Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)
gegen die Wand. Der Flur bebte, der Putz bekam Risse, die Knochen des Löwen brachen, und Plusch schleuderte seine Leiche beiseite.
Die anderen Löwen setzten zum Angriff an, wurden aber von Gus, Marmit, Cannelle und Zap überrannt. Gleichzeitig sprang Lady auf den Rücken des Dompteurs und warf ihn gegen einen Spiegel.
CPO, Tina, Marvin und die anderen kamen die Treppe herabgerannt.
Matt befand sich immer noch im Klammergriff des Clowns. Er bekam keine Luft mehr, schwarze Flecken flimmerten vor seinen Augen.
Das Brennen in seinem Hals nahm er schon nicht mehr wahr, ihn interessierte nur noch der winzig kleine Lufthauch, der noch in seine Lungen gelangte.
Seine Kraft schwand. Er drohte das Bewusstsein zu verlieren.
Er wollte sein Schwert heben und zuschlagen, doch der Clown umklammerte mit der freien Hand seinen Arm.
Er versuchte, sich zu befreien. Nichts zu machen.
Da tauchte plötzlich Chen über ihm auf. Er klebte mit einer Hand und den Füßen an der Decke und setzte dem Clown das Ende seiner doppelten Armbrust auf die Stirn. Dann jagte er ihm zwei Bolzen in den Schädel.
Der Griff um Matts Hals lockerte sich, und Luft strömte in seine Lungen. Stöhnend sank er zu Boden.
Die verbliebenen fünf Clowns und die Affen hielten plötzlich inne, um einen kleinen Mann im schwarzen Frack durchzulassen. Er hatte kein Gesicht.
Seine Züge bestanden nur aus Schminke. Weiße Grundierung, energische schwarze Striche, rote und schwarze Wasserfarben … und alles war ständig in Bewegung. Auch seine Lippen veränderten sich: Mal waren sie dünn, mal dick, mal geschwungen, dann wieder gerade. Erst hatte er hohe Wangenknochen, im nächsten Moment Pausbacken, und so ging es mit seinem ganzen Gesicht.
Yorick war zugleich niemand und alle zusammen.
»Sein oder Nichtsein, ihr müsst euch entscheiden«, deklamierte er wie ein Schauspieler auf einer Theaterbühne. »Ich lasse euch die Wahl. Aber wenn ich euch laufenlassen soll, will ich im Austausch die Jüngsten eurer Gruppe. Gebt mir Leben, dann gebe ich euch Zeit. Und Zeit ist Leben!«
Tobias blickte zu CPO, an den Yorick seine Worte zu richten schien.
»Ich verhandle nicht über das Leben meiner Leute«, antwortete CPO und richtete seine geladene Armbrust auf Yorick.
»Eure drei Jüngsten, damit ich ihnen beim Sterben zusehen kann, bis sie nicht mehr sind!«, schrie Yorick auf einmal. »Oder ich töte euch alle.«
»Du weißt genau, dass unsere Macht dich daran hindern wird!«
Yoricks Mund schwoll zu beträchtlicher Größe an und verzog sich zu einem Grinsen. Er hob die Hand, der Papagei kam angeflattert und setzte sich auf seinen ausgestreckten Zeigefinger.
» Unsere gemeinsame Macht, also … Wir haben sie verloren .«
CPOs Stimme ertönte aus dem Schnabel des Papageis.
» Bislang hat der Zirkus noch nichts davon mitbekommen, aber wenn er es bemerkt … sind wir verloren .«
Yoricks Augen blitzten triumphierend.
»Seht, ich tue euch einen Gefallen, ich töte euch nicht einfach gleich alle«, rief er fröhlich. »Ich hebe mir ein paar für später auf, denn Zeit ist Tod! Und ich habe viel Zeit totzuschlagen!«
Er lachte wie ein Irrer.
Matt rieb sich den Hals.
»Sei lieber froh, dass heute dein Glückstag ist«, sagte er mit heiserer Stimme zu Yorick. »Wir lassen dich leben, wenn du auf der Stelle abhaust.«
Matt hob sein Schwert.
»Hat dir Z nicht gereicht?«, schrie Yorick. »Willst du noch mehr?«
Die Affen huschten ein Stück näher.
Matt trat zur Seite. Hinter ihm stand Ambre. Er sagte:
»Schaff sie uns vom Hals.«
Ambre hielt den Kopf leicht geneigt. Ihre Augen waren geschlossen. Sie hob die Arme, und die Luft im Flur veränderte sich. Yoricks Grinsen war wie fortgeblasen.
Plötzlich hob er ab und schwebte in der Luft. Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er spreizte die Arme und Beine, als zöge ein Riese sie auseinander, und eine unsichtbare Kraft schleuderte ihn durch den Flur. Nach mehreren Metern krachte er gegen eine Wand. Seine Knochen brachen, während die Bilder um ihn herum herabfielen.
Dann donnerten die Affen gegen die Tapete, und die fünf Clowns wurden von einer Wand zur anderen geworfen, bis ihre Schreie verstummten.
Der Flur schien aufzuatmen, als plötzlich das Mauerwerk nachgab. In der Wand tat sich ein Loch auf, und die gesamte Zirkustruppe wurde in die Nacht hinausgesogen. Draußen zerfetzte sie der Sturm in kleine Stücke.
Ambre brach in Matts Armen zusammen.
CPO und seine Freunde tauschten fassungslose
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