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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Pfeiler.
    »Sie beobachtet uns«, erklärte Floyd, »und wählt ihr Opfer aus.«
    Tobias und Tania legten einen Pfeil ein.
    »Soll sie nur kommen«, zischte Tania, »ich werde sie nicht verfehlen.«
    Chen hatte seine Doppelarmbrust aus der Tasche geholt, die Zap trug, und lud sie, während Matt ihnen Rückendeckung gab. Tobias rechnete damit, dass die Quale erst einmal zögern und abschätzen würde, welche Bedrohung ihre Gegner darstellten, aber plötzlich sprang das Raubtier aus seinem Versteck und rannte auf sie zu.
    Sie war zu schnell. Selbst für Tobias mit seiner Schnelligkeitsalteration.
    Er spannte seinen Bogen und schoss. Ohne zu zielen.
    Der Pfeil sauste über das Tier hinweg.
    Tania war genauso erfolglos. Noch bevor Chen reagieren konnte, hatte Tobias schon einen weiteren Pfeil eingelegt, den Bogen gespannt und geschossen.
    Diesmal streifte er das Maul der Quale.
    Sie hatte bereits die Hälfte der Strecke zurückgelegt und rannte geradewegs auf Floyd und Amy zu. Chens Bolzen pfiffen durch die Luft und schlugen vor dem Untier auf. In seiner Panik hatte er nicht gut gezielt.
    Tobias spannte erneut seinen Bogen. Dank seiner Schnelligkeitsalteration konnte er zwar unglaublich schnell schießen, aber ihm fehlte die Genauigkeit. Er hoffte auf einen Glückstreffer.
    Der dritte Schuss saß endlich.
    Der Pfeil bohrte sich der Quale in die Flanke, doch sie wurde nicht einmal langsamer. Die Tentakel um ihre Schnauze spreizten sich angriffslustig. Ihr Maul öffnete sich weit.
    Das bloße Zahnfleisch zog sich zusammen, und plötzlich tauchten wie im Maul eines Haifischs Hunderte kleiner Dreiecke auf.
    Während Tania erst ihren zweiten Pfeil einlegte, schoss Tobias bereits seinen vierten ab.
    Er sah ihn abschwirren und wusste sofort, dass er sein Ziel verfehlen würde. Doch plötzlich schien ein Windstoß die Richtung des Pfeils leicht zu verändern, und er bohrte sich mitten in den offenen Rachen der Quale. Diesmal wurde sie etwas langsamer.
    Doch trotzdem brach sie ihren Angriff nicht ab. Sie rannte weiterhin auf Floyd und Amy zu, die ihre Waffen umklammerten und sich auf das Schlimmste gefasst machten.
    Noch fünfzehn Meter.
    Tania traf das Tier an einem Oberschenkel. Das Ungeheuer stieß ein wütendes Brüllen aus, raste aber mit gefletschten Zähnen weiter auf ihre Beute zu.
    Chen spannte seine Armbrust. Er würde es niemals schaffen, sie abzuschießen, bevor die Quale sie erreichte.
    Tobias ließ die Sehne seines Bogens los. Diesmal flog der Pfeil geradeaus und traf das Raubtier mitten ins Maul.
    Noch zehn Meter.
    Ein weiterer Pfeil. Zu hoch. Im letzten Moment schwenkte er jedoch um und durchbohrte das linke Auge der Raubkatze. Ihre Geschwindigkeit war so hoch, dass sie nicht mehr anhalten konnte. Sie schoss auf ihre Opfer zu.
    Noch fünf Meter.
    Amy hob ihr Beil.
    Tobias’ letzter Pfeil rammte sich tief in den Hals des Untiers. Die Quale brach zusammen, hatte aber noch so viel Schwung, dass sie erst vor Amys und Floyds Füßen zum Liegen kam. Die beiden waren vor Schreck wie gelähmt.
    Ein langgezogener Seufzer drang aus dem Inneren des Monsters, und die kleinen weißen Dreiecke zogen sich in das Zahnfleisch zurück. Die Tentakel um die Schnauze krümmten sich zusammen wie die Beine einer toten Spinne.
    Heute würde die Quale keinen Weitwanderer verspeisen.
    Die Pans drehten sich zu Tobias um.
    Sie musterten ihn halb ungläubig, halb bewundernd.

18. Sechs plus eins macht sieben
    T obias war hin- und hergerissen zwischen Stolz und Skepsis.
    Die anderen überhäuften ihn mit Lob, was ihn glücklich machte. Dennoch hatte er insgeheim das Gefühl, dass er ihre Dankbarkeit nicht verdient hatte.
    Freilich hatte er seinen Kameraden das Leben gerettet, indem er innerhalb weniger Sekunden sieben Pfeile abgefeuert hatte, aber leider konnte er sich nicht so richtig über diese Heldentat freuen: Er fühlte sich, wie sich ein gedopter Sportler im Augenblick des Sieges fühlen musste.
    Als ob er ein Betrüger wäre.
    Ich habe das Ungeheuer umgebracht! Ich habe meine Freunde beschützt! Warum kann ich nicht einfach froh sein?
    An der rohen Gewalt lag es nicht. Schließlich war es das Gesetz des Dschungels: töten oder getötet werden. Eine Frage des Überlebens.
    Was war es dann?
    Die Flugbahn der Pfeile. Tobias hatte in Eile gehandelt und keine Zeit gehabt, richtig zu zielen. Mehrere seiner Schüsse waren ungenau gewesen, doch die Pfeile hatten ins Schwarze getroffen. Offenbar hatte er sie so abgeschossen, dass sie mitten im

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