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Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Titel: Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam , Nadine Pueschel , Maximilian Stadler
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begriff er, dass er der nächsten Attacke wehrlos ausgeliefert war.
    Auf einmal flog der Nachtschleicher wie von einer riesigen Hand geohrfeigt mehrere Meter in die Höhe und krachte in eine Eiche, wo er mit zerschmetterten Armen und Beinen hängen blieb.
    Gleichzeitig brach Ambre bewusstlos zusammen.
    Luiz versuchte, sich an einem Busch festzuklammern, und schrie wie am Spieß. Zwei Hunde sprangen hinzu, aber der Nachtschleicher, der den Jungen fortzerrte, verjagte sie mit zwei mächtigen Tritten. Als er sein Opfer weiterschleppte, richtete sich Luiz heulend auf und schlug nach dem Monster.
    Wieder pfiffen die Krallen durch die Luft und trennten Luiz’ Hände mit einem glatten Schnitt vom Körper ab. Verständnislos starrte Luiz seine Armstümpfe an.
    Der Nachtschleicher packte ihn bei den Schultern und kletterte mit unglaublicher Leichtigkeit auf den nächsten Baum.
    Chen hechtete hinterher. Auf allen vieren huschte er den Stamm hoch wie eine Spinne, für die die Gesetze der Schwerkraft nicht galten.
    Tania spannte ihren Bogen und sandte einen Pfeil ab, der sich in den Rücken des Nachtschleichers bohrte. Die anderen waren vollkommen baff. Bei dieser Geschwindigkeit war es ein Wunder, dass sie traf.
    Auch die nächsten Pfeile fanden ihr Ziel.
    Chen nutzte die Gelegenheit und packte den Nachtschleicher an der Ferse. Von Luiz’ Gewicht behindert, konnte die Kreatur ihn nicht sofort abschütteln, obwohl sie wie wild nach ihm trat.
    Tanias fünfter Pfeil drang genau in den Nacken ein. Das Monster zuckte zusammen und blieb eine Sekunde lang reglos an den Baum gekrallt, bevor es mitsamt seiner Beute in die Tiefe stürzte. Chen versuchte noch, Luiz aufzufangen, aber er schaffte es nicht mehr und musste sich an einen Ast klammern, um nicht den Halt zu verlieren.
    Luiz und der Nachtschleicher krachten aus zehn Metern Höhe zu Boden.
    Tania und Ben stürzten an die Seite ihres Freundes und richteten seinen Oberkörper auf.
    Luiz blinzelte ein paarmal, den Blick ins Leere gerichtet.
    Er machte Anstalten, etwas zu sagen, aber ein rötlicher Faden floss aus seinen Nasenlöchern, und er sackte zusammen.
    Ben presste ihn an sich.
    Luiz war tot.

    Obwohl Matts Wunde stark blutete, gelang es ihm, sich über den Boden bis zu Ambre zu rollen.
    Sie rührte sich nicht. Ihre Augen waren geschlossen. Er hielt die Hand über ihren Mund, um sich zu vergewissern, dass sie noch atmete. Da glitt der Rucksack, den sie immer noch krampfhaft umklammert hielt, zur Seite. Ein rot-blauer Lichtschein erhellte sein Gesicht.
    In einem Gefäß wuselten mehrere Dutzend Käfer umher.
    »Ambre …«, flüsterte Matt. Im gleichen Moment schoss ihm ein stechender Schmerz durch den Rücken.
    Matt krümmte sich zusammen. Mit jedem Tropfen Blut, der seinen Körper verließ, wurde er schwächer.
    Neil drückte ihn zu Boden und brachte ihn in die stabile Seitenlage.
    »Rühr dich nicht!«, befahl er. »Du verlierst viel Blut.«
    Floyd trat zu ihnen.
    »Ist die Wunde tief? Kann man sie heilen?«, fragte er besorgt.
    »Er verblutet! Geh weg und lass mich machen!«
    »Ich dachte, du kannst nur kleinere Verletzungen behandeln?«
    »Wenn ich es nicht versuche, geht er drauf.«
    Matt spürte Neils kalte Hände auf seiner Haut.
    Ein gewaltiger Stich fuhr durch seine linke Hüfte. Dann folgte ein Brennen, das schnell unerträglich wurde.
    Er wollte sich wehren, aber Floyd hielt ihn fest, und er hatte überhaupt keine Kraft mehr.
    Matt brüllte. Sein Schrei hallte in der Stille des Waldes wider.
    Dann wurde der Schmerz zu stark.
    Ihm wurde schwarz vor Augen, und das Letzte, was er hörte, war Floyds Stimme:
    »Es ist vorbei, Neil. Du kannst nichts mehr für ihn tun.«

16. Zwei Stimmen
    T obias versuchte mit aller Macht, seine Gefühle in den Griff zu bekommen.
    Vor allem die Angst.
    Sie spülte über seine Gedanken hinweg wie die Flut über eine Zeichnung im Sand, wie unermüdliche Wellen, die immer wieder anschwollen, höher und höher wurden und sich genauso plötzlich zurückzogen. Dagegen musste er ankämpfen, wenn er nicht ausgelöscht werden wollte.
    Nachdem der Verschlinger verschwunden war, hatte der Leuchtpilz die Stimmung in der Grotte spürbar verändert. Das Ungeheuer selbst schien ihn nicht bemerkt zu haben, vielleicht orientierte es sich nur mit dem Gehör und dem Tastsinn. Im fahlen Schimmer des Pilzes konnten sich die meisten Gefangenen nun sehen. Manche brachten es sogar über sich, ihren schützenden Winkel zu verlassen, um sich leise mit ihrem

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