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Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)

Titel: Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam , Nadine Pueschel , Maximilian Stadler
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vergessen!«, rief Tobias zurück. »Gegen den Strom ist es zu langsam! Sie würden uns erwischen! Wir müssen versuchen, sie abzuschütteln, bevor sie sich organisieren können.«
    Matt wusste nicht, was er davon halten sollte. Er schaffte es nicht, seine Gedanken in geordnete Bahnen zu lenken. Alles erschien ihm seltsam, er war von den Geschehnissen losgelöst, als beträfe ihn die Gefahr überhaupt nicht mehr.
    Dem Grollen der Vulkane in ihrem Rücken folgte eine krachende Explosion, die den Nachthimmel erhellte und eine entstellte, schwefelverpestete Landschaft offenbarte.
    Mehr als eine Stunde lang galoppierten die Hunde hechelnd und mit schäumenden Lefzen durch den Wald. Dann drosselten sie das Tempo, um bis zum Morgengrauen durchzuhalten. Sie kamen zu zwei Kreuzungen und wählten jedes Mal den Weg, der nach Norden führte.
    Nach und nach graute der Morgen, ein schmaler, schmutzig weißer Streifen am Horizont, bis endlich der Tag sein Licht über dieses triste Land ergoss.
    Einen Moment lang glaubte Matt einen winzigen schwarzen Punkt im Norden zu erkennen, und er dachte an Ambre. War sie das? Doch als er nochmals hinsah, war der Punkt verschwunden.
    Tobias und Horace verließen den Weg und schlugen sich durch die verkrüppelten Büsche und braunen Farnbüschel. Sie führten die Truppe etwa fünfhundert Meter durch das Unterholz, bevor sie an einem dicken, stark geneigten Baumstamm haltmachten.
    »Die Hunde können nicht mehr«, meinte Tobias, »und ich glaube, dass auch uns eine Pause nicht schaden wird.«
    Kaum waren die Hunde von ihrer Last befreit, stürzten sie sich auf eine Pfütze, um gierig ihren Durst zu stillen.
    Ben schob sein Hemd hoch. Drei große, nässende Wunden kamen zum Vorschein. Neil hatte die Heilung nicht vollständig beendet. Mit Chens Hilfe reinigte Ben die Wunden und verband sich. Seine Nase war geschwollen, vermutlich gebrochen, aber er rührte sie lieber nicht an. Auch die anderen nutzten die Zeit, um ihre Verletzungen zu inspizieren. Matt hatte blutige Striemen auf der Brust und ein beängstigendes Hämatom in der Rippengegend, das bei jedem Atemzug schmerzte. Auch seine aufgeplatzte Lippe tat furchtbar weh, aber die Erinnerung an Ambres Kuss half ihm darüber hinweg.
    Er betrachtete seine Schutzweste aus Kevlar. Sie hatte drei Risse auf der Vorderseite. Die Seelenlosen waren wirklich nicht von dieser Welt, wenn ihre Krallen ein so widerstandsfähiges Material zerstören konnten.
    Dann kam der Augenblick, den alle fürchteten.
    Sie legten Neils Leiche in das verdorrte Gras und stellten sich im Kreis um ihn herum auf.
    »Wir werden ihn doch wohl nicht hier begraben, oder?«, meinte Horace empört.
    »Was bleibt uns denn anderes übrig?«, erwiderte Ben. »Er wird anfangen zu verwesen. Für das, was er getan hat, verdient er ein Begräbnis.«
    Alle waren einverstanden, und nachdem sie eine Grube ausgehoben hatten, betteten sie Neils Leichnam in die Erde. Matt musterte ihn traurig. Dann beugte er sich vor und drückte ihm sanft die Augen zu.
    Bei diesem seltsamen Kontakt wurde ihm der Tod erst so richtig bewusst.
    Neil würde nicht mehr zurückkommen, nie mehr. Wie schon Luiz.
    Und viele andere vor ihm.
    Neils heldenhafte Tat war sowohl überraschend als auch schrecklich logisch gewesen, erkannte Matt plötzlich. Neil hatte Ambre stets als ihren einzigen Trumpf gesehen, um den Krieg mit den Zyniks abzuwenden und das Leben aller Bewohner Edens zu retten.
    Deshalb hat er uns also in Babylon verraten. Im Tausch für den Frieden hat er den Zyniks angeboten, ihnen Ambre und ihre Gefährten auszuliefern …
    Aber warum hatte er das getan und war anschließend brav mit ihnen aus der Stadt geflohen?
    Weil sein Plan gescheitert ist, als Tobias alle zu Balthazar gebracht hat. Danach konnte er nichts mehr unternehmen, ohne sein Leben zu riskieren. Er hatte Angst, dass wir ihm auf die Schliche kommen!
    Neil hatte Ambre gerettet, weil er hoffte, damit ihre einzige Chance auf Frieden zu bewahren.
    Er hatte genau gewusst, dass er es unter Einsatz seines eigenen Lebens tat.
    Neil hatte sie an die Zyniks verraten, aber es war in der Hoffnung geschehen, noch größeres Leid zu verhindern.
    Er war nicht der böse Kerl gewesen, für den Matt ihn gehalten hatte.
    Dafür leistete er nun stumm Abbitte.
    Dann warf er die erste Handvoll Erde in das Grab.

    Nach dem Essen schliefen sie ein paar Stunden. Danach konnten sie schon wieder etwas klarer denken.
    Sie wussten, dass sie gejagt wurden, wahrscheinlich

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