Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)
mich falsch verhalten.«
Matt schwieg. Er wusste nicht, was er antworten sollte. Außerdem wagte er nicht, sie zu unterbrechen; endlich würde er erfahren, warum sie ihn zurückgewiesen hatte.
»Ich … ich kann es dir nur schwer erklären.« Sie senkte den Blick und sah die Laterne an. »Ich … In mir gehen Dinge vor, seit ich das Herz der Erde absorbiert habe. Ich nehme Veränderungen an mir wahr. Und … wir beide, wir …«
Sie seufzte und stockte. Es fiel ihr schwer, ihre Gefühle in Worte zu fassen.
Matt wagte einen Einschub:
»Was habe ich getan, dass du sauer auf mich bist? Ist es so schlimm, dass du nicht mal mit mir darüber reden kannst? Ich dachte, wir wären ein Paar, das miteinander spricht, auch wenn es schwerfällt, auch wenn es den anderen verletzt.«
»Nein, dich trifft keine Schuld! Ich meine … Mein Verhalten hat nichts damit zu tun, was du gesagt oder getan hast, du darfst dir keine Vorwürfe machen. Es liegt allein an mir.«
Matt drückte ihre Hand.
»Dann sag es mir.«
»Mit Worten ist es schwierig auszudrücken … Du weißt ja, dass ich das Gefühl habe, von einer neuen Energie erfüllt zu sein. Sie kocht in mir, fließt durch meine Adern, pulsiert durch meinen ganzen Körper. Und … wenn wir zusammen waren, war sie auch da … in meinem Bauch. Eine besänftigende Wärme, aber zugleich … eine Sehnsucht.«
Matt runzelte die Stirn. Er war nicht sicher, ob er kapierte, worauf sie hinauswollte.
»Ich … ich habe im Laufe der Wochen gespürt, wie es zwischen uns funkte«, erklärte sie. »Und das Herz der Erde hat angefangen, mit meinen Sinnen zu spielen.«
Matt schluckte zweimal, bevor er sagte:
»Glaubst du nicht, dass es etwas anderes sein könnte?«
»Was meinst du?«
Er wurde knallrot.
»Du warst vielleicht dabei, dich … dich zu verlieben.«
Er wagte es kaum, den Satz zu vollenden.
Ambre blickte ihn lächelnd an.
»Das sage ich ja. Aber ich habe meine … Gefühle nicht richtig unter Kontrolle. Na ja … vor allem meine Lust.«
Sie legte eine Hand auf ihren Bauch.
»Willst du damit sagen, dass dir das Herz der Erde Lust darauf macht, es …« Er holte tief Luft. »Es zu tun?«
Ambres Lächeln verblasste.
»Mehr als das, Matt. Mein Körper und das, was in mir lebt, sehnen sich nach dir, und nach noch viel mehr. Dieses Gefühl verfolgte mich jeden Tag, wenn wir uns sahen, und ich wehrte mich bei jeder unserer Berührungen gegen diesen Trieb.«
Ambre setzte sich kerzengerade hin und legte ihre Hand auf seine.
»Matt, ich verspüre den Wunsch, ein Kind zu bekommen.«
Matt war fassungslos.
»Was? Aber … ich bin erst fünfzehn, und du bist seit nicht einmal zwei Monaten sechzehn! Wir können nicht …«
»Es ist keine Frage des Alters, der Wunsch ist in mir. Ich spüre, dass er vom Herz der Erde kommt. Und er wurde immer stärker, ich konnte ihm nicht mehr widerstehen. Verstehst du?«
»Deshalb … bist du lieber auf Abstand gegangen.«
Ambre warf sich ihm um den Hals und drückte ihn fest.
»Ach Matt, du hast mir gefehlt«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme.
Matt erwiderte die Umarmung verlegen. Endlich bekam das Leben wieder etwas Farbe.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, flüsterte sie und drückte ihr Gesicht an seinen Hals. »Ich will nicht, dass du weggehst, aber ich weiß, dass wir es … es tun werden, wenn wir uns weiterhin treffen. Es ist stärker als ich, als wir.«
Miteinander schlafen.
Der Höhepunkt ihrer Liebe.
Und ein Kind zeugen.
Matt konnte es sich nicht vorstellen. Das war zu viel. Zu schnell. Er verstand Ambres Bedenken. Was, wenn sie es taten? Sie würden mit einem Schlag erwachsen werden. Und dann würden sie zu den Großen überlaufen, weil sie sich nicht mehr unter den Kindern in Eden wohl fühlten? Wahrscheinlich. Erwachsen werden, bedeutete das auch, seine Alteration zu verlieren, wie die Pans es vermuteten? Noch konnten sie es nicht mit Gewissheit sagen. Die Pans, die bisher die Seite gewechselt hatten, waren noch nicht lange bei den Großen und hatten ihre Fähigkeiten noch nicht verloren, aber würde das so bleiben?
Matt bewunderte Ambre zutiefst. Sie war wunderschön, und ihre Anwesenheit hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Er hätte sich zu gern mit ihr vereint, und sie nie mehr verlassen. Er strich ihr mit der Hand durchs Haar.
»Ich glaube«, sagte er leise, »dass ich in Wahrheit fortgehen wollte, weil es unerträglich war, dich jeden Tag zu sehen, ohne dich in meiner Nähe zu spüren.
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