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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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stellt!«
    »Sie haben doch keine Ahnung von Kindern!«, murmelte Tim ängstlich.
    »Das ist doch nur eine Ausrede, damit Sie sich Ihren sadistischen Spielchen hingeben können!«, rief Zelie. »Sie sind ein Perverser!«
    Der Unschuldstrinker grinste genüsslich.
    »Wenn du nicht so widerspenstig wärst, würde ich es dir mit größtem Vergnügen beweisen«, sagte er mit einem fiebrigen Glanz in den Augen.
    »In einigen Minuten wird sie so zahm sein wie ein abgerichteter Labrador«, scherzte Doktor Gélénem. Er nahm eine große Eisenzange zur Hand, die in zwei scharfen Spitzen auslief. »So, zeigt mir eure Bäuche!«
    »Es tut mir leid«, flüsterte Tim Zelie zu. »Sie haben mich gezwungen, dir die Falle zu stellen. Colin hat herausgefunden, dass ich ihn ausspioniere.«
    »Aber nein, nicht dieser beflissene Schwachkopf«, sagte der Unschuldstrinker. »Aber als ich ihn darüber ausgefragt habe, wer in seinem Büro aus und ein ging, fiel dein Name, mein Lieber.«
    Grimm stand etwas abseits und beobachtete die Szene ohne jede Gefühlsregung.
    »Wo ist deine Schwester?«, fragte der Unschuldstrinker Zelie. »Ich stelle dir diese Frage zum letzten Mal auf die freundliche Art.«
    »Sie werden sie nie finden. Selbst wenn Sie mich in eine Sklavin verwandeln, ich werde es Ihnen niemals sagen!«
    »Früher oder später wird sie schon wieder auftauchen. Irgendwann wird sie einen Fehler begehen, genau wie du.« Er wandte sich an den Arzt. »Na dann, bringen wir die Sache zu Ende!«
    Zelie beobachtete, wie der Doktor mit der Zange und dem Nabelring in der Hand auf Tim zuging.
    Jetzt gab es keine Hoffnung mehr. Zelie hatte sich verzweifelt den Kopf zerbrochen, aber ihr war einfach kein Ausweg eingefallen. In wenigen Momenten würde sie ihre Persönlichkeit verlieren und nur noch ein Zombie sein. Sie wusste, dass sie allein gegen vier Erwachsene – ein Soldat hielt am Fuß ihres Tisches Wache – keine Chance hatte. Aber sie konnte doch nicht tatenlos zusehen, wie diese Männer sie zerstörten. Lieber sterben als die Sklavin des Unschuldstrinkers werden. Darüber, was er seinen Gefangenen antat, waren die schlimmsten Gerüchte im Umlauf.
    Sie konzentrierte sich, während Tim aufbrüllte, um sich gegen das Anlegen des Nabelrings zu wehren.
    Ihre Handgelenke und Knöchel wanderten durch die Lederriemen hindurch.
    Der Soldat bemerkte es und öffnete den Mund, um den Unschuldstrinker zu warnen, doch Zelie verpasste ihm einen so harten Tritt gegen das Kinn, dass er rückwärts zu Boden ging.
    Grimm packte sie am Arm, und Zelie biss ihn mit voller Kraft in die Hand. Er schrie auf.
    Sie stieß ihn weg und wollte gerade auf den Tisch springen, als sie ein schmerzhafter Schlag in den Magen traf. Der Unschuldstrinker beobachtete gleichgültig, wie sie in sich zusammensackte, und steckte die Schaufel, mit der er zugeschlagen hatte, zurück in den Kohlehaufen.
    »Haltet sie an den Händen fest, während ihr der Nabelring angelegt wird«, befahl er.
    Tim brüllte wie ein Irrsinniger. Vor Schreck und vor Schmerz.
    Die Zange schloss sich mit einem schrecklichen Klicken, und die zwei Spitzen bohrten sich in seinen Nabel.
    Tim weinte. Das Stöhnen eines Kindes in Todesangst.
    Dann setzte Doktor Gélénem den Ring ein, und die Schreie verstummten sofort. Er drehte ihn im Nabel, bis der offene Teil zum Vorschein kam, und schraubte ihn zu.
    »So, einen hätten wir! Er wird nie wieder der Alte sein!«
    Der Unschuldstrinker musterte Tim, dessen Wangen noch tränennass waren.
    »Solche Kinder mag ich«, sagte er und strich ihm mit der Hand übers Haar.
    »Jetzt ist sie dran«, sagte Gélénem und beugte sich über Zelie, die sich am Boden krümmte.
    Grimm hatte seine blutende Hand in ein Tuch gewickelt.
    »Diese Zicke! Tut ihr weh! Ich will alles genau sehen!«
    Der Soldat erhob sich mühsam, noch ganz benommen von dem Tritt. Gélénem hielt inne, die erhobene Zange in der Hand.
    »Wo ist der zweite Ring?«, fragte er. »Ich hatte ihn auf das Tablett gelegt!«
    »Suchen Sie vielleicht das hier?«, fragte eine leise Stimme aus dem Schatten.
    Maylis trat heraus ins Licht der Fackel. In der Hand hielt sie den Nabelring.
    »Was …«
    Der Unschuldstrinker wich ein Stück zurück. Er ahnte, dass die Anwesenheit der zweiten Botschafterin nichts Gutes bedeutete, und trat in den dunkleren Teil des Saals zurück.
    »Dafür wirst du bezahlen!«, rief Grimm und rannte auf Maylis zu.
    »Sie sind derjenige, der mir Rechenschaft schuldet!«, rief eine donnernde

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