Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)
Ambre in Eden.
Gemeinsam mit Zelie und Maylis.
Floyd und die anderen Pans auf dem Segelschiff waren noch nicht zurückgekehrt.
Sie unterhielten sich lange im Ratssaal. Es war der erste Besuch des Königs in der Hauptstadt der Pans. Die Botschafterinnen erzählten den drei Neuankömmlingen vom Verrat des Unschuldstrinkers.
»Leider ist er entkommen«, erklärte Maylis. »Er floh durch die unterirdischen Gänge unter der Festung. Dort befindet sich ein Labyrinth aus natürlichen Höhlen, die durch von Menschen geschaffene Tunnel miteinander verbunden sind, die sogenannte Kloake. Aber wir werden ihn schon noch erwischen.«
»Hundert meiner treuesten Soldaten suchen rund um die Uhr nach ihm«, fügte Balthazar hinzu.
»Colin hat sich auch aus dem Staub gemacht«, berichtete Zelie. »Den werden wir wohl nicht so schnell wiedersehen.«
»Wir haben ohnehin Dringenderes zu tun«, erklärte Matt ernst. »Von Norden zieht eine dunkle Wolke zu uns herab und zerstört alles auf ihrem Weg. Ein Unwetter aus düsterem Nebel, Schmutz und Zerstörung: Entropia.«
Matt erzählte ihnen alles, was er darüber wusste, worauf ihn seine Zuhörer fassungslos anblickten.
Nach einem langen Schweigen fragte Zelie:
»Gibt es denn nichts, das wir tun können?«
»Fliehen?«, schlug Maylis sarkastisch vor. »Wie ein Nomadenvolk umherziehen, immer auf der Suche nach einem Ort, wo Entropia gerade nicht ist!«
»Aber irgendwann wird Entropia die ganze Welt umfassen«, sagte Matt. »Ich spüre es, von selbst wird der Sturm nicht haltmachen. Ggls Gier ist grenzenlos. Sein Lebenszweck ist es, sich auszubreiten.«
»Hat dieser Ggl ein Gesicht?«, fragte Zelie. »Hast du es gesehen? Kann man mit ihm reden?«
»Ein Gesicht? Nein, keine Ahnung. Ich habe ihn nicht gesehen, ich weiß nicht, wie er aussieht, nur, dass er sich im Zentrum von Entropia befindet, hinter den blauen und roten Blitzen. Wenn man mit ihm reden könnte, würde das nichts nutzen. Er verhandelt nicht. Er ist eine Kriegsmaschine. Er will nichts anderes als sich ausbreiten und seine Macht vergrößern. Wir können ihn nicht zur Vernunft bringen. Das wäre, als wolle man einen Computer davon überzeugen, eine Waschmaschine zu werden!«
»Dann sind wir also verloren? Alle?«, fragte der König.
»Nein«, antwortete Ambre. »Es gibt da vielleicht eine Lösung.«
Matt starrte sie an. Er wusste genau, was sie nun sagen würde, und es machte ihm Angst.
»Es gibt nicht nur ein Herz der Erde«, erklärte sie. »Auf meinem Körper gibt es drei besondere Muttermale, und jedes markiert einen Ort irgendwo auf der Welt. Das erste zeigte an, wo sich das Herz der Erde befand, das ich in mich aufgenommen habe. Die beiden anderen führen zu einem Ort in Europa und einem Ort noch weiter im Osten.«
»In Europa?«, wiederholte Maylis. »Na, das ist ja ein Katzensprung.«
»Wir müssen noch herausfinden, wo genau sie sich befinden.«
»Dazu braucht ihr das Steinerne Testament, nicht wahr?«, fragte Balthazar. »Ich werde eine Eskorte zur Verfügung stellen, die euch begleitet.«
»Der Weg dorthin ist zu weit«, sagte Ambre. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit. Die Reise zum alten Kontinent will gut vorbereitet sein. Wir müssen ein Schiff bauen, das in der Lage ist, den Atlantik zu überqueren. Ich kann nicht fort, solange ich hier so viel zu tun habe.«
»Dann werde ich das Steinerne Testament herbringen lassen.«
»Wir werden es mit an Bord nehmen«, ergänzte Ambre.
»Du brauchst eine Mannschaft, der du vertrauen kannst«, warf Zelie ein.
»Ich habe da schon ein paar Ideen.«
Ambre warf Tobias und Matt einen Blick zu. Die beiden grinsten zurück.
»Und wer baut das Schiff?«, wollte Maylis wissen. »Mit so was kennen wir uns überhaupt nicht aus.«
»Ich weiß schon, wen wir fragen können. Aber dafür muss ich eine Weile weg«, antwortete Ambre. »Deshalb kann ich auch nicht selbst zum Steinernen Testament reisen.«
Zwei Wochen später, nachdem Ambre die Stadt verlassen hatte, trafen Floyd, Chen, Tania und die Pans aus dem Schloss Frontenac in Eden ein. Von Quebec aus waren sie den Sankt-Lorenz-Strom fast bis zum Atlantik entlanggesegelt und dann an der Küste entlang nach Süden gelaufen. Ihre Freunde hatten schon das Schlimmste vermutet und waren sehr erleichtert, sie wohlbehalten wiederzusehen. Die Ankömmlinge waren zwar erschöpft und zum Teil verletzt, aber äußerst glücklich. Trotz der Umstände organisierten die Stadtbewohner ein Fest, um ihre Rückkehr zu
Weitere Kostenlose Bücher