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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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ihnen geworden? Waren sie tot? Und zum ersten Mal seit dem bösen Erwachen weinte er, bis er nicht mehr konnte. Er lag noch Stunden wach, bis ihm irgendwann doch die Augen zufielen.
    Zitternd vor Kälte schlug er sie wieder auf. Die Kerzen waren ausgegangen. Im Raum war es genauso dunkel wie draußen. Matt wickelte die Decken wieder um sich, sein Rücken schmerzte, er war es nicht gewohnt, auf hartem Boden zu schlafen. Er wollte sich gerade umdrehen, um wieder einzuschlafen, da bemerkte er aus dem Augenwinkel einen Lichtschimmer. Er setzte sich auf und blickte aus dem Fenster.
    Dutzende von Lichtern wanderten geräuschlos durch die Nacht.

7. Die Stelzenläufer
    D ie Lichter bewegten sich paarweise voran, wie drei oder vier Meter über dem Boden schwebende Scheinwerfer. Matt drückte die Stirn ans Fenster und versuchte zu begreifen, was das war. Etwa fünfzehn Lichterpaare glitten durch den Wald, kaum schneller als ein Mensch.
    Matt sprang hoch, packte sein Schwert – er behielt es lieber bei sich – und kletterte ganz nach oben auf den Aussichtsturm.
    Überall liefen Scheinwerfer, entlang der Avenues um den Park und in den anderen Straßen, die in seinem Blickfeld lagen. Fünfzig leuchtende Paare, vielleicht noch mehr. Plötzlich erhellte ein greller Lichtstrahl den Schlosshof, und Matt sah eine vier Meter hohe Gestalt näher kommen. Sie trug einen langen Mantel und hatte eine Kapuze auf, aus der die beiden merkwürdigen Strahler kamen. Wie Flutlichter auf einem wandernden Wachturm , dachte Matt. Zwei schwarze Stiele, vielleicht Stelzen, bewegten sich anstelle der Beine unter dem Mantel. Schweigend schritt die Gestalt, die Matt spontan »Stelzenläufer« taufte, durch den Schnee.
    Er sucht etwas. Oder jemanden! Die Nachhut der Blitze, ein Wesen, das die letzten Spuren von Leben jagt, um sie auszulöschen?
    Sein Herz zersprang ihm beinahe in der Brust, als Tobias’ Stimme von unten durch die Stille der Nacht hallte:
    »Matt? Matt? Wo bist du?«
    Matt raste die Treppe hinab, ohne die Waffe mitzunehmen. Dabei hätte er sich um ein Haar den Knöchel verstaucht, hielt sich gerade noch am Geländer fest und landete im Erdgeschoss vor Tobias.
    »Sei still!«, befahl er barsch. »Draußen streifen Stelzenläufer herum, einer davon ist ganz nah!«
    »Wer?«
    »Riesige Wesen, mit Lampen anstelle von Augen.«
    Vor dem Gebäude hörten sie, wie der Schnee knirschte.
    »Er kommt«, warnte Matt und blickte sich nach einem Versteck um. »Komm, hilf mir, wir müssen den Schreibtisch von der Tür wegrücken.«
    »Im Gegenteil! Er darf nicht rein!«
    »Glaub mir, der Schreibtisch wird ihn davon nicht abhalten! Daran würde er nur erkennen, dass jemand hier ist. Hilf mir, wir haben keine Zeit zum Diskutieren!«
    Tobias verdrehte verzweifelt die Augen, packte aber trotzdem mit an. Leise hoben sie den Schreibtisch hoch und stellten ihn an seinen alten Platz zurück.
    Inzwischen hatte der Stelzenläufer die Tür erreicht. Er würde jeden Augenblick hereinkommen. Hastig holte Matt ihre Hosen, öffnete eine Kommode unter dem Fenster und schubste Tobias hinein, ehe auch er hineinkroch und die Türen hinter sich schloss. Aneinandergepresst kauerten sie sich zusammen.
    »Ich habe Angst«, stöhnte Tobias.
    Matt legte den Zeigefinger auf die Lippen, obwohl es in ihrem Versteck stockdunkel war. Da entdeckte er einen winzigen Spalt im Holz, durch den man den Raum überblickte.
    Er presste ein Auge an die Öffnung und sah einen Stelzenläufer, der sich bückte, um einzutreten.
    Nein, er bückt sich nicht, seine Beine … seine Stelzen ziehen sich unter den Mantel zurück!
    Die Kreatur gelangte mit zwei geräuschlosen Schritten nach innen. Auf den verkürzten Stelzen maß sie »nur« noch drei Meter. Die Kapuze drehte sich, ohne dass Matt erkennen konnte, was sie außer den beiden gleißenden Lichtbündeln verbarg. Das waren die Augen …
    Der Stelzenläufer musterte den Raum und ließ seinen blendenden Blick über den Boden, die Möbel und die Wände wandern. Die Kapuze wandte sich in Richtung der Jungen, und Matt schloss die Augen. Der Lichtstrahl fuhr über die Kommode hinweg. Matt hielt den Atem an. Tobias umklammerte sein Handgelenk. Da entdeckte Matt durch das gegenüberliegende Fenster einen zweiten Stelzenläufer, der die Mauer entlangschritt. Dessen Stelzen wiederum verlängerten sich. Um von außen in den ersten Stock zu schauen! Sie durchsuchen das ganze Schloss!
    Auf einmal stieß der Stelzenläufer im Raum ein Pfeifen, ja fast

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