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Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Titel: Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam , Nadine Pueschel , Maximilian Stadler
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gewesen, denn die Substanz hielt wie Zement, aber Tobias wollte testen, ob seine Alteration auch hier noch wirkte. Und tatsächlich arbeiteten seine Arme mit übermenschlicher Geschwindigkeit.
    Es klappt! Ich bin immer noch sehr schnell!
    Innerhalb einer Minute machte sich ein erster Erfolg bemerkbar: Die klebrige Substanz löste sich langsam. Als er etwa zwanzig Zentimeter des Holzstabs entleimt hatte, hielt er inne und spitzte die Ohren, um sicherzugehen, dass der Verschlinger sich nicht näherte. Dann rubbelte er fieberhaft weiter, bis er eine Hälfte der Tür von der Substanz befreit hatte.
    Er drückte dagegen. Das Holz gab knirschend ein Stück nach. Tobias schätzte, dass er die Tür weit genug aufschieben konnte, wenn er sich noch ein bisschen ins Zeug legte.
    Und was willst du dann machen?, schrie seine innere Stimme.
    »Mich nur kurz draußen umsehen. Es muss sein. Entweder das oder hier rumsitzen und warten, bis er uns alle gefressen hat!«, antwortete er sich selbst.
    Tobias schrubbte ein weiteres Stück des Gitters frei und zwängte sich durch den Türspalt.
    In diesem Augenblick tauchte Franklin hinter ihm auf.
    »Was tust du da?«, fragte er entsetzt.
    »Immer mit der Ruhe, ich schaue mich nur um. Wenn ich einen Fluchtweg finde, komme ich euch holen.«
    »Nein, mach das bloß nicht! Du läufst ihm geradewegs in die Arme!«
    »Das Risiko nehme ich in Kauf. Hier drin würde er mich früher oder später sowieso erwischen. Willst du mitkommen?«
    Franklin starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren.
    »Um mich abschlachten zu lassen? Ganz bestimmt nicht! Du hast einen Knall, Tobias, einen totalen Knall! Schau mich an, ich bin schon ewig hier, halte mich zurück, versuche, nicht zu viel Angst zu haben, und bis jetzt hat er mich in Ruhe gelassen! So muss man es machen! Unauffällig bleiben, wie eine Kaulquappe in ihrem Tümpel!«
    »Und wenn du die letzte Kaulquappe bist, frisst dich der Fisch«, sagte Tobias düster und ging ein paar Schritte rückwärts.
    Franklin hob zum Abschied die Hand. In seinem Blick las Tobias, dass der Weitwanderer nicht damit rechnete, ihn je wiederzusehen.
    So schnell seine steifen Beine ihn trugen, hastete Tobias den Gang hoch, um eine Biegung, dann um eine zweite, bis er schließlich eine leichte Veränderung in der Dunkelheit vor sich bemerkte: In der Ferne tauchte ein grauer Schimmer auf. Tobias steckte seinen Leuchtpilz ein und lief weiter in Richtung der Helligkeit, die von einer äußeren Lichtquelle auszugehen schien. Hinter einem Schutthaufen tat sich eine Öffnung im Fels auf, und die Luft wurde deutlich frischer.
    Tobias fühlte sich wie neugeboren.
    Noch sah er keine Landschaft, aber er spürte, dass vor ihm ein weiter Raum lag, und vermeinte fast, das Rauschen von Wind in Baumwipfeln zu hören.
    Seine Freude erhielt einen kräftigen Dämpfer, als er eine heisere Stimme vernahm:
    »… will essen. Ich habe Hunger. Großen Hunger.«
    »Warte noch. Ich muss mit dir reden«, erwiderte ein Mann.
    Tobias kannte diese Stimme. Er konnte ihr kein Gesicht zuordnen, aber er wusste, dass sie ihm von irgendwoher vertraut war. Und sie gehörte nicht einer weiteren grauenhaften Kreatur, sondern einem Menschen. Dieser Gedanke beruhigte ihn ungemein.
    War die Rettung womöglich ganz nah?
    »Beeil dich«, sagte die erste Stimme, die krächzte und pfiff, als käme sie aus einem gewaltigen Hohlraum. »Ich sterbe vor Hunger, und ich rieche sie von hier, gleich mehrere sind reif! Mehrere! Mmmmmm …«
    Tobias drehte sich der Magen um. Das war der Verschlinger, kein Zweifel.
    »Ich habe bemerkt, dass das Kind Matt in uns vorgedrungen ist, als wir seinen Geist erforscht haben«, erklärte der Mann. »Ihr lenkt mich ab, du und die anderen, wenn ich die Schächte des Unterbewusstseins erkunde, und deshalb hat das Kind Matt uns gespürt! Das darf nicht noch einmal passieren!«
    »Aber … ich muss … essen! Dazu bin ich da! Das ist meine Funktion!«
    »Nicht, während ich die Schächte auskundschafte«, gab der Mann verärgert zurück.
    Tobias hörte, wie die Beine des Ungeheuers nervös auf dem Boden tippelten.
    »Gut … du entscheidest.«
    »Er darf in seinen Träumen nicht mehr spüren, dass ich ihn jage! Wir brauchen ihn! Verstehst du das?«
    »Ja, wir brauchen ihn. Um ihn uns einzuverleiben. Mmmm … Er wird köstlich schmecken.«
    »Sobald er in deinem Magen ist, gehört er für immer uns! Nur uns! Wir müssen ihn vor der Tyrmadra kriegen!«
    Die Spinne wich zurück.

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