Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
Erlebnisse. Auf diese Weise stellen wir in Eden eine Bibliothek mit unserem Wissen zusammen, das alle Weitwanderer immer wieder studieren. Wie du sagst, es ist eine neue Welt, die von Grund auf erforscht und ergründet werden muss.«
Ambre verschlang ihn geradezu mit ihren Blicken.
Matt seufzte.
Da kamen vier weitere Luminobellen aus den Wipfeln hervor und zeichneten bunte Arabesken in den Nachthimmel.
Über eine Stunde lang betrachteten die Pans dieses märchenhafte Schauspiel, während das Feuer einen angenehm warmen Schein verbreitete. Schließlich sanken sie in einen tiefen, wohligen Schlaf.
Am nächsten Tag kurz vor Mittag kämpften die Hunde sich gerade einen Steilhang hoch, auf dem der Pfad immer schmaler wurde, als aus den Baumwipfeln in der Ferne ein gellender Schrei ertönte.
Matt runzelte die Stirn. Das verhieß nichts Gutes. Er zögerte, weil er ihren Konvoi nicht durch lautes Reden verraten wollte, entschied dann aber, dass es wichtig sein könnte, und rief dem vor ihm reitenden Ben zu:
»Ben! Hast du eine Ahnung, was das war? Das klang wie ein Schrei oder ein Tierlaut. Ich musste sofort an einen Nachtschleicher denken.«
»Möglich. Aber sie jagen nie am Tag. Vielleicht ist es ein brunftiges Tier.«
»Ich bin einmal einem Nachtschleicher begegnet, und der ist geflohen, als Plusch ankam. Sie haben offenbar Angst vor Hunden. Das ist unser Glück!«
»Ist das lange her?«
»Na ja … acht Monate. Wir hatten New York gerade verlassen.«
»Die Nachtschleicher passen sich schnell an. Wenn sie in der Zwischenzeit Hundefleisch gekostet haben, fürchten sie sich bestimmt nicht mehr!«
»Sehr tröstlich, danke.«
Sobald der Weg wieder breiter wurde, fielen die Hunde in ihren schnellen Trab zurück. Matt hatte sich mittlerweile daran gewöhnt und fand das regelmäßige Auf und Ab sogar ganz angenehm.
Während der Mittagspause hörte er den sonderbaren Laut noch einmal, allerdings deutlich weiter weg, was ihn ein wenig beruhigte.
Als er die Taschen wieder auf Pluschs Rücken befestigte, ertönte das Kreischen ein weiteres Mal, und ein zweiter Schrei antwortete ihm aus einer anderen Richtung.
»Was auch immer das ist, es ist nicht allein!«, warnte er. »Sind alle bewaffnet?«
»Ich habe einen Leibwächter!«, sagte Floyd und zog sein Schwert aus der Scheide. »Das habe ich von den Zyniks geklaut!«
Chen öffnete ein Lederfutteral, auf dem er wie in einem Sattel saß, und zum Vorschein kam eine kleine Armbrust mit zwei übereinandergelegten Bolzen, die gleichzeitig abgeschossen werden konnten. Horace hatte einen polierten Holzstock mit Stahlspitze dabei. Tania packte ihren Bogen und Ben seine Axt.
Ambre, Luiz und Neil standen mit leeren Händen da.
»Euch drei nehmen wir am besten in die Mitte, man weiß nie. Ben, kommen wir bald aus diesem Wald raus?«
»Nein, nicht vor morgen. Da erreichen wir die weiten Ebenen.«
Matt biss sich auf die Lippe. Diese Schreie gefielen ihm ganz und gar nicht.
»Von nun an sind wir doppelt wachsam«, sagte er, bevor er sich auf Pluschs Rücken schwang.
Am Abend musste Matt sich der Mehrheit beugen, die ein Feuer anzünden wollte, obwohl er das für zu gefährlich hielt. Die Flammen waren weithin zu sehen, und der Geruch ihres Chili con carne aus der Dose war so kräftig, dass er fürchtete, damit sämtliche nachtaktiven Raubtiere anzulocken. Voller Ungeduld wartete er darauf, dass die Hunde von ihrer Runde zurückkamen, und zuckte beim kleinsten Geräusch zusammen.
Er hatte das Kreischen seit den späten Nachmittagsstunden nicht mehr gehört, doch die Angst saß ihm tief in den Knochen. Trotz seiner Müdigkeit schnallte er sich das Schwert auf den Rücken. Er zögerte kurz, ließ die Weste aus Kevlar aber schließlich liegen.
»Du solltest dich entspannen«, riet Ambre ihm. »Es ist noch weit bis Wyrd’Lon-Deis.«
»Mir ist es lieber, wir kommen alle heil dort an.«
Er machte langsam eine Runde um das Lager. Plusch beäugte ihn dabei neugierig.
»Ist er immer so nervös?«, fragte Tania, während sie ihre langen braunen Haare löste.
Ambre beobachtete Matt nachdenklich.
»Er ist besorgt«, antwortete sie, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
Sie aßen schweigend, müde und in Gedanken versunken. Wenn ihre Reittiere weiter ein solches Tempo vorlegten, würden sie den Pass der Wölfe schon in zwei Tagen erreichen. Doch da fingen die eigentlichen Schwierigkeiten erst an. Sie mussten die Festung in Augenschein nehmen und irgendwie daran vorbeikommen, um
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