Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)
genau, dass es keine andere Möglichkeit gibt. Entropia kommt immer näher, und wir müssen einen Weg finden, es aufzuhalten.«
»Und wenn das alles nichts bringt? Was, wenn Ggl bei einem Kampf gegen dich durch all die Energie noch stärker wird?«
»Dieses Risiko müssen wir eingehen. Aber ich spürte die Angst dieses Foltergeists, als er mit dem Herz der Erde in Kontakt kam. Ich glaube, es kann funktionieren. Was bleibt uns anderes übrig? Sollen wir etwa abwarten und Ggl mit unseren Schwertern und Äxten gegenübertreten? Du hast Entropia doch auch gesehen! Es wird uns vernichten! Zuerst werden die Blitze Eden zerstören und dann das Insektenheer über uns herfallen. Nach wenigen Wochen werden uns das Trinkwasser und die frische Nahrung ausgehen. Entropia vergiftet die Natur! Wenn wir völlig entkräftet sind, werden die Foltergeister uns töten, und Ggl wird höchstpersönlich die Gehirne der letzten Überlebenden durchforsten. Eine tolle Aussicht!«
»Balthazar hilft uns. Seine Armee wird uns beistehen.«
»Matt, das ändert gar nichts! Warum willst du der Wahrheit nicht ins Gesicht sehen?«
»Weil es bedeutet, dass du an vorderster Front kämpfen wirst«, gestand er. »Du bringst dich in große Gefahr, und ich kann nichts dagegen tun.«
Ambre sah, dass ihm der Gedanke, sie vielleicht zu verlieren, furchtbar zu schaffen machte. Sie nahm seine Hand.
»Deine Aufgabe ist es, mich zu beschützen, während ich die Herzen der Erde einsammle. Danach übernehme ich. Aber bis dahin brauche ich dich an meiner Seite.«
Matt drückte ihre Hand.
»Toby wird auch mitkommen wollen«, sagte er.
»Das hoffe ich sehr. Wir brauchen unsere besten Leute. Uns erwartet eine lange Reise. Ins Ungewisse. Wer weiß, was wir in Europa und weiter im Osten vorfinden werden.«
Matt beugte sich vor und küsste sie.
Ein Schauer durchlief sie beide.
Dann wich Matt zurück. Die großen grünen Augen seiner Freundin verschlangen ihn. Er flüsterte:
»Und was ist aus der Lust geworden, die dir so viel Angst gemacht hat?«
»Sie ist immer noch da. Wie ein Feuer, das sich langsam ausbreitet.«
»Aber … du hast keine Angst mehr vor mir?«
»Vor uns? Nein. Es kommt, was kommen wird. Jedenfalls will ich mit dir diesen Ozean überqueren. In deinen Armen.«
Ambre schmiegte sich an ihn. Ein unglaublich schönes Gefühl.
Über ihnen glitzerten die Sterne. Sie blickten gütig auf diese zu schnell erwachsen gewordenen Kinder herab.
Alterra hatte ihnen noch längst nicht alle Geheimnisse offenbart.
Epilog
D ie Fackeln brannten knisternd, und es roch stark nach ranzigem Öl.
Die unterirdischen Gewölbe waren nur notdürftig eingerichtet und boten nicht den Komfort der Festung im Pass der Wölfe.
Trotzdem war der Unschuldstrinker froh, dass er den Bau so sehr vorangetrieben hatte. Bis zur Festung waren es nur wenige Kilometer, und bevor der König ihn hier fand, blieb ihm genug Zeit, seinen Plan auszuführen.
Colin ging neben ihm her.
»Warum sind Sie nicht mehr zornig?«, fragte der junge Mann.
»Weil sie für das bezahlen werden, was sie uns angetan haben, mein lieber Colin.«
»Aber wir haben alles verloren!«
»Du täuschst dich.«
»Und was ist mit den Experimenten mit den Pans? Es war alles umsonst!«
»Bevor er verhaftet wurde, hat Gélénem interessante Ergebnisse erzielt. Wir werden in dieser Richtung weiterarbeiten. Komm, ich will dir etwas zeigen.«
Der Unschuldstrinker führte Colin in den tiefer gelegenen Bereich des unterirdischen Gewölbes, den der Junge noch nicht kannte.
»Weißt du noch, wie ich den König überredet habe, ein paar meiner Gefolgsleute an der Grenze im Süden des Landes stationieren zu dürfen? Und weißt du auch, warum ich das wollte? Weil ich nämlich erfahren hatte, dass zahlreiche Kinder aus Mexiko ins Land kamen!«
»Kinder?«
»Ja, andere Pans, wenn dir das lieber ist! Sie stammten aus ganz Zentralamerika, nehme ich an. Meine Männer haben sich darum gekümmert, und nach einigen Wochen ist der Strom versiegt! Ich denke, die Botschaft ist angekommen!«
»Haben … haben Sie sie umgebracht?«
»Für wen hältst du mich? So eine gute Ware vergeuden? Nein! Ich habe sie hierherschaffen lassen, mein Lieber!«
Der Unschuldstrinker zog einen schäbigen Vorhang beiseite. Dahinter tat sich eine große Höhle auf, in der mehrere hundert Kinder und Jugendliche untergebracht waren. Die Gefangenen waren bemerkenswert brav, obwohl weder Ketten noch Fesseln zu sehen waren.
»Wie haben Sie sie
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