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Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition)

Titel: Alterra: Der Herr des Nebels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Trommelwirbel.
    Die Marschmusik einer Armee der Toten.
    Sie kam näher.

30. Menschliche Abgründe
    I m Schrank roch es nach Schweiß.
    Perrault drehte sich der Magen um.
    »Seit wann habt ihr euch nicht mehr gewaschen?«, fragte er empört und starrte die vier Soldaten im Halbdunkel des engen Raums an.
    Verlegene Blicke.
    »Das ist ja unerträglich«, schimpfte er. »Ich bleibe hier nicht tagelang mit euch drin. Ich warne euch, heute Abend nach der Ablösung nehmt ihr sofort ein Bad! Mit Seife!«
    »Sie reden zu laut, Sergeant«, wagte einer der Männer zu bemerken.
    »Ich flüstere!«, fuhr ihn Perrault an.
    »Glaubt ihr, wir werden den Einbrecher hier drinnen hören?«, fragte ein anderer. »Wenn es ein Kind ist, wird es kein Geräusch machen, und wir stehen als Idioten da! Sollen wir uns nicht lieber hinter den Vorhängen im Arbeitszimmer verstecken?«
    »Oder im Schlafzimmer unterm Bett«, schlug der dritte Soldat vor.
    »Sigmund liegt schon unter dem Bett, und Carl steht hinter einem Vorhang.«
    »Na schön. Aber hier ist es wirklich eng.«
    »Der Gestank ist nicht auszuhalten! Das passiert, wenn man nicht auf Körperpflege achtet! Widerlich!«
    Seit fünf Stunden steckten sie nun schon in dem Schrank, und Perrault hatte die vorherigen Wächter um Sergeant Andersen im Verdacht, den engen Raum bereits mit ihrem Gestank verpestet zu haben.
    Er bekam keine Luft mehr.
    Im angrenzenden Zimmer knarrte etwas, eine Tür, vermutete Perrault.
    »Habt ihr das gehört?«, flüsterte er.
    »Ja. Sollen wir nachschauen?«
    »Wartet. Wir müssen den Einbrecher auf frischer Tat ertappen. Er darf keine Zeit haben zu fliehen.«
    Erneutes Knarren.
    »Diesmal gibt es keinen Zweifel. Sergeant, da ist jemand an der Tür!«
    Perrault nickte, zögerte aber immer noch, den Befehl zum Zugriff zu geben. Er wollte keinen Fehler machen und erst einschreiten, wenn er den Eindringling auch wirklich schnappen konnte. »Sergeant, Sigmund und Carl werden sich nicht rühren, wenn wir nichts unternehmen«, warnte sein Stellvertreter.
    »Jaja. Seid ihr bereit? Habt ihr eure Waffen? Dann los!«
    Perrault stieß die Schranktür auf und sprang mit seinen Soldaten in den Salon.
    Es war niemand da, aber aus dem Nebenzimmer hörten sie wieder ein Knarren. Perrault lief zur Tür. In der Eingangshalle hörte er das Geräusch eines Riegels, der vorgeschoben wurde.
    »Die Vorratskammer!«, rief er.
    Er öffnete die Tür mit einem kräftigen Tritt und stürzte in den Raum. Doch in der Vorratskammer mit ihren Konservendosen, Wasserflaschen und Getreidesäcken herrschte tiefe Stille.
    Niemand da.
    Perrault trat wie ein Wilder gegen die Säcke, warf Kisten voller Lebensmittel um und fluchte laut.
    »Verdammt noch mal!«, brüllte er. »Hier war doch gerade noch jemand! Holt mir Carl und Sigmund! Sie kennen die Festung wie ihre Westentasche!«
    Die beiden Soldaten kamen angerannt und blieben am Eingang zur Vorratskammer stehen.
    »Seid ihr sicher, dass ihr was gehört habt?«, fragte der eine.
    »Ganz sicher.«
    »Haben Sie sich das wirklich nicht nur eingebildet, Sergeant? War es vielleicht nur ein Traum?«, erkundigte sich Sigmund.
    »Wenn ich es euch doch sage! Habt ihr nichts mitbekommen?«
    Sigmund ließ seinen Blick wortlos durch den Raum schweifen. Carl folgte seinem Beispiel. Sie wirkten wie zwei Hunde, die einer Fährte folgten.
    »Verdrängt«, sagte der eine.
    »Ja, in die Kanalisation.«
    »Was quatscht ihr beiden da?«, fragte Perrault wütend.
    »Der Eindringling ist ins Unbewusste der Festung abgetaucht«, stellte Sigmund fest.
    »Wie bitte?«
    »Ins kollektive Unbewusste«, erklärte Carl, »auf dem die Festung errichtet wurde, Sergeant. Ganz einfach.«
    »Könnt ihr euch nicht wie normale Menschen ausdrücken?«
    »Der Einbrecher befindet sich unter uns. In dem Labyrinth, auf dem der Burgfried ruht.«
    »Und wie kommen wir dahin?«
    »Das sollten wir lieber lassen. Wer sich da unten nicht auskennt, verläuft sich leicht. Es ist eine richtige Kloake.«
    »In der Tat«, fügte Sigmund hinzu, »wir warten besser ab, bis der Einbrecher wieder rauskommt. Denn alles, was reingeht, kommt früher oder später wieder raus.«
    Perrault war verwirrt.
    »Woher wisst ihr das alles?«, wollte er wissen. »Ich habe noch nie von diesem Labyrinth gehört.«
    »So hat eben jeder seine Aufgabe«, erklärte Sigmund. »Der Unschuldstrinker hat uns in sein Geheimnis eingeweiht. Wir steigen manchmal hinab, um dort unten zu arbeiten.«
    »Aber nur in Begleitung eines

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