Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
sie sich einigermaßen sicher. Sie hatten schon lange nichts Richtiges mehr im Magen gehabt und waren so nah am Tod vorbeigeschrammt, dass sie sich diesen Genuss jetzt nicht vorenthalten wollten.
Ben lag auf seinem Schlafsack und polierte die Schneide seiner kleinen Axt.
»Matt, weißt du, was Ambre im Blinden Wald suchen will?«
»Ich weiß nicht genau, was sie vorhat, aber es gibt dort einen Ort, von dem eine wahnsinnig mächtige Energie ausgeht.«
»Aber wird uns das gegen die Zyniks nutzen?«, fragte Horace. »Denn das war ja das Ziel unserer Reise, nicht wahr?«
Matt zuckte die Achseln.
»Keine Ahnung. Es ist keine Waffe, so viel ist sicher. Trotzdem würde ich es nicht gern sehen, wenn die Zyniks diese Energie in die Hände bekämen.«
»Welche Art von Energie? So etwas wie das Skaraheer?«
»Nein, noch viel konzentrierter, so etwas wie … Sie erinnert mich an eine gigantische Festplatte, auf der alle Daten der Natur gespeichert sind!«
»Eine Anleitung, um das Leben zu entschlüsseln?«, fragte Ben interessiert.
»Eher eine Art Enzyklopädie, die alles enthält, was die Erde hervorgebracht hat. Die Bibel des Lebens, wenn man so will.«
»Wo ist sie?«
»Im Herzen des Blinden Waldes.«
Tobias runzelte sorgenvoll die Stirn.
»Dann kann sie niemand finden!«, entgegnete Ben. »Nicht einmal Ambre. Es wundert mich, dass du sie auf eine so gefährliche Reise hast gehen lassen.«
»Ambre, Tobias und ich waren schon einmal dort. Und zwar auf dem Dach des Waldes, auf dem man sich fortbewegen kann wie auf einem Meer. Ich vertraue Ambre.«
»Wenn es keine Waffe ist, wie wollen wir die Zyniks damit bekämpfen?«, wollte Chen wissen.
»Indem wir unserem ursprünglichen Plan folgen. Unsere Truppen zerschlagen die Erste Armee der Zyniks, die in kleinen Gruppen einfallen wird. Danach müssen wir die Festung im Pass der Wölfe erobern, so dass wir hoffentlich die Zweite und Dritte Armee überraschen und in die Zange nehmen können.«
»Nur, dass auch noch die Vierte und Fünfte Armee dazustoßen werden, und die der Mampfer, die wir noch nicht auf der Rechnung hatten«, meinte Ben.
Matt hob die Hände.
»Ich habe leider keinen anderen Plan in der Hinterhand. Wir müssen mit dem zurechtkommen, was wir haben.«
»Allein die Eroberung der Festung wäre schon ein Wunder!«
»Aber wenn dieses Wunder nicht eintritt, sind wir alle tot. Wir dürfen nicht von vornherein aufgeben!«
Chen hielt einen Zweig über die Flammen.
»Wenn das, was Ambre holen geht, uns nicht im Kampf gegen die Zyniks helfen kann, wozu haben wir dann überhaupt diese Reise gemacht? Sind Luiz und Neil umsonst gestorben?«
»Nein«, erwiderte Matt schroff. »Ambre wird diese Energie finden, und sie wird wissen, wozu sie dient, davon bin ich überzeugt. Vielleicht verschafft uns das keinen direkten Vorteil gegenüber den Zyniks, aber immerhin sorgen wir dafür, dass Malronce nicht bekommt, was sie unbedingt haben wollte. Und selbst wenn ich der letzte Pan sein sollte, der Ambre vor den Zyniks beschützt, werde ich es tun! Das macht mir keine Angst! Diese Energie ist mit der Erde verbunden, mit dem Sturm, und ich werde nicht zulassen, dass die Zyniks sie so zerstören, wie sie ihre eigenen Kinder zerstören!«
»Matt hat recht«, meldete Horace sich zu Wort. »Die Erwachsenen sind die reinsten Fanatiker geworden. Wenn das, was Ambre sucht, so wichtig für das Gleichgewicht des Planeten ist, dann dürfen sie es auf keinen Fall kriegen!«
»So oder so haben wir auf dieser Reise viel gelernt«, meinte Matt.
»Was denn zum Beispiel?«, fragte Chen.
»Malronce. Ich weiß jetzt, wer sie ist.«
»Und was bringt uns das?«
Matt starrte in die Flammen.
»Es ist wichtig, das wahre Gesicht des Feindes zu kennen«, sagte er leise. »Für die Zukunft.«
Chen warf seinen Zweig ins Feuer.
»Nun denn, ich gehe jetzt schlafen. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, bis wir wieder zu Hause sind. Falls wir überhaupt noch ein Zuhause haben.«
Tobias trat zu Matt, während die anderen in ihre Schlafsäcke krochen.
»Ambre ist unterwegs zu den Chloropanphyllikern, oder?«
Matt nickte.
»Das wird heikel«, sagte Tobias nachdenklich. »Nach unserer Flucht werden die Pans sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen.«
»Stimmt. Aber der Große Plan führt sie dorthin.«
»Ist es diese seltsame Lichtkugel, die sie mitbringen soll?«
»Ich nehme es an. Eigentlich habe ich keine Ahnung. Alles ist so schnell gegangen …«
Matt dachte an den
Weitere Kostenlose Bücher