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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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zuckte zusammen. Auf der Treppe erklangen Schritte. Jemand kam näher.
    Hatte man sie ertappt?
    Zelie huschte durch den Salon. Trotz ihres schmerzenden Knöchels machte sie kein Geräusch. In den Türrahmen gepresst, spähte sie um die Ecke.
    Sie erhaschte gerade noch einen Blick auf eine Gestalt, die das untere Ende der Treppe erreichte.
    Eine kleine Gestalt.
    Ein Kind.
    Ihre Schwester? War Maylis gekommen, um sie vor der Rückkehr des Unschuldstrinkers zu warnen? Nein, sie war es nicht, das Kind hatte kurze blonde Haare.
    Was treibt denn ein Pan hier?
    Ihr Magen verkrampfte sich, als sie an das Schlimmste dachte.
    Ein Gefangener?
    Nein, er scheint frei herumzulaufen, es ist kein Erwachsener bei ihm.
    Zelie schlich die Galerie entlang bis zur Treppe. Sie achtete darauf, lautlos aufzutreten.
    Ihr Fuß schmerzte, und sie schnitt eine Grimasse, lief aber trotzdem tapfer die Stufen hinab.
    Die Tür zur Vorratskammer schloss sich langsam.
    Für einen kurzen Augenblick konnte Zelie ins Innere der Kammer blicken. Tatsächlich, es handelte sich um einen Jungen, der sich offenbar frei bewegen konnte.
    Er hatte sie nicht gehört.
    Die Tür fiel ins Schloss.
    Zelie zögerte. Sie konnte ihn nicht einfach ansprechen, solange sie nicht wusste, ob er wirklich auf ihrer Seite war, auch wenn er ein Pan war.
    Er ist jung! Kein junger Pan hat uns je verraten! Nur die Jugendlichen schwenken zu den Großen um, wenn sie erwachsen werden. Das kann kein Spion im Dienst des Unschuldstrinkers sein …
    Dennoch war er in seinen Privatgemächern, und offenbar kannte er sich hier aus.
    Zelie wusste nicht, was sie nun tun sollte. In der Ferne fiel eine Tür zu, und gedämpftes Lachen drang an ihr Ohr. Die Großen verließen das Fest. Sie musste fliehen, hier zu bleiben wurde riskant.
    Aber ihre Neugier ließ ihr keine Ruhe.
    Sie schlich zur Tür des Vorratsraums und schob sie sachte auf.
    Egal jetzt, ich muss es wissen.
    Der Raum war voller Konservendosen, Mehlsäcke und Mineralwasserflaschen, Überreste der untergegangenen Zivilisation.
    Keine Spur von dem Pan.
    Unmöglich! Es gibt keinen anderen Zugang!
    Weder Tür noch Fenster.
    Zelie trat rasch ein und untersuchte die Kammer.
    Der Pan hatte sich in Luft aufgelöst.
    Es gab nur eine einzige Erklärung. Eine Erklärung, die hochinteressant war: Unter den Wohnräumen des Unschuldstrinkers gab es einen Geheimgang.
    Und er war nicht der Einzige, der ihn benutzte.

14. Schlechte Nachrichten
    A m 26. Dezember war in Eden niemandem nach Feiern zumute.
    Der Angriff des Foltergeists war allen noch frisch im Gedächtnis. Vielen hatten gegen das Monster gekämpft, und die anderen hatte sich das Grauen schildern lassen. Die Einwohner der Stadt bereiteten nun eine Zeremonie vor, um sich von Elric zu verabschieden.
    An den folgenden beiden Tagen kehrte in Eden wieder Alltag ein. Die Pans verteilten die anstehende Arbeit, bestellten die Felder, den Gemüse- und den Obstgarten, versorgten die Tiere, schoben Wache, gingen auf Patrouille, schrieben alle Neuigkeiten auf, die die Weitwanderer gebracht hatten, trainierten in der Akademie ihre Alterationen …
    Am dritten Tag berief Melchiot Matt in einen kleinen Raum neben dem Saal der Boten ein, um vor der nächsten Ratsversammlung mit ihm über den Foltergeist zu sprechen. Ambre und Tobias begleiteten Matt zu dem Treffen.
    Die drei erläuterten Melchiot, was sie bei der Begegnung mit dem Monster gespürt hatten: eine nie dagewesene Bedrohung, die nur der des Torvaderon gleichkam. Dann sprachen sie über die beunruhigenden Gewitter, die in der Nacht des Angriffs von Norden heraufgezogen waren, und über Amys Bericht.
    »Glaubst du, dass uns von Norden Gefahr droht?«, fragte Floyd, der ebenfalls anwesend war.
    »Vielleicht«, antwortete Matt. »Der Torvaderon kam aus dem Norden, und soweit ich weiß, sind wir noch keinem Pan oder Zynik begegnet, der aus einer Gegend jenseits von Chicago kam. Es ist, als wäre Kanada von der Landkarte verschwunden. Vielleicht befindet sich dort oben der Ursprung des Sturms. Außerdem wurde unser nördlichster Vorposten angegriffen.«
    »Ich möchte ein paar Leute in den Norden schicken«, schloss Melchiot. »Ich werde dem Rat mein Vorhaben in den kommenden Tagen vorstellen, um den Trupp möglichst schnell auf die Beine zu stellen. Diese ganze Geschichte wird immer merkwürdiger.«

    Kurz vor dem 31. Dezember – als Eden mitten in den Vorbereitungen für ein weiteres Fest steckte – kehrten vier Jäger von einer langen

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