein, wissen Sie, und seine Mutter hat sich aufgeregt und an Miss Frenchs Kleid gezerrt. Sie war im Obstgarten und hat Äpfel eingesammelt. Die Hundemutter hat an ihrem Rock gezerrt und sie ist mitgegangen und hat den kleinen Hund im Teich gesehen. Sie ist einfach ins Wasser gesprungen und hat ihn rausgeholt. Sie war klatschnass und das Kleid hat sie nie wieder tragen können.«
    »Was hier alles schon passiert ist«, sagte Tuppence. »Also gut, dann bis heute Nachmittag. Vielleicht könnten mich zwei oder drei von euch abholen und zum Pensi o närspalastclub begleiten?«
    »Welche drei? Wer?«
    Ein Aufruhr brach los.
    »Ich komme… Nein, ich nicht… Nein, Betty kommt… Nein, Betty nicht! Die war im Kino dabei. Sie ist nicht schon wieder dran!«
    »Macht das unter euch ab«, sagte Tuppence, »und seid um halb vier hier.«
    »Hoffentlich finden Sie es interessant«, sagte Clarence.
    »Von historischem Interesse ist es bestimmt«, erklärte die junge Intellektuelle entschieden.
    »Ach, halt doch den Mund, Janet!« Clarence wandte sich wieder an Tuppence. »Janet ist immer so, immer! Sie geht ins Gymnasium und prahlt damit, wissen Sie. Eine normale Schule war für sie nicht gut genug, ihre Eltern haben viel Getue gemacht, und jetzt ist sie auf dem Gymnasium. Darum führt sie sich immer so auf!«
     
    Beim Mittagessen überlegte Tuppence, ob das Zusammentreffen vom Vormittag etwas ergeben würde. Würde wirklich jemand kommen, um sie zum PPC zu begleiten? Hieß er tatsächlich so, oder hatten die Kinder den Namen erfunden? Jedenfalls konnte es nichts schaden, dachte Tuppence, einfach dazusitzen und abzuwarten, ob jemand kam.
    Die Deputation war pünktlich auf die Minute. Um halb vier läutete es. Tuppence stand vom Sessel vor dem Kamin auf, setzte sich einen Hut auf – einen wasserfesten Hut, da sie mit Regen rechnete –, und Albert erschien, um sie zur Haustür zu begleiten. »Ich lasse Sie nicht einfach mit jedem weg«, zischelte er ihr ins Ohr.
    »Albert?«, flüsterte Tuppence. »Gibt es hier wirklich ein Haus, das PPC heißt?«
    »Ich dachte immer, so was steht nur auf Visitenkarten«, antwortete Albert, der keine Gelegenheit ausließ, seine Kenntnisse über gesellschaftliche Gepflogenheiten zu demonstrieren. »Wissen Sie, die man bei den Leuten abgibt, wenn man geht. Kann auch sein, wenn man kommt. Ich weiß es nicht mehr so genau.«
    »Es hat etwas mit Rentnern zu tun.«
    »Ja, so

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