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Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Titel: Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam , Nadine Pueschel , Maximilian Stadler
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hundert Metern Entfernung.«
    Horace zeigte auf die Dschunke:
    »Wir stehlen ihnen einfach das Schiff. Damit kommen wir rasch voran, können uns darauf ausruhen und sind sicher, uns nicht zu verlaufen.«
    Chen lachte auf.
    »Dich hört man selten! Aber wenn du mal den Mund aufmachst, dann lohnt es sich!«
    Matt nickte.
    »Horace hat recht, wir nehmen das Schiff. Sobald die Zyniks die Fässer weggeräumt haben und in die Festung zurückgekehrt sind, rennen wir los. Wir müssen uns beeilen. Man wird bald bemerken, dass die Wächter am Fallgitter verschwunden sind. Tobias, du hast ein wenig Erfahrung im Umgang mit Schiffen, du wirst uns zeigen, wie wir ablegen.«
    Die Zyniks erledigten ihre Aufgabe binnen einer Stunde. Nachdem sie die Fässer zu kleinen Pyramiden aufgestapelt hatten, ließen sie die meisten Laternen und zwei Wachposten zurück und begaben sich schleunigst wieder ins Warme.
    Diesmal kümmerten Matt und Ben sich um den einen Soldaten, während Horace und Chen den zweiten erschlugen.
    Der Weg war frei. Sie kletterten an Bord der Dschunke, und während Tobias sich mit dem Boot vertraut machte, lösten Matt, Ben und Chen die Leinen.
    Da ertönte ein lauter Schrei auf dem Wehrgang der Festung:
    »Angriff! Angriff! Am Anleger!«
    Vom Turm erschallte ein Horn, und kurz darauf kamen etwa zehn Männer in Rüstung durch das Tor gerannt.
    Die Dschunke hatte sich erst wenige Meter vom Ufer entfernt.
    Chen legte seine Doppelbogen-Armbrust an und gab unmittelbar nacheinander zwei Schüsse ab. Einer der vorderen Zyniks brach zusammen, als ein Bolzen ihn in den Oberschenkel traf. Die Männer blieben abrupt stehen. Bis sie die Lage ganz erfasst hatten, blähte sich das Segel bereits, das sie unter Tobias’ Anleitung aufgezogen hatten, und die Strömung trug das Boot mit der Geschwindigkeit eines trabenden Pferdes vom Steg weg.
    Chen hatte sofort nachgeladen und schoss erneut auf die Zyniks, die wild gestikulierend auf den Anleger rannten.
    Dank der starken Strömung und des günstigen Windes war die Dschunke schnell außer Reichweite, und alle an Bord hörten die Zyniks vor Wut brüllen.
    Die zackige Silhouette der Festung hob sich schwarz gegen den Nachthimmel ab, und die Pans atmeten erleichtert auf, als sie nach einer Biegung des Flusses endlich aus ihrem Blickfeld verschwand.

    Kurz vor Tagesanbruch vernahmen sie Hufgetrappel. Ein Reiter tauchte auf der Straße auf, die den Fluss entlang verlief. Er galoppierte Richtung Süden.
    »Ein Bote«, sagte Ben erschrocken. »Er wird der nächsten Garnison mitteilen, dass wir kommen!«
    »Er darf sein Ziel nicht erreichen«, rief Matt.
    Ambre trat zu ihm. Sie hatte sich seit ihrer Abfahrt etwas ausgeruht.
    »Er wird auf der Straße ganz nah an uns vorbeikommen. Bei seinem Tempo hat er wenig zu befürchten. Es sei denn, Tobias und ich kümmern uns darum.«
    »Bist du dazu in der Lage?«
    »Werden wir schon sehen.«
    Der Reiter kam näher.
    »Ihr habt nur einen Schuss. Konzentriere dich gut.«
    Tobias lehnte sich gegen die Reling und hielt die Luft an.
    Ambre hatte den Behälter mit den Käfern geöffnet.
    »Du solltest sie nicht benutzen«, sagte Matt besorgt. »Du stirbst noch vor Erschöpfung, wenn du so weitermachst.«
    Ambre schob ihn beiseite und konzentrierte sich.
    Der Reiter war jetzt auf ihrer Höhe angelangt. In vollem Galopp würde er gleich vorbeigeritten sein. Da feuerte Tobias seinen Pfeil ab. Das Geschoss nahm zwar die richtige Flugbahn, aber der Reiter war so schnell, dass er unmöglich getroffen werden konnte. Plötzlich beschrieb der Pfeil wie ferngesteuert eine unglaubliche Kurve, beschleunigte und beendete seinen irren Flug im Nacken des Soldaten, der wankte und dann aus dem Sattel kippte. Sein Pferd galoppierte ungerührt weiter.
    Alle an Bord beglückwünschten Tobias, der nur traurig die Achseln zuckte.
    »Das ist schon der zweite Mensch, den ich heute umbringe«, sagte er.
    Ambre war leichenblass und klammerte sich am Mast fest. Matt fing sie auf, bevor sie zusammenbrach, und trug sie zum Heck, um sie auf einen Schlafsack zu legen. Er hatte Angst um sie. Was, wenn sie sich irgendwann nicht mehr von der Erschöpfung erholte? Vielleicht vervielfachte das Skaraheer nicht nur die Alteration selbst, sondern auch die Folgen dieser Kraftanstrengung.
    Tobias stand wieder am Steuerruder.
    »Ich werde sie im Auge behalten, mach dir keine Sorgen«, sagte er.

    Über dem Tal, das hier deutlich breiter war als auf der anderen Seite der Festung, ging die Sonne auf.

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