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Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Alter schützt vor Scharfsinn nicht

Titel: Alter schützt vor Scharfsinn nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ihnen noch. Die Liste umfasst die Namen der Leute, die am Stichtag in unserem Haus die Nacht verbrachten. Am Abend war eine große Gesellschaft.«
    »Dann wissen Sie, wer an einem bestimmten Tag – vielleicht ein sehr interessantes Datum – hier war?«
    »Ja.«
    »Das könnte sehr wertvoll sein, sehr bedeutungsvoll. Sie sind erst vor Kurzem hergezogen?«
    »Ja.« Tommy nickte. »Es ist möglich, dass wir bald wieder gehen.«
    »Gefällt es Ihnen nicht? Es ist ein schönes Haus und der Garten – doch, der Garten könnte sehr hübsch aussehen. Was für herrliche Bäume! Sie müssten nur ausgelichtet werden, ein paar müssten verschwinden. Und einige Büsche auch, die lange nicht geblüht haben und ihrem Aussehen nach auch nicht mehr blühen werden. Wirklich, ich begreife nicht, warum Sie fortziehen sollten.«
    »Die Verbindungen zur Vergangenheit wirken sich nicht sehr erfreulich aus«, sagte Tommy.
    »Die Vergangenheit? Wieso?«
    »Ach, man denkt immer, das ginge einen nichts an, es läge so weit zurück. Aber es bleibt immer jemand übrig. Ich meine jetzt nicht, dass er hier herumwandert, aber es gibt immer irgendjemanden, der sozusagen lebendig wird, wenn die Leute von ihm oder ihr erzählen. Sagen Sie, haben Sie wirklich vor, bei uns…?«
    »Im Garten zu arbeiten? Aber ja! Es macht mir großen Spaß. Es ist ein Hobby von mir. Ich gärtnere sehr gern.«
    »Gestern hat sich eine gewisse Miss Mullins bei uns gemeldet.«
    »Mullins? Mullins? Eine Gärtnerin?«
    »So was Ähnliches. Eine Mrs – ja, eine Mrs Griffin hat sie meiner Frau empfohlen und hergeschickt.«
    »Haben Sie mit ihr etwas Festes vereinbart?«
    »Nein, nichts Endgültiges«, sagte Tommy. »Ein Hinderungsgrund war unser übereifriger Hund, ein Manchester-Terrier.«
    »Ah, ja, die nehmen ihre Aufgabe oft sehr ernst. Vermutlich glaubt er, Ihre Frau ist sein Eigentum, und lässt sie praktisch nie allein. Er begleitet sie auf Schritt und Tritt.«
    »Da haben Sie Recht«, erwiderte Tommy. »Und er versucht jeden zu zerfleischen, der sie nur anrührt.«
    »Sehr gute Hunde. Anhänglich, treu, eigenwillig – und sehr scharfe Zähne. Ich werde mich wohl besser vor ihm in Acht nehmen.«
    »Im Moment ist keine Gefahr. Er ist im Haus.«
    »Miss Mullins«, murmelte Crispin nachdenklich. »Ja, das ist interessant.«
    »Warum?«
    »Ach, ich glaube, weil sie – na, unter dem Namen kenne ich sie natürlich nicht. Ist sie zwischen fünfzig und sechzig?«
    »Ja. Tweed und gesundes Landleben.«
    »Das passt. Sie hat Familie auf dem Land. Isaac hätte Ihnen vermutlich Näheres über sie erzählen können. Ich habe gehört, sie wohnt jetzt wieder hier. Aber sehr lange kann das noch nicht her sein. Hm. Die Dinge entwickeln sich, Mr Beresford.«
    »Ich vermute, dass Sie mehr über mein Haus wissen als ich.«
    »Das glaube ich nicht. Isaac hätte Ihnen viel mehr erzählen können. Sicher, wie Sie sagen: alte Geschichten. Aber sein Gedächtnis war gut. Und die alten Leute reden viel; auch in diesen Rentnerklubs wird viel geredet. Sie schneiden gewaltig auf. Manche Geschichten sind erfunden, manche beruhen auf Tatsachen. Und Isaac, vermute ich, wusste zu viel.«
    »Es ist ein Jammer um ihn«, sagte Tommy. »Ich würde es dem Täter gern heimzahlen. Er war ein netter alter Mann und hat uns auf jede Weise geholfen. Aber nun lassen Sie uns den Garten weiter besichtigen.«

29
     
    A lbert klopfte an die Schlafzimmertür, als Tuppence »Herein« rief, öffnete er sie und streckte den Kopf ins Zimmer.
    »Die Dame, die schon mal da war«, sagte er. »Miss Mullins. Sie möchte Sie gern einen Augenblick sprechen. Soviel ich verstanden habe, handelt es sich um den Garten. Ich habe gesagt, Sie wären im Bett und ich wüsste nicht, ob Sie heute empfangen.«
    »Wie gewählt Sie sich ausdrücken, Albert«, sagte Tuppence. »Na gut: Ich empfange.«
    »Ich wollte Ihnen gerade den Kaffee bringen.«
    »Bringen Sie ihn ruhig und eine zweite Tasse. Das ist alles. Er reicht doch für zwei?«
    »O ja, Madam!«
    »Fein. Bringen Sie ihn rauf und stellen Sie ihn dort auf den Tisch. Dann holen Sie Miss Mullins.«
    »Und Hannibal?«, fragte Albert. »Soll ich ihn mitnehmen und in die Küche sperren?«
    »Er mag nicht in die Küche gesperrt werden. Nein! Führen Sie ihn ins Badezimmer und schließen Sie hinter ihm die Tür.«
    Hannibal, der diese Behandlung als beleidigend empfand, ließ sich nur unwillig von Albert ins Bad schieben. Als sich die Tür hinter ihm schloss, bellte er ein paar Mal laut

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