Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
Kreuz geschnitzt«, ergänzte Chen.
»Und was wird aus eurem Auftrag? Er war doch der Stratege, der auf alle Schwachpunkte der Festung achten und den Angriffsplan entwickeln sollte?«
»Dann werden wir vor Ort eben improvisieren«, antwortete Floyd. »Tania und ich übernehmen das. Wir haben ja auch keine andere Wahl.«
Matt nickte, während er auf Luiz’ Grab starrte. Er konnte es nicht fassen, dass der Junge, der gestern Abend noch neben ihnen hergeritten war, jetzt kalt und steif unter dieser Erde lag.
Ben riss ihn aus seinen Gedanken:
»Floyd und ich werden Neil auf seinen Hund binden. Holt eure Sachen, wir brechen auf.«
Traurig wandte sich Matt von der Grabstätte ab. In wenigen Tagen würden Blätter und Brombeerranken sie vollkommen bedecken, und niemand wüsste mehr, dass hier am Straßenrand ein Mensch seine letzte Ruhe gefunden hatte.
Er würde nur in ihnen weiterleben.
Sofern sie selbst diese Reise überstanden.
Den ganzen Vormittag ritten sie flott dahin. Neil lag recht bequem auf dem Rücken seines Hundes, und die beiden verletzten Tiere – die Hunde von Floyd und Luiz, die am Ende der Truppe liefen – schienen keine Schmerzen zu haben. Matt vermutete, dass man sie ohnehin nicht hätte zurückschicken können; sie waren den Pans so treu ergeben, dass wohl nichts sie davon abhalten würde, ihnen zu folgen.
Schließlich kam Neil wieder zu sich und hob ab und zu den Kopf, wenn die Gangart seines Hundes ihn zu stark durchschüttelte. Matt sah, dass er immer wieder trank und das Gesicht verzog. Er ließ sich zu ihm zurückfallen und fragte:
»Wie fühlst du dich?«
»Mir ist übel. Als wäre ich krank. Und mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich platzen. Und wie geht’s dir?«
»Ich schätze, du hast mir das Leben gerettet. Danke.«
Neil zuckte die Achseln, als messe er der Sache nicht viel Bedeutung bei.
»Ich hätte auch Luiz gern noch geholfen.«
»Du hättest leider nichts mehr für ihn tun können. Du hast echt außerordentliche Fähigkeiten.«
»Außerordentliche Fähigkeiten, die außerordentliches Schädelbrummen verursachen! Mir tut alles weh. So muss es sich anfühlen, wenn man von einem Bus überrollt wurde. Es dauert sicher eine Woche, bis ich wieder auf dem Damm bin.«
Matt dankte ihm noch einmal und ließ ihn dann in Ruhe, damit er zu Kräften kommen konnte.
Kurz vor Mittag an diesem dritten Tag zeichnete sich am südlichen Horizont ein schwarzer Streifen ab. Je näher sie kamen, desto stärker wurde der Eindruck einer riesigen Mauer, die sich am Ende der Welt erhob. Der Schatten einer unendlichen grünen Gebirgskette.
Die Ausläufer des Blinden Waldes.
Am nächsten Tag waren sie schon besser zu erkennen. Mit jedem zurückgelegten Kilometer wurden die überwältigenden Dimensionen des Waldes deutlicher.
Zwischen den Pflanzenbergen tat sich ein Tal auf, als habe eine wundersame Kraft mitten durch den Blinden Wald eine Kluft Richtung Süden geschlagen. Der Pass der Wölfe, der einzige Verbindungsweg zwischen dem Reich der Zyniks und dem Territorium der Pans.
Seit dem Vorabend hatte die Truppe ihre Vorsichtsmaßnahmen noch einmal erhöht. Jeden Augenblick konnten sie auf eine Patrouille Zyniks stoßen, und so achteten sie auf das geringste Anzeichen von Bewegung auf der Straße vor ihnen. Noch wollten sie den befestigten Weg nicht verlassen, damit sie weiter zügig vorankamen.
Die Hundekarawane hatte gerade das Tempo gedrosselt, um sich etwas zu erholen, da deutete Ben plötzlich auf eine winzige Staubwolke, die in der Ferne hinter einer Anhöhe aufstieg und sich offenbar fortbewegte.
»Das sieht aus wie Pferde in vollem Galopp«, sagte er, »und die kommen auf uns zu.«
»Alle Mann in Deckung!«, befahl Matt.
Sie sprangen ab und zogen ihre Hunde in ein etwas abseits gelegenes, dichtes Nadelgehölz. Matt, Ben und Ambre krochen im Schutz der hohen Farnbüschel bis zum Straßenrand.
Bald näherten sich dröhnende Hufe in rasendem Galopp. Zwei Reiter. Sie trugen leichte Rüstungen aus schwarzem Leder, und ihre Gesichter waren hinter einem Visier verborgen. Die Erde bebte, als sie mit unverminderter Geschwindigkeit an den drei Pans vorbeiritten.
Matt sah ihre Schwerter und ihre langen, schmalen Dolche.
»Was treiben hier zwei Reiter ganz allein?«, fragte er. »Das ist recht mager für eine Patrouille.«
»Späher oder Botschafter«, vermutete Ben. »Wir müssen wachsam sein, damit sie uns nicht von hinten überraschen, falls sie kehrtmachen.«
»Glaubst
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