Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)
tauchten auf dem Weg auf.
Sie gehörten zu einem gewaltigen Wesen.
Einer Riesenspinne, die größer als ein Pferd war. Ihre Beine rollten wie Panzerketten lautlos über alle Unebenheiten und Hindernisse auf dem Weg.
Den sechs Pans wurde bei dem Anblick angst und bang. Die Spinne bewegte sich zügig voran, gefolgt von ihrem Schatten.
Sie kam näher und näher.
Da sah Matt die menschenähnliche Gestalt, die auf ihrem Rücken saß.
Ein Foltergeist.
Gehüllt in seinen schwarzen Umhang, die Kapuze ohne Gesicht.
Matts Finger klammerten sich so fest um den Griff des Schwertes, dass seine Gelenke knackten.
Die Pans lagen auf dem Bauch und drückten das Gesicht zu Boden, um sich zwischen den Schatten des Farnkrauts unsichtbar zu machen. Ihnen war, als würde die Luft knapp, sie schien allen Sauerstoffs beraubt.
Da wurde die Spinne langsamer und drehte ihren Kopf in ihre Richtung. Sie hatte zahlreiche hervorstehende Augen, die an hellrote Billardkugeln erinnerten. Doch der Reiter zog ungehalten an den Zügeln, die zu einem grauenhaften Maul führten, und die Kreatur beschleunigte ihre Schritte. Sie glitt geräuschlos in unmittelbarer Nähe der Pans vorbei und verschwand hinter einer Biegung.
Die Schatten lösten sich auf, die Vögel kamen aus ihren Verstecken hervor und stimmten ein schüchternes Lied an, der Wind brachte die Blätter wieder zum Rascheln. Es war, als atmete die Natur erleichtert auf.
Die Lungen der Pans füllten sich mit frischer Luft.
Matt ließ sein Schwert los. Seine Handfläche war feucht.
»Okay, du hast recht«, wisperte Tobias mit einer Stimme, aus der die Angst klang. »Kein Feuer heute Abend.«
17. Begräbnis und Qualen
F loyd führte die Expedition mit flotten Schritten an, neben ihm lief Marmit. Der Weitwanderer kannte die Umgebung von Eden mindestens so gut wie Amy.
Am zweiten Tag fiel allen das Gehen schwerer. Die Beinmuskeln wurden steif, die Füße schmerzten, die ersten Blasen bildeten sich, und sie mussten immer wieder anhalten, um ein Pflaster aufzukleben oder Wundwasserblasen aufzustechen. Matt bleute den anderen ein, viel zu trinken.
Die Nacht war kurz gewesen, was die Sache nicht besser machte. Nach der grauenvollen Erscheinung, der sie nur um Haaresbreite entgangen waren, hatte keiner richtig schlafen können. Sie hatten beim Aufstehen kaum darüber gesprochen. Am liebsten hätten sie den Vorfall wohl vergessen.
Jetzt liefen sie wieder auf dem Weg. Der Foltergeist war vorbeigezogen, und sie wollten so schnell wie möglich von ihm fort.
Gegen Mittag ließ Matt sich dazu überreden, eine etwas längere Pause einzulegen, und Floyd machte ein Feuer, um eine warme Mahlzeit zuzubereiten. Es gab gebratenes Fleisch mit Pilzen. Es wurde ein Festmahl zur Feier des ersten Tages im neuen Jahr.
»Unser Silvester gestern Abend hat mir nicht so gut gefallen«, versuchte Chen zu scherzen.
Keinem war nach Lachen zumute. Trotzdem aßen sie mit großem Appetit, um sich für den Weitermarsch zu stärken.
Sich wieder auf den Weg zu machen, war dadurch umso härter. Sie schleppten sich im Halbschlaf dahin, bis ihre schmerzenden Muskeln und aufgescheuerten Blasen sie wieder zum Leben erweckten.
Am Abend ließen alle etwas Wasser über ihre wunden Füße laufen. So würden sie es die ganze erste Woche lang halten, damit sich die Blasen nicht entzündeten. Dann würde sich eine Hornhaut bilden und sie für den Rest des Abenteuers schützen.
Die Nacht brach herein. Die Jugendlichen saßen um ein Lagerfeuer herum und hatten gerade aufgegessen, als plötzlich der Horizont rot aufflammte. Tobias wollte auf der Stelle das Feuer löschen, aber Matt hielt ihn zurück.
Ein Dutzend Blitze zuckten über den Himmel, gefolgt von einem fernen Donnergrollen. Im Süden leuchtete der Himmel in allen Farben des Spektrums. Rot-, Blau- und Violetttöne flimmerten, unterbrochen von heftigen Blitzen, übers Firmament.
»Das ist Eden«, flüsterte Floyd, der inmitten seiner Kameraden stand. »Sie kämpfen gegen den Foltergeist.«
Alle krochen ängstlich näher an das Feuer heran.
Sie konnten nichts tun, nur inbrünstig hoffen, dass ihre Freunde das Ungeheuer in die Flucht schlagen oder sogar töten konnten.
Mit möglichst wenig Opfern aufseiten der Pans.
Das Lichterballett dauerte eine endlose Viertelstunde, dann kehrte wieder Ruhe ein. Sie wussten nicht, wie der Kampf in Eden ausgegangen war, aber er war offenbar zu Ende.
Am nächsten Morgen liefen sie am Ufer eines Flusses entlang und nutzten die
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