Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)
Erheiterung auslöste.
»Vielen Dank für den netten Empfang«, sagte Matt und nickte den Versammelten ein wenig verlegen zu. »Wir werden nicht lange bleiben, nur heute Nacht. Gleich morgen früh ziehen wir weiter.«
»Seid ihr die neue Garnison für Fort Strafe?«, fragte ein Mädchen.
»Nein«, antwortete Chen. »Wir sind auf Mission.«
»Eine Mission?«, wiederholte sie mit glänzenden Augen.
»Nein, nein. Also, nicht ganz«, stotterte Matt. »Wir wollen in die Gegend um Siloh.«
»Mit zwei Weitwanderern?«, bemerkte Barney. »Das muss eine wichtige Mission sein!«
»Unser Auftrag ist, die verschiedenen Pflanzenarten zu erfassen, die dort vorkommen«, log Floyd.
»Ach so.«
Die Versammelten waren enttäuscht. Das hörte sich nicht besonders abenteuerlich und heldenhaft an. Matt warf Floyd einen dankbaren Blick zu. Der Weitwanderer war verschwiegener als Chen.
»Könnt ihr uns mit Lebensmitteln versorgen?«, fragte Matt.
»Natürlich.«
»Am besten bereitet ihr noch heute Abend alles vor … Wir brechen früh auf. Ich danke euch sehr.«
»Wir kümmern uns darum«, sagte ein magerer, hoch aufgeschossener Junge und zog einen anderen mit, der sein Zwillingsbruder sein musste.
»Was gibt es Neues?«, wollte Barney wissen.
»Ist bei euch in letzter Zeit denn kein Weitwanderer vorbeigekommen?«, fragte Floyd zurück.
»Amy, vor zwei Wochen, aber sie war nur auf der Durchreise, und sie hat nicht viel gesagt. Dann war da noch dieser Reiter vor weniger als einer Woche, aber er hat nur das Pferd gewechselt und uns gewarnt, vorsichtig zu sein, weil sich im Norden etwas zusammenbraut. Ach, und beinahe hätte ich es vergessen: Walton war da, vor etwa sechs Tagen. Er kam von Osten. Er müsste inzwischen längst in Eden angekommen sein.«
Floyd und Matt blickten sich traurig an.
»Walton ist tot«, erklärte der Weitwanderer.
»Oh.«
Trauer breitete sich im Saal aus. Alle wussten, dass das Leben der Weitwanderer oft nur an einem seidenen Faden hing, aber trotzdem war es immer wieder ein Schock zu erfahren, dass einer von ihnen umgekommen war.
»Wir werden zu seinem Gedenken eine Kerze anzünden«, murmelte eine fast schon erwachsene Jugendliche.
Barney wandte sich an Amy:
»Also bleibst du auch diesmal nicht lang?«
Das blonde Mädchen schüttelte den Kopf.
»Jedenfalls«, meinte er, »siehst du besser aus als beim letzten Mal. Da hätte man glatt denken können, du wärst einem Gespenst begegnet.«
Amy beugte sich tief über ihre Suppenschüssel.
Als niemand sonst etwas sagte, rief Barney schließlich im Scherz:
»Was ist? Müssen wir selbst nach Eden reisen, um Neuigkeiten zu bekommen?«
Floyd begann, ihnen von den jüngsten Verhandlungen zwischen Großen und Pans in der Festung im Pass der Wölfe zu berichten. Nach längerem Zögern entschied er sich dann, auf die Foltergeister zu sprechen zu kommen:
»Es gibt eine neuartige Gefahr: die Foltergeister. Wir wissen noch nicht, was sie wollen, aber sie sind sehr gefährlich. Wenn ihr einen seht, flieht. Versucht auf keinen Fall, ihn anzugreifen.«
»Wie sehen sie denn aus?«, fragte eine Stimme aus der Runde.
Floyd runzelte die Stirn.
»Wie der Tod«, sagte er leise, nachdem er vergebens nach anderen Worten gesucht hatte. »Ihr dürft euch auf keinen Fall nähern, und vor allem eins: Lasst euch nicht berühren.«
Barney nickte sehr ernst.
»Davor warnte uns auch der Reiter, der letzte Woche vorbeikam, nicht wahr?«
»Ja.«
»Lasst sie doch erst mal was essen!«, unterbrach eine ältere Pan ihr Gespräch und stellte einen dampfenden Topf auf den Tisch.
Sie servierte ihnen Eintopf aus Kartoffeln, Karotten und eingemachten Zwiebeln, und alle machten sich mit Heißhunger darüber her.
Ein Junge mit reichlich dunklem Flaum über der Oberlippe trat an Matt heran.
Er starrte ihn an.
»Kann ich dir helfen?«, fragte Matt.
»Du bist Matt Carter, stimmt’s?«
»Äh … ja«, stammelte er. »Kennen wir uns?«
»Ich habe dich schon mal gesehen«, sagte der Junge mit stolzgeschwellter Brust. »In der Festung im Pass der Wölfe. Ich war da, als du mit deinen Freunden auf den Riesenhunden angaloppiert kamst. Das war unglaublich!«
Barney musterte Matt fasziniert.
»Matt Carter? Wahnsinn! Ein Held in Canaan!«
»Quatsch, ich bin kein Held. Wirklich nicht.«
»Ich war da!«, entgegnete der Junge mit dem sprießenden Schnurrbart. »Tu nicht so bescheiden! Du hast ganz allein Hunderte von Zyniks niedergemetzelt!«
»Das stimmt nicht. Und selbst
Weitere Kostenlose Bücher