Alterra - Der Krieg der Kinder: Roman (German Edition)
führte Malronce’ General höchstpersönlich die Verfolgung an. Matt hatte die Zyniks stets mit seiner außergewöhnlichen Kraft überrumpelt, und da die meisten Soldaten keine ausgebildeten Kämpfer waren, reichte dies in der Regel, um sie zu besiegen. Aber bei diesem Mann lagen die Dinge anders. Er war von dem heftigen Schlag gegen sein Schwert überrascht gewesen, hatte aber viel schneller reagiert als die anderen Zyniks. Und er konnte mit seinen Fäusten umgehen, das hatte Matt schmerzlich zu spüren bekommen.
General Twain war ein furchterregender Krieger.
Wenn sie sich noch einmal gegenüberstehen sollten, würde Matt nicht mehr auf den Überraschungseffekt zählen können, denn der Mann wusste jetzt, mit wem er es zu tun hatte. Ein weiterer Kampf gegen den General wäre vermutlich der letzte seines kurzen Lebens.
»Wir müssen weiter«, sagte er.
»Die Hunde haben einen guten Vorsprung herausgeholt«, meinte Chen.
»Dann lasst uns zusehen, dass wir den nicht einbüßen.«
Die Hunde schliefen nur mit einem Auge und erhoben sich sofort, als ihre jungen Herrchen ihre Schlafsäcke zusammenrollten.
Da gellte ein schrilles Kreischen durch den Wald, das ihnen durch Mark und Bein ging. Die Pans lauschten erschrocken.
Es klang wie ein Verständigungsruf. Und tatsächlich antworteten gleich darauf andere Wesen, eines davon ganz in der Nähe, nur wenige hundert Meter von ihnen entfernt.
»Die Horde«, schrie Matt. »Das sind die Seelenlosen, sie haben unsere Witterung aufgenommen! Bloß weg hier! Schnell!«
Sie nahmen sich nicht die Zeit, die Spuren ihres Lagers zu beseitigen.
Matt ritt voraus. Zurück auf dem Waldweg trieben sie die Hunde zum Galopp an. Tobias rief ihm atemlos zu:
»Glaubst du, die können laufen, mit ihrer Rüstung und allem? Ich habe die Königin über sie reden hören, das waren früher einmal Menschen!«
Matt zögerte. Sollte er seinem Freund sagen, was er wirklich dachte, oder ihn beruhigen? Er zog es vor, ehrlich zu sein.
»Toby, du hast diese Dinger gesehen, da ist schwarze Magie im Spiel!«
»Nein. Der Sturm hat manche Leute, die kurz vorher gestorben waren, wieder zum Leben erweckt, so hat es Malronce ihrem General erklärt. Ich nehme an, dass die Blitze die elektrischen Ströme im Gehirn und im Herz wieder in Gang gesetzt haben, als sie auf die Körper trafen, und … vielleicht funktionieren sie jetzt nur mit der Energie des Sturms! Deshalb kann man sie auch nicht umbringen. Sie sind schon tot. Die Energie des Sturms fügt sie immer wieder zusammen, das heißt, es gibt kein Mittel, sie zu zerstören!«
Tobias brauchte niemanden, der ihm Angst machte. Das schaffte er ganz gut allein.
»Ach was«, wiegelte Matt ab. »Konzentriere dich lieber aufs Reiten, wenn du jetzt runterfällst, bringst du uns erst recht in Gefahr.«
»Aber wir können doch nicht in dieser Geschwindigkeit bis nach Henok reiten. Das halten die Hunde niemals durch!«
»Wenn wir kämpfen müssen, werden wir kämpfen, und jetzt hör auf damit.«
Matt hatte keine Lust auf diese Diskussionen, dafür war er immer noch zu traurig. Er grub seine Hände in Pluschs Fell und beugte sich vor, um sein Gewicht besser zu verteilen.
Sie durchquerten einen seichten Bach und liefen dann einen kahlen Hügel hoch. Als sie oben angelangt waren, gellte das Kreischen der Seelenlosen vom anderen Ufer zu ihnen herüber: Die Horde hatte sie ausgemacht.
Die Hunde, die bergauf langsamer geworden waren, rannten jetzt wieder, so schnell sie konnten. Sie waren schon mehr als zwei Kilometer weit gekommen, als Matt hinter ihnen bedrohliche Schatten auf dem Gipfel des Hügels sah.
Die Seelenlosen trabten auf allen vieren, deutlich langsamer als die Gruppe der Pans, aber unermüdlich.
Bei diesem Tempo würden die Hunde irgendwann vor Erschöpfung zusammenbrechen.
Die Horde besiegen … Nach dem, was Matt im Schloss erlebt hatte, glaubte er nicht, dass das überhaupt möglich war. Bessere Krieger hätte Malronce nicht finden können: furchtlos, grausam und unverwundbar.
Matt beschloss, wenigstens dafür zu sorgen, dass seine Freunde fliehen konnten. Er würde Plusch mit ihnen weiterschicken und sich der Horde in den Weg stellen, um sie von den anderen abzulenken. Selbst wenn es ihn das Leben kostete.
Ambre hatte eine Mission zu erfüllen. Tobias würde die Gruppe mit Ben zum Pass der Wölfe führen. Er selbst war dazu bestimmt, hierzubleiben, im Land von Wyrd’Lon-Deis.
Aber nur, wenn die Horde uns einholt, sagte er sich zu
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