Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
Plötzlich sah Tobias ihren riesigen, behaarten Bauch und ihre Hinterbeine. Zwischen ihren Spinnwarzen wölbte sich ein Tropfen milchiger Seide. Tobias hielt sich den Mund zu, um nicht zu kotzen.
»Ich habe Hunger«, stöhnte die Kreatur mit ihrer heiseren Stimme.
»Dann geh und friss! Aber danach will ich absolute Stille! Ich werde die Schächte des Unterbewusstseins öffnen, und dann finden wir das Kind Matt!«
Tobias machte so leise wie möglich kehrt und rannte zurück in die Grotte. Hier konnte er sich nirgends verkriechen, und wenn der Verschlinger ihn einholte, würde er nicht lange fackeln. Er musste die anderen warnen. Sich verstecken. Oder sich teuer verkaufen.
Das Kind Matt … Dieser Mann hat einen Weg gefunden, sich Matts Träumen zu entziehen! Der Torvaderon wird Matt überfallen, ohne dass er ihn kommen spürt!
Bislang hatte Tobias alle Hoffnung in die Hilfe seiner Freunde gesetzt. Dabei brauchten sie ihn viel dringender.
Sonst würde der Torvaderon auch sie erwischen.
Ihre Tage waren gezählt.
17. Noch ein Feind
S anft legten sich die Sonnenstrahlen auf Matts Gesicht.
Das warme Licht kitzelte seine schweren Lider. Mühsam öffnete er die Augen. Der Hals tat ihm weh, sein Kopf dröhnte entsetzlich, und seine gesamte linke Seite brannte, als läge er auf Glassplittern.
»Er kommt zu sich!«, verkündete ein über ihn gebeugtes Gesicht.
Matt sah verschwommen. Erst nach einigen Sekunden wurde sein Blick klarer. Freundliches Gesicht. Sehr kurze Haare.
Floyd.
»Durst …«, brachte er heraus.
Man hielt ihm einen Becher Wasser an die Lippen, und es gelang ihm, sich so weit aufzurichten, dass er in tiefen Schlucken trinken konnte.
Die Erinnerungen an die vergangene Nacht kamen zurück. Er blickte sich hastig um und sah als Erstes die traurigen Mienen von Ben, Horace und Chen. Die drei hatten die Hände voller Erde.
Als er den kleinen Erdhaufen hinter ihnen sah, begriff Matt, was los war. An einem Ende steckte ein Stock, an dem Luiz’ Lederhandschuhe hingen. Sie hatten ihm ein Grab geschaufelt. Luiz war von ihnen gegangen.
Von plötzlicher Panik erfasst, fuhr Matt herum. Ambre stand ein Stück entfernt; zum Glück schien sie wohlauf. Sie fing seinen Blick auf und ging zu ihm.
»Neil hat dir das Leben gerettet. Deine Wunde hat sich … geschlossen.«
Ungläubig hob Matt sein Hemd. Er entdeckte nicht einmal eine Naht. Außer einem riesigen braun-violetten Fleck war von der Verletzung nichts mehr zu sehen.
»Wie hat er das angestellt? Ich weiß sicher, dass ich geblutet habe! Schau, meine Klamotten sind total durchtränkt!«
»Das ist seine Alteration. Er kann durch Handauflegen Wunden heilen. Bis gestern Nacht hatte er nur Verstauchungen oder kleinere Schnittwunden behandelt. Das verdanken wir dem Skaraheer, Matt. Die Käfer verstärken unsere Kräfte weit mehr, als wir dachten!«
»Das warst also du, die den Nachtschleicher gegen den Baum geschleudert hat?«
»Ich wollte ihn wegstoßen, und stattdessen habe ich ihn zermalmt!«
»Großartig, das beschützt uns besser als jede Rüstung!«
Ambre runzelte ungehalten die Stirn.
»Nur leider können wir unsere Kraft überhaupt nicht dosieren. Ich bin wegen der großen Anstrengung in Ohnmacht gefallen. Als Neil sich um dich gekümmert hat, konnte er im ersten Moment gar nichts ausrichten, aber dann hat er sich von seiner Intuition leiten lassen und sich offenbar so intensiv konzentriert, dass er die Energie der Käfer aufgefangen hat. Das hat dich gerettet, er hingegen hat das Bewusstsein verloren und ist noch immer nicht wieder zu sich gekommen.«
Matt rappelte sich mühsam auf und stolperte zu dem Menschen, dem er sein Leben verdankte. Neil lag zwischen ihren Taschen auf seinem Schlafsack. Tania wachte über ihn.
»Schläft er, oder liegt er im Koma?«, fragte Matt.
»Keine Ahnung. Ich habe ihn mehrmals beim Namen gerufen, aber ich habe mich nicht getraut, ihn wach zu rütteln.«
Da trat Ben zu ihnen.
»Wir sollten mit allen Mitteln versuchen, ihn aufzuwecken. Wir müssen los, wir haben schon viel Zeit verloren.«
»Wie geht es den Hunden?«, fragte Matt.
»Zwei sind verletzt, aber ich glaube, dass sie noch weiterlaufen können. Wir werden sie nicht mehr so schwer beladen.«
»Und Luiz?«, fragte Matt bang. »Ihr habt ihn hier begraben, oder?«
»Ja. Floyd hat mir gesagt, dass er katholisch war, also haben wir eine kleine Ansprache über das Paradies und so was in der Richtung gehalten.«
»Wir haben ihm sogar ein kleines
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