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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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weg, aber wir dürfen nicht hierbleiben, sonst sitzen wir zwischen ihnen und dem Sturm in der Falle.«
    Der Waldrand war voller zitternder Schatten. Selbst wenn man den Park nur in der Breite durchquerte, musste man über einen Kilometer zurücklegen, und das kam Matt unter diesen wenig einladenden Bedingungen endlos vor.
    Kaum traten sie auf die Avenue, da wurden sie von einem heftigen Windstoß erfasst, der ihnen die Kleidung an den Leib presste. Sie schafften es trotz allem zur anderen Straßenseite und kletterten über eine kleine Mauer in den Park, wo sich der brüllende Wind sofort abschwächte. Hier war der Boden zumeist vom dichten Gezweig der Bäume abgeschirmt, so dass der Schnee nur knöchelhoch auf den Wegen lag und die Jungen ihre schmerzenden Beine ein wenig schonen konnten.
    »Ich schlage vor, dass wir in Richtung Süden an der Avenue entlanggehen, bis wir den See erreichen, und dann biegen wir in den Park ab, um nicht den Mutanten in die Hände zu laufen. So kommen wir auf der anderen Seite ungefähr auf Höhe der Bank wieder raus. Was meinst du?«, fragte Matt.
    Tobias überließ seinem Freund die Führung, denn er hatte das Gefühl, dass sein eigener Verstand nicht mehr so scharf reagierte wie sonst. War das der sogenannte »Schockzustand«? Oder einfach nur die Erschöpfung?
    Zu Matts großer Erleichterung begegnete ihnen in den Tiefen des Parks nichts Ungewöhnliches. Deutlich beängstigender war hingegen das, was wie ein pechschwarzes Gebirge aus dem Norden heraufzog, bald den gesamten Himmel bedeckte und Blitze spuckte, die sich durch die Straßen tasteten.
    »Schneller«, befahl er.
    Matt konnte nicht sagen, ob der Wind wirklich nachgelassen hatte oder ob sie von den Bäumen geschützt wurden, aber er genoss die kurze Verschnaufpause. Im eisigen Gegenwind zu laufen hatte sie erschöpft, ganz zu schweigen von dem durchdringenden Pfeifen, das ihnen noch immer in den Ohren sauste.
    Plötzlich zuckte ein blaues Licht durch den Wald, das augenblicklich wieder verschwand.
    »Oh nein«, stöhnte Tobias. »Die Blitze! Sie sind schon da!«
    »Schneller, Toby, schneller.«
    Sie ignorierten den Schmerz in ihren müden Beinen und sprinteten im Zickzack zwischen den braunen Stämmen hindurch. Das Licht ließ nach, obwohl es nicht einmal drei Uhr nachmittags war. Die schwarze Wand zog über ihnen auf. Matt lief voran, seit sie den Weg verlassen hatten, und hoffte nur, dass sein Orientierungssinn ihn nicht täuschte. Das war ein richtiger Wald, kaum zu glauben, dass sie sich im Herzen von New York befanden. Außer ein paar besonders hohen Felsen und Bäumen gab es keine Anhaltspunkte.
    Hinter ihnen begann der Donner zu grollen. Jetzt ist es so weit, dieser verdammte Sturm hat uns eingeholt, dachte Matt besorgt. Wir schaffen es nie und nimmer bis zur Bank. Er hatte ja gleich an dieser Idee gezweifelt. Wir brauchen einen Plan B.
    Sie waren von Büschen und niedrigem Geäst umgeben, eigentlich kein ideales Versteck, um sich vor dem Gewitter in Sicherheit zu bringen. Ein blauer Blitz zerriss den Himmel hinter ihnen. Ein weiterer Donnerschlag. Die Luft lud sich elektrisch auf, und er spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Der Sturm war ganz nah, es war nur noch eine Frage von Minuten, bis er sie überrollen würde. Eine erste Böe kam auf, erfasste Matts Kapuze und ließ sie gegen seine Schultern flattern, wurde stärker und verwandelte sich plötzlich in einen gewaltigen Windstoß, der ihn beinahe umgeworfen hätte. Schnee stob auf und wirbelte um sie herum, die Bäume knackten, und die Äste wankten so heftig, dass sie die Jungen zu erschlagen drohten.
    Sie umklammerten ihre Mäntel, fassten sich an der Hand und rannten mit eingezogenem Kopf weiter.
    Hinter einem hohen Schilfgestrüpp entdeckten sie einen kleinen See. Am anderen Ufer stand ein Schloss auf einem rötlichen Felsen, das wie aus einem Märchenfilm aussah. Ein auf Steinsäulen erbauter Pavillon bildete den Eingang, gefolgt von einem Innenhof und dem Hauptgebäude, neben dem ein Burgfried mit einem zweiten hohen Turm errichtet war.
    »Das Belvedere Castle!«, rief Tobias. »Dort könnten wir unterkommen, ich glaube, zur Bank werden wir es nicht mehr schaffen!«
    »Genau das habe ich auch gedacht!«, schrie Matt durch den Wind.
    Drei aufeinanderfolgende Blitze zerschnitten den nachtschwarzen Himmel. Der Schnee peitschte in weißen Wellen durch die Luft in ihre Gesichter.
    Sie krümmten sich zusammen, um dem Sturm, der sie wegfegen wollte,

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