ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
nicht beeindrucken. Er presste die Lippen zusammen und riss die beiden zweischneidigen Äxte in die Höhe, die er in den Händen hielt. Dann machte er einen Schritt auf Matt zu und starrte ihn herausfordernd an. Matt hob sein Schwert zum Himmel. Jetzt würden sie bald wissen, ob sein Plan verrückt war.
In donnerndem Gleichschritt marschierte die ganze Armee auf ihn zu.
46. Die Kräfte der Pans
A us seinem Versteck im Schilf am Fuß der Brücke sah Sergio, wie Matt das Signal gab: das zu den Sternen erhobene Schwert. Er konzentrierte sich mit aller Kraft, wie er es in den letzten vierundzwanzig Stunden beim Intensivtraining mit Ambre getan hatte. Am Ende war es ihm in einer Art Trancezustand gelungen, doch jetzt stand er so unter Druck, dass er zu zweifeln begann: War er wirklich fähig, aus der Entfernung Funken zu erzeugen, ohne zwei Steine aneinanderzureiben?
Es war nicht sehr weit, kaum einen Meter, aber dennoch erschien ihm die Distanz unüberbrückbar. Er atmete mit geschlossenen Augen durch die Nase ein und durch den Mund aus. Er versuchte, an nichts zu denken, und fühlte, wie sich seine Lungen allmählich aufpumpten. In der Regel spürte Sergio eine sanfte Wärme und ein leichtes Kitzeln an den Fingerspitzen, wenn sich seine Alteration äußerte und die Funken ausgelöst wurden.
Die donnernden Schritte auf der Brücke über ihm lenkten ihn ab. Sie kamen immer näher. Sergio konzentrierte sich aufs Neue und entspannte sich. Sein Atem. Das Kribbeln des Blutes unter seiner Haut. In den Händen. In den Fingerspitzen. Sergio spürte Hitze in sich aufsteigen, eine knisternde Spannung umhüllte ihn, schnitt ihn gleichsam vom Rest der Welt ab und legte sich auf seine Finger. Das Kitzeln.
Sergio streckte die Hände in Richtung der Stelle, an der sie die Brücke mit Benzin übergossen hatten, kaum einen Meter von ihm entfernt. Er tauchte in seinen eigenen Körper ab, und einen Sekundenbruchteil später durchfuhr ihn ein schrecklicher Schlag. Bewusstlos fiel er zu Boden.
Im selben Augenblick erreichte die Armee das Ende der Brücke. Der Glatzkopf war mit seinen Männern in Laufschritt gefallen und stürmte auf Matt zu. Da prasselten unzählige Funken unter ihren Füßen, und im nächsten Moment stoben links und rechts von ihnen die Flammen hoch. Innerhalb von Sekunden loderte die gesamte Brücke in einem Feuer, das sich wie von selbst entzündet zu haben schien.
Die Zyniks brüllten vor Schreck auf – war es möglich, dass diese kleinen Teufel wirklich über Zauberkräfte verfügten? – und warfen sich in den Fluss, um nicht bei lebendigem Leibe zu verbrennen. Doch kaum tauchten sie in das schwarze Wasser, wurden sie vom Gewicht ihrer Waffen und Rüstungen zum Grund gezogen und mussten sie abstreifen, um nicht zu ertrinken. Die Krieger, die nahe am Ufer ins Wasser gesprungen waren, schwammen verzweifelt auf die Insel zu. Da verließ der kleine Bill die Ränge der Pans, kauerte sich am Wasser nieder und konzentrierte sich. Mit nur zwölf Jahren beherrschte er seine Alteration schon so gut wie kaum ein Zweiter. Er spielte ständig damit, sogar beim Essen, wo er sich einen Spaß daraus machte, das Wasser in den Gläsern seiner Freunde zum Wirbeln zu bringen. Bill hatte seit seiner Ankunft auf der Insel jeden Tag geangelt oder kleine Dämme am Ufer gebaut, so dass er eine besondere Verbindung zum Wasser entwickelt hatte.
Kurz darauf mussten die Krieger, die sich ans Ufer retten wollten, gegen eine mächtige Strömung anschwimmen, die sie zurückdrängte. Bill schloss die Augen und nahm seine ganze Willenskraft zusammen. Das Adrenalin in seinen Adern verwandelte sich in eine unglaubliche Energie, die die Alteration noch vervielfachte. Bis jetzt hatte er stets geglaubt, fließendes Wasser nicht beeinflussen zu können, doch nun erzeugte er geradezu eine Flutwelle! Ihm wurde schwindlig, und kurz darauf brach er völlig entkräftet im Gras zusammen.
Am anderen Ufer waren die vierzig übrigen Zyniks minutenlang wie gelähmt vor Entsetzen, bevor sie sich wieder organisierten. Eine Batterie von Bogenschützen ging in Stellung und legte an. Die Sehnen ihrer Bogen vibrierten, ein Pfeilhagel peitschte durch die Luft und senkte sich in Richtung der Pans. Jetzt war Svetlana an der Reihe, ihre Kunst zu zeigen. Als sie die Hände ausstreckte, erfasste ein leichter Luftstrom die Befiederung der Pfeile und lenkte ihre Flugbahn in den Fluss oder in den Wald ab. Dieses unbegreifliche Phänomen brachte die Schützen der Zyniks
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