Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
Pans gegen die Erwachsenen schien von vornherein verloren. Selbst mit einer hervorragenden Strategie und dem Überraschungseffekt auf ihrer Seite würden sie niemals eine vereinigte Armee aus Zyniks und Mampfern schlagen.
»Lasst uns umkehren«, sagte Tania niedergeschmettert. »Unsere Expedition hat keinen Sinn mehr. Wir müssen Eden warnen und allen sagen, dass sie fliehen sollen, so schnell und so weit es geht.«
»Und wohin bitte?«, sagte Floyd. »Die Zyniks werden uns auslöschen oder in Sklaven verwandeln!«
»Wir ändern nichts an unserem Plan!«, entschied Ben im Befehlston. »Wenn wir eine Armee aus Mampfern schlagen müssen, na gut, dann legen wir uns halt ins Zeug. Wir wussten, dass es schwer werden würde, so oder so!«
Tania und Chen starrten ihn entsetzt an, als habe er den Ernst der Lage nicht begriffen. Floyd wandte sich an sie:
»Als wir zu dieser Mission aufgebrochen sind, war uns klar, dass wir vielleicht nicht mehr zurückkommen«, pflichtete er Ben bei. »Also ziehen wir das jetzt durch.«
Reglos betrachteten sie die Karawane menschlicher Geschöpfe, die durch die Ebene stampften, während die hereinbrechende Nacht die orangegelben Flammen der Fackeln immer klarer hervortreten ließ.
Die Armee rückte in die Kluft im Blinden Wald vor, und nachdem sie vollkommen von der Finsternis verschluckt war, begannen die Wölfe unter dem Sternenhimmel zu heulen.
18. Der Pass der …
D as Heulen der Wölfe dauerte mehrere Stunden lang. Sie waren unsichtbar, aber ihr Klagen schwebte vom Wind getragen durch die Nacht, wie Gespenster, die über die Ebene spukten und jeden Eindringling bedrohten.
Es war gegen drei Uhr nachts, als Matt aufwachte und nicht mehr einschlafen konnte. Er träumte nicht mehr. Seit einiger Zeit schon. Auch die Alpträume hatten aufgehört. Hatte der Torvaderon seine Jagd aufgegeben? Das war nicht sehr wahrscheinlich; warum auch immer er ihn suchte, er würde nicht eher aufgeben, bis er sein Ziel erreicht hatte.
Vielleicht ist er weit weg. Deswegen kann er mir keine schlimmen Träume schicken, er ist noch zu weit entfernt, um mein Unterbewusstsein aus allen anderen herauszufiltern.
Matt war sich nicht sicher, ob er froh darüber sein sollte. Wenn der Torvaderon ihn wieder aufspürte, würde das ihrer Expedition womöglich ein schnelles Ende bereiten. Andererseits ergäbe sich so die Gelegenheit, ihn herauszuforden. Um Tobias zurückzuholen.
Und wenn er bereits tot ist? Was, wenn ich mich täusche, wenn Tobias tatsächlich gestorben ist, als dieses Ungeheuer ihn verschlungen hat?
Dann würde er seinen Freund rächen, und wenn er dafür bis ans Ende der Welt ziehen müsste.
Er packte seine Sachen zusammen und rüttelte seine Gefährten sanft wach. Es war Zeit zum Aufbruch.
Neil war wieder bei Kräften. Er konnte sich wach halten, und die unerträglichen Kopfschmerzen hatten nachgelassen.
Sie ritten durch die Ebene bis zum Eingang des Passes der Wölfe. Der Mond verschwand nun hinter der gigantischen Masse des Blinden Waldes, der zu beiden Seiten wie zerklüftete Berge in die Höhe ragte. Ab hier mussten sie mehrere Dutzend Kilometer weit durch eine finstere Schneise laufen und hoffen, weder auf eine Zynik-Patrouille noch auf andere Gefahren zu treffen, die die Aufmerksamkeit ihrer Widersacher erregen konnten.
Sie befanden sich von nun an auf feindlichem Gebiet.
Die Wölfe heulten weiter um die Wette. Bislang hatten sich die Pans davon nicht beirren lassen, doch jetzt begannen ihre Reittiere zu zittern. Die Schritte der Hunde wurden unsicherer, und sie stellten ihr Fell auf.
»Ich glaube, sie haben vor irgendetwas Angst«, meinte Ambre besorgt.
»Plusch auch … Dabei sind unsere Hunde doch groß genug, um Hackfleisch aus den Wölfen zu machen, falls sie angreifen!«
»Außer sie kommen in einer riesigen Meute. Vielleicht spüren die Hunde das?«
»Keine Ahnung, aber mir gefällt das überhaupt nicht.«
Kaum erhellte das Morgengrauen den Himmel, verstummte das Wolfsgeheul. Die Pans ritten in einer Reihe, Ben vorneweg, und Floyd bildete wieder das Schlusslicht. Rechtzeitig zum Tagesanbruch erreichten sie den Waldrand, und Ben gab das Zeichen zum Halt.
»Wir müssen ab jetzt in Deckung bleiben, die Straße ist kaum zwei Kilometer entfernt. Die Zyniks könnten uns bemerken.«
Auf der anderen Seite des Passes schlängelte sich ein heller Streifen am Ufer eines dunklen Flusses dahin. Hie und da ragten ein paar Felsen auf, und außer den Bäumen zu beiden Seiten gab
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