ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
völlig aus der Fassung. Sie schossen eine zweite Salve ab, der dasselbe rätselhafte Schicksal widerfuhr. Plötzlich schwankte Svetlana. Die Anstrengung hatte sie völlig erschöpft. Seit sechs Monaten fegte sie die Villen. Es gefiel ihr, dabei ganz für sich zu sein, aber sie hatte stets den Wind verflucht, der den Staub, den sie zu kleinen Haufen kehrte, immer wieder aufwirbelte. Tausende Male hatte sie sich ausgemalt, wie sie den Wind in den Gängen kontrollierte, bis ihr Traum schließlich Wirklichkeit geworden war. Aber wie Bill und Sergio, die in der Gefahr über sich hinausgewachsen waren, ging ihr nach wenigen Sekunden die Kraft aus.
Ambre und Tobias beobachteten das Geschehen und stellten fest, dass die meisten Krieger von der Flussströmung mitgerissen wurden. Am anderen Ufer standen die Bogenschützen ratlos umher.
Nachdem der erste Angriff abgewehrt war, entschloss sich Mitch zur Gegenattacke, um ihnen keine Zeit zu geben, sich neu zu formieren. Er befahl seinen Schützen, sich aufzustellen und anzulegen.
Tobias zielte auf einen Zynik, aber sein Pfeil erreichte nicht einmal das andere Ufer. Deshalb schießen sie in die Luft! Um eine weitere Flugbahn zu schaffen! Sein nächster Pfeil sauste in den Sternenhimmel. Als er wieder herabkam, bohrte er sich in den Boden vor den Füßen eines Kriegers. Der Zynik bekam es mit der Angst zu tun und wich zurück. Wieder schwirrten Dutzende Pfeile durch die Luft und prasselten auf die Holzrüstungen der Zyniks.
Mitch beobachtete das Geschehen am anderen Ufer ebenso wie auf der Brücke, wo einige Waghalsige immer noch durchs Feuer tanzten. Sein Blick war so scharf, dass er alles aufnahm, ohne irgendetwas zu übersehen. Seine Fähigkeit, alles bis ins kleinste Detail zu registrieren, war das reinste Wunder. Seine Alteration. Als leidenschaftlicher Zeichner hatte er seine Beobachtungsgabe verfeinert, ohne sich dessen bewusst gewesen zu sein. Er konnte mehrere Schauplätze zugleich beobachten und auf alles achten. Er war der Erste, der die höllische Gestalt erblickte, die von der Brücke kam.
Matt überwachte den Angriff von seinem Felsen aus und behielt vor allem die Zyniks im Blick, die auf ihrer Seite ans Ufer kletterten. Er sah, dass Claudia Bill ins schützende Unterholz zog. Da stieß Mitch einen gellenden Schrei aus.
»Matt! Vor dir!«
Matt sah sich erst gar nicht nach der Gefahr um, sondern sprang von der Erhöhung, rollte zur Seite und stand blitzschnell mit dem Schwert in der Hand wieder auf. Da erst erkannte er den kahlköpfigen Riesen, der vor Wut und Schmerz brüllend auf ihn zuraste. Der Zynik war eine lebende Fackel und schwang seine grauenvollen Äxte. Die Erscheinung war so furchterregend, dass Matts Herzschlag aussetzte. Er zögerte einen winzigen Augenblick. Einen winzigen Augenblick zu viel. Die Äxte pfiffen durch die Luft.
Ambre und Tobias hatten Mitchs Warnschrei gehört und sahen, wie der Mann, der in seinem Feuermantel wie ein Dämon wirkte, sich auf Matt stürzte und ihn enthaupten wollte. Tobias hatte gerade den Bogen gespannt und musste sich nur drehen, um den Pfeil auf den Anführer der Zyniks abzufeuern. Der Pfeil surrte los. Matts einzige Rettung. Wenn der Schuss danebenging, würde ihm eine Axt den Schädel spalten.
Ambre schrie vor Verzweiflung und streckte die Hand aus. Der Pfeil musste treffen. Aber Tobias hatte nicht gut genug gezielt. Matt würde sterben. Da bog der Pfeil, getrieben vom eisernen Willen des Mädchens, im letzten Moment ab und bohrte sich in den Nacken des Zyniks. Ambre und Tobias warfen sich einen begeisterten Blick zu. Sofort legte Tobias neu an und schoss blind in die Luft. Ambre konzentrierte sich auf jeden Pfeil, um ihn durch bloße Gedankenkraft zu lenken. Binnen Minuten wurden sie zum gefährlichsten Duo der Insel.
Matt sah, wie der Pfeil den Hals seines Angreifers durchbohrte. Das verschaffte ihm die Zeit, die er brauchte, um sich zur Seite zu werfen. Er spürte den Luftzug einer Axt, die seinen Rücken streifte, und sprang mit zum Angriff erhobenem Schwert wieder auf. Die Klinge sauste durch die Nacht, und die linke Hand des Zyniks fiel zusammen mit der riesigen Doppelaxt zu Boden. Der Riese brüllte weiter. Er spürte den zusätzlichen Schmerz nicht mehr. Mit seinem unversehrten Arm stieß er in die Richtung seines Gegners. Matt machte einen Schritt zur Seite. Diesmal rauschte die Axt so knapp an seiner Nase vorbei, dass er glaubte, das Metall riechen zu können. Die Flammen, die den Zynik
Weitere Kostenlose Bücher