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Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Titel: Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam , Nadine Pueschel , Maximilian Stadler
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bevorstand.
    Es dauerte fünf weitere Tage, bis der Blinde Wald sich vor ihr auftürmte und den ganzen nördlichen Horizont versperrte. Der Schmetterling flog höher, schlug angestrengt mit den Flügeln und gelangte zu den Wipfeln der höchsten Bäume. In diesem riesigen Dschungel verbarg sich eine sagenhafte Tierwelt, die sich hie und da bereits durch sonderbare Laute bemerkbar machte. Mehrere Vögel, die wie Flugsaurier aussahen, lugten aus den Wipfeln hervor, um zu sehen, was da heranrauschte, kehrten aber sogleich wieder in das schützende Blätterwerk zurück.
    Pfauenauge wirkte müde. Seine Flügelschläge verloren an Kraft, wurden unregelmäßiger, und Ambre begann sich Sorgen zu machen. Dennoch gelang es ihm, über den Blinden Wald aufzusteigen. An diesem Abend wickelte sich Ambre in ihren Mantel, um sich gegen den kalten Höhenwind zu schützen, und bewunderte den Sonnenuntergang über der weiten grünen Ebene, die die Chloropanphylliker das Trockene Meer nannten.
    Das Schwierigste lag noch vor ihr: Sie musste das Große Nest finden.
    Ambre hoffte, dass sie die Lichter in den Bäumen von weitem sehen würde, denn sie wusste nur, dass sich das Große Nest mehr oder weniger im Zentrum des Blinden Waldes befand.
    In dieser ersten Nacht über dem Blinden Wald blieb Ambre sehr lange wach. Wenn Pfauenauge sich keine Ruhepause gönnte, dann wollte sie das auch nicht tun. Hier konnte er erst recht keine Landung riskieren, dafür lauerten zu viele Raubtiere in den Wipfeln der Bäume. Gegen sie würde sich ein Insekt, das so zerbrechlich war wie ein seidener Schleier, nicht zur Wehr setzen können.
    Irgendwann fielen Ambre die Augen zu, und sie wachte erst auf, als es hell wurde.
    Ringsum nichts als Grün.
    Sie stillte den schlimmsten Hunger mit ein paar Bissen von dem Proviant in ihrem Rucksack und stellte mit Schrecken fest, dass ihre Vorräte zur Neige gingen.
    Und kein Tropfen Regen, seit ich das Schloss verlassen habe! Wenn das so weitergeht, werde ich verdursten, und Pfauenauge fliegt mit einem Skelett auf dem Rücken über das Trockene Meer!
    Auch an diesem Tag zeigte der Schmetterling immer wieder Anzeichen von Erschöpfung. Er verlor oft abrupt an Höhe und konnte nur mit Mühe wieder aufsteigen. Was sollte sie tun, wenn er bei der Anstrengung sein Leben ließ?
    Am Nachmittag keimte etwas Hoffnung in ihr, als sie am Horizont einen Fleck sah, und sie zog an den Zügeln, um Pfauenauge in diese Richtung zu lenken. Sie brauchte eine Stunde, bis sie erkennen konnte, was es war: nur ein dicker Ast, der aus einem Wipfel ragte. Die Enttäuschung war groß.
    Kurz überlegte sie, dort haltzumachen, um Pfauenauge eine Pause zu gönnen, doch der Schmetterling weigerte sich zu landen.
    »Du stures Ding!«, schimpfte Ambre. »Du wirst noch vor Müdigkeit sterben, wenn du so weitermachst!«
    Der Schmetterling gewann etwas an Höhe, und Ambre musste sich geschlagen geben. Als die Sonne unterging, hatte sie das Große Nest noch immer nicht gefunden, genauso wenig wie eine Spur der Chloropanphylliker.
    Sie fragte sich, wie man sie dort wohl empfangen würde. Immerhin war die Gemeinschaft der Drei von dort geflohen und hatte eines ihrer Boote gestohlen. Sie waren bestimmt böse auf sie, und das zu Recht.
    Trotz der Entschuldigung, die Ambre ihnen auf einem Zettel hinterlassen hatte.
    Am Tag ihrer Flucht hatten weder Matt noch Tobias sie gefragt, was sie vor der Abfahrt so lange getrieben habe. Sie erinnerte sich, dass Matt sehr besorgt gewesen war, aber er hatte nie wissen wollen, warum sie so lange gebraucht hatte.
    Sie hatte die Gelegenheit genutzt, um dieser außergewöhnlichen Pan-Gemeinschaft einen Brief zu hinterlassen und noch einmal zu erklären, warum sie ihre Reise unbedingt fortsetzen mussten.
    Einen langen Brief, in dem sie alles über ihr Leben seit dem Sturm erzählt hatte. Über die Welt dort unten, mit den Pans auf der einen Seite und den Zyniks auf der anderen, und über ihren Versuch, mehr über die rätselhafte Königin in Erfahrung zu bringen.
    Würden die Chloropanphylliker sie verjagen? Oder ihr vergeben?
    Erst einmal muss ich sie finden!
    Auch in dieser Nacht hielt sie angestrengt Ausschau nach Lichtern, aber über dem Blättermeer war alles dunkel.
    Am frühen Morgen flog Pfauenauge im Zickzack.
    Ambre versuchte, ihn zu lenken. Ohne Erfolg.
    Er war am Ende.
    Sie wollte ihn zwingen, auf dem dichten Grün zu landen, aber Pfauenauge weigerte sich, tiefer zu fliegen, als spürte er, dass sich direkt unter

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