Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)
Kopf des Armen, und dieser begann, sich in Krämpfen zu winden. Er verdrehte die Augen, geiferte und schrie. Es war furchtbar! Der Junge sagte nur: ›Eden ist im Süden! Im Süden! Gnade!‹, dann ließ ihn die Kreatur los. Vier Wachen stürzten sich auf das Monster, aber sie waren fast auf der Stelle tot. Keine Ahnung, was das für eine bösartige Kraft war. Wir konnten nichts tun! Es war schrecklich! Dann verließ das Wesen das Dorf durch das Südtor, und das war das Letzte, das wir von ihm gesehen haben.«
»Das war vor vier Tagen, sagst du?«
»Genau. Ich habe mir das beste Pferd geschnappt und bin nach Canaan galoppiert, wo ich das Pferd gewechselt habe. Ich habe keine Rast gemacht. Ich bin dem Monster nicht begegnet, was bedeutet, dass es nicht den kürzesten Weg nach Eden genommen hat, aber es ist unterwegs! Es kommt in die Stadt, und es sucht jemanden!«
Floyd fuhr sich mit der Hand über den Schädel. Das leichte Piken der nachwachsenden Haarstoppeln beruhigte ihn, wenn er nervös war.
»Du hast richtig gehandelt«, sagte er nach kurzem Nachdenken. »Dieses Ding, war es zu Fuß unterwegs? Oder hatte es ein Reittier?«
»Ich glaube nicht. Jedenfalls habe ich keins gesehen. Zwischen Siloh und Eden gibt es nur unmarkierte Schleichwege. Wenn es die Gegend nicht kennt, könnte es sich im Moor von Yalhan oder im Tentakelwald verirren. Schlimmstenfalls erreicht es Eden schon morgen, bestenfalls in ein paar Tagen.«
Floyd stand auf und sah Tanias ängstliche Miene.
Sie hatten keine Sekunde mehr zu verlieren.
Eden musste sich bewaffnen und auf das Schlimmste vorbereiten.
15. Auf nach Norden
I m Rat von Eden herrschte das reinste Tohuwabohu.
Jeder wollte seinen Senf dazugeben, wie viele Soldaten sie in den Norden entsandten und ob ein neuer Schutzwall errichtet werden musste, und es wurde wild darüber spekuliert, was für ein Wesen genau der Foltergeist denn nun war.
»Immerhin«, meinte ein Pan namens Michael, »wissen wir jetzt, dass es mehrere davon gibt.«
»Außer es handelte sich um den, den wir abgewehrt haben. Vielleicht ist er mit Hilfe seiner verfluchten Vögel quer durchs Land geflogen!«, entgegnete ein anderer.
»Nein, er hat das Gehirn dieses armen Jungen in Siloh durchsucht, um herauszufinden, wo sich Eden befindet. Das bedeutet, dass er nie hier war. Es sind mehrere!«
»Wir müssen eine Armee losschicken«, schlug eine etwas rundliche Jugendliche vor. »All unsere Soldaten! Wir dürfen kein Risiko eingehen! Sie sollen herausfinden, wo sich die Foltergeister verstecken, und sie töten!«
»Willst du die Armee kommandieren?«, spottete ein anderer. »Natürlich können wir entscheiden, unsere Soldaten in die Schlacht zu schicken, aber das heißt auch, dass es Tote geben wird.«
»Willst du lieber abwarten, bis uns die Foltergeister in Staub verwandeln so wie Elric?«
»Warum bitten wir nicht einfach die Chloropanphylliker um Hilfe?«, schlug eine junge Pan mit langen roten Haaren vor.
»Sie werden nein sagen«, antwortete Ambre.
Sogleich trat Schweigen ein, wie immer, wenn Ambre das Wort ergriff. Seit sie das Herz der Erde in sich trug, lauschten alle ihren raren Wortmeldungen voller Ehrfurcht.
»Aber nicht, wenn du sie dazu aufforderst«, beharrte das Mädchen. »Für sie bist du fast eine Art Gottheit, oder?«
»Eben. Es wäre unangebracht, das auszunutzen. Die Chloropanphylliker leben zurückgezogen. Sie wollen am liebsten auf den Wipfeln des Blinden Waldes vergessen werden.«
»Ganz schön egoistisch!«, warf ein Pan ein.
Ambre schwieg. Während der Großen Schlacht hatte sie dieses Volk und seinen Glauben kennen- und schätzen gelernt. Jene, die früher kranke, von der Gesellschaft ausgestoßene Kinder gewesen waren, wollten heute in Abgeschiedenheit leben. Sie hatten ihre eigenen Sitten und Bräuche, ihre Welt war das Pflanzenmeer, und sie bewahrten ihre Erinnerungen an das alte Leben in den Tiefen des Blinden Waldes, in den Ruinen ihres Krankenhauses … Sie waren glücklich.
»Offenbar«, warf Melchiot ein, »suchen die Foltergeister etwas oder jemanden hier in Eden.«
Matt senkte den Blick.
»Ich glaube, das bin ich«, sagte er mit brüchiger Stimme.
»Wie bitte?«
Matt erhob sich von seiner Bank auf der Tribüne, damit alle ihn sehen und vor allem hören konnten.
»Ich glaube, dass die Foltergeister mich suchen. Der eine, der uns vor ein paar Tagen angegriffen hat, ist direkt auf mich losgegangen.«
»Das war vielleicht Zufall«, entgegnete Tobias.
Matt
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