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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Blick auf die anderen Kisten.
    »Unheimliche Mengen von Schwertern!«
    »Sieht ganz so aus, als würde hier ein militärischer Umsturz vorbereitet, wenn du mich fragst.«
    Sie setzten ihre Erkundungstour fort, liefen durch Gänge und Säle und erklommen Treppen. Die beiden Wächter waren ihnen weit voraus, und sie gingen nur noch auf gut Glück weiter.
    Hin und wieder hörten sie Schritte und blieben stehen, jederzeit bereit, zum nächsten Versteck zu rennen. Aber kein Großer kam in ihre Nähe. Sie liefen nur in der Ferne vorbei oder wechselten von einem Tunnel in den nächsten, während ihre Stimmen von den Wänden widerhallten.
    Die Schwestern stießen auf Lastenaufzüge, Versorgungsschächte und Kammern, die vom Geruch her an Latrinen erinnerten. Die Kloake war eine kleine unterirdische Stadt.
    Nachdem sie mehr als einen Kilometer in den Stollen zurückgelegt hatten, bekamen sie langsam einen besseren Überblick. Glücklicherweise schienen sich hier unten kaum Menschen aufzuhalten, bis auf ein paar Wachposten. Das unterirdische Netz war gigantisch, noch beeindruckender als die Festung.
    »Die Gänge bilden ein richtiges Labyrinth«, stellte Zelie besorgt fest. »Wir dürfen nicht von dem Hauptweg abweichen, wenn wir uns nicht verirren wollen.«
    Maylis nickte energisch.
    »Ich habe keine Lust, hier unten elendig zu verrecken!«, murmelte sie.
    Auf einmal flackerte vor ihnen im Tunnel rötliches Licht. Der Gang mündete auf eine Empore, die einen länglichen Raum überragte, in dem zahlreiche Schatten hin und her liefen. Knisternde Fackeln beleuchteten das Schauspiel.
    Die beiden Botschafterinnen machten sich so klein wie möglich und spähten durch die Stäbe des Geländers.
    Unten führten fünf, sechs Soldaten kleine Gestalten herein. Die Kinder setzten sich brav auf die bereitstehenden Bänke. Der Raum schien ein Speisesaal zu sein, und soeben wurde das Essen serviert.
    »Los, ihr Gewürm!«, bellte einer der Männer und verpasste einem Kind einen Tritt. Es stolperte und wäre fast hingefallen.
    »Siehst du, was ich sehe?«, flüsterte Maylis entsetzt.
    Zelie brachte kein Wort hervor. Sie nickte.
    Etwa dreißig recht junge Pans nahmen schweigend auf den Bänken Platz. Dreißig kleine Gefangene mit leerem Blick.

31. Ein abscheulicher Handel
    Z elie und Maylis wurde allein schon vom Zuschauen schlecht.
    All diese Kinder – die meisten jünger als zehn Jahre – waren hier unten gefangen, direkt unter ihren Füßen, hilflos und so eingeschüchtert, dass sie nicht einmal den Blick zu heben wagten, während über ihnen Hunderte von Pans sorglos ihrem Leben nachgingen!
    »Jetzt reicht es!«, erklärte Zelie außer sich vor Wut. »Lass uns zurückgehen und den anderen sagen, was hier vorgeht. Wir müssen Verstärkung holen, um sie zu befreien!«
    Maylis packte sie energisch beim Handgelenk:
    »Und wie willst du das anstellen? Sollen fünfzehn unserer Krieger die Tür zu den Gemächern des Unschuldstrinkers eintreten, gegen die Soldaten der Großen kämpfen, die sich uns entgegenstellen werden? Sollen wir laut Verrat schreien und einen neuen Krieg auslösen?«
    »Nein! Aber wir müssen handeln!«
    »Dazu müssen wir doch wirklich erst mehr über die Sache herausfinden.«
    Es kostete Zelie große Anstrengung, ihre Wut zu zügeln, und mit zusammengebissenen Zähnen warteten sie, bis die Gefangenen ihre Mahlzeit beendet und den Speisesaal wieder verlassen hatten.
    »Lass uns runtergehen«, meinte Maylis dann, »wir müssen näher ran.«
    Sie fanden eine Treppe und drückten sich in eine finstere Nische, als ein Wachposten auf sie zustapfte. Dank ihrer Alteration konnte Maylis mit der Dunkelheit verschmelzen, und offenbar übertrug sich die Fähigkeit auch auf Zelie, wenn diese sich an sie drückte.
    Diese Ebene des Tunnelsystems war belebter als die, die sie bislang erkundschaftet hatten. Zahlreiche Geräusche drangen an ihre Ohren, und immer wieder mussten sie sich verstecken. Sie bewegten sich in kleinen Sprüngen voran, von Nische zu Nische, von einem leeren Raum zu einem Felsspalt. Mehrmals wären sie fast einem Großen in die Arme gelaufen.
    Sie kamen an etwas vorbei, das eine Küche sein musste, dann an einer Vorratskammer und schließlich an einer Reihe von Schächten, neben denen Zuber aufgestapelt waren.
    Eine Tür öffnete sich, und Maylis blieb gerade noch Zeit, ihre Schwester an die Wand zu schubsen und sie beide mit einem undurchdringlichen Schatten zu umhüllen.
    Ein kaum neun oder zehn Jahre alter

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