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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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offensichtlich von Krallen. Außerdem fehlen ihm ein Arm und die Beine. Es sieht aus, als hätte ein wildes Tier sie als Beute fortgeschleppt. Das würde erklären, warum er … an manchen Stellen so sauber ist. Das Tier hat seine Knochen abgenagt.«
    Der Wind pfiff weiter zwischen die Kabel hindurch, und Lianen und Blätter flatterten wie Segel eines Gespensterschiffs.
    »Wir müssen weiter«, befahl Matt.
    »Begraben wir ihn denn nicht?«, fragte Tania überrascht.
    Matt zögerte.
    »Natürlich ist mir der Gedanke auch gekommen. Aber das würde uns aufhalten«, sagte er unschlüssig.
    »Er war einer von uns«, beharrte Tania.
    Matt nickte.
    »Du hast recht. Floyd und ich werden ihn in seinem Umhang transportieren. Ihr anderen geht zurück und grabt ein Loch in der Nähe der Brücke. Und sucht Steine, mit denen wir das Grab zudecken können.«
    Floyd untersuchte rasch die Umgebung und fand eine Ledertasche. Er öffnete sie. Eins der Hefte war unbeschädigt. Er blätterte darin herum.
    »Seine Notizen sind alles, was von ihm noch bleibt. Sie müssen ins Archiv von Eden gebracht werden. Es war tatsächlich Walton. Er war auf Mission im Nordosten. Er besuchte mehrere Dörfer, um sich nach Neuigkeiten zu erkundigen und Nachrichten zu überbringen, und er war auf dem Rückweg nach Eden. Hm … das ist ja seltsam.«
    »Was denn?«
    »Er wollte die Wege des Skaraheers in seinem Gebiet erfassen, und … seinen Aufzeichnungen zufolge sind alle Käfer aus dem Norden geflohen.«
    »Deshalb sind wir also keinen begegnet. Schon wieder der Norden!«
    »Der letzte Eintrag in seinem Heft stammt vom 30. Dezember.«
    »Das ist erst vier Tage her«, meinte Matt traurig.
    »Möge er in Frieden ruhen.«
    »Schreibt er etwas davon, dass er sich verfolgt fühlte oder etwas Ungewöhnliches gesehen hat?«
    »Warte, ich schaue nach … Nein. Er macht eine Bemerkung zum Wetter, schreibt etwas über eine Pilzsorte, die er hier in der Gegend entdeckt hat. Das ist alles. Was auch immer ihn getötet hat, ist überraschend über ihn hergefallen.«
    Floyd steckte das Heft weg und legte die Tasche auf Waltons Leichnam.
    Sie brauchten anderthalb Stunden, um das Grab auszuheben und die Überreste des Jugendlichen zu beerdigen. Nach getaner Arbeit breitete Floyd den zerrissenen grünen Umhang über die Grabstätte, beschwerte ihn mit großen Steinen und nahm sich die Zeit, Waltons Namen in einen davon einzuritzen.
    »Floyd und Amy«, sagte Matt, »von jetzt an soll diese Brücke ›Walton-Brücke‹ heißen. Bitte gebt diesen Namen an die anderen Weitwanderer weiter.«
    »Du kannst dich auf uns verlassen«, antwortete Floyd mit brüchiger Stimme.
    Sie kehrten auf die Brücke zurück und hatten fast das andere Ufer erreicht, als plötzlich ein seltsames Schnurren ertönte. Sie blieben wie angewurzelt stehen. Es klang wie der Laut einer rundum zufriedenen Katze.
    Floyd zog sein Schwert.
    »Eine Quale!«, schrie er.
    »Wie? Was?«, rief Tobias panisch und packte seinen Bogen. »Was ist eine Quale? Ist das böse?«
    Amy hatte schon ihr Beil in der Hand.
    »Sie schnurrt, wenn sie sich anschickt, ihre Beute zu reißen!«, rief sie.
    Die Pans wichen zurück.
    Eine längliche Gestalt schlich in einiger Entfernung hinter einem der Pfeiler hervor und schlüpfte hinter einen Lianenvorhang.
    »Oh! Die ist aber verdammt groß!«, stöhnte Tobias.
    Vom Körperbau her ähnelte die Quale einem Panther von der Größe eines Pferds. Allerdings war ihr Fell grünlich grau, ihre Augen gelb, und anstelle von Schnurrhaaren hingen rechts und links von ihrem Maul lange, von Saugnäpfen übersäte Tentakel herab. Als sie ihr Maul aufriss, das von einem Auge zum anderen reichte, kam glänzendes Zahnfleisch zum Vorschein, aber keine Zähne.
    »Jetzt wissen wir, was Walton umgebracht hat«, knurrte Floyd. »Seid auf der Hut. Sie ist nicht nur schnell, ihre Krallen sind auch so scharf wie Rasierklingen. Sie wird versuchen, uns zu trennen. Sobald sie einen von uns erwischt hat, wird sie ihn fortschleppen und sich verstecken.«
    »Und ihn fressen?«
    »Zuerst spielt sie mit ihrer Beute wie eine Katze mit einer lebendigen Maus. Sie jagt ihr Opfer, bis es vor Erschöpfung und Angst einen Herzinfarkt bekommt. Dann frisst sie es.«
    »Jetzt verstehe ich, woher sie ihren Namen hat«, ächzte Tobias.
    »Wie auch immer, Hauptsache, wir bleiben zusammen!«, meinte Amy.
    Die Quale machte einen Satz auf den bemoosten Weg und verschwand blitzschnell auf der anderen Seite hinter einem

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