ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
sicher, ob ich irgendetwas runterbringe …«
»Du musst«, unterbrach ihn Matt. »Denk daran, wie anstrengend es ist, durch den Schnee zu laufen, du brauchst Energie.«
Mit Schinken und Käse, die sie im Kühlschrank fanden, machten sie sich belegte Brote. Danach bestrich Matt ein paar Scheiben mit Erdnussbutter.
»Das wird uns für eine Weile satt machen.«
Sie gingen wieder hinunter auf die Straße.
»In welche Richtung?«, fragte Tobias.
»Wir sind nicht weit vom East River, schauen wir mal da nach. Von dort aus können wir ans andere Ufer gucken und sehen, ob Queens und Brooklyn auch betroffen sind.«
Tobias nickte eifrig. Der Gedanke, dass im Rest der Stadt alles normal sein könnte, schien ihm zu gefallen.
Sie kämpften sich mühsam voran, indem sie die Beine so hoch hoben, wie es nur ging.
Nach einer Weile bemerkte Tobias:
»Hast du gesehen, irgendwie ist auch alles verschwunden, was Räder hat.«
Matt schlug sich mit dem Handschuh gegen die Stirn. Irgendetwas hatte ihn schon länger gestört, aber er war nicht darauf gekommen, was. Die Straßen waren vollkommen leer!
»Darüber habe ich gar nicht nachgedacht! Wo sind denn die ganzen Autos?«
»Was ist, wenn die Blitze nicht nur die Menschen in Luft aufgelöst haben?«
Matt nickte. Ja, so musste es sein. Lebewesen und Autos , dachte er, ohne es so recht zu glauben. Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht. Wahrscheinlich träume ich nur, bald wache ich auf, und alles ist wieder wie früher. Doch die Stimme der Vernunft holte ihn sofort wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Nein, nein, nein. Das alles passiert wirklich. Hast du im Schlaf je so gefroren? Und Träume dauern nie lange, das hier aber schon mehrere Stunden … Es ist alles wahr!
Der Wind wurde stärker, als sie sich dem Fluss näherten, und leckte ihnen eiskalt über die Wangen. Dann tat sich zwischen zwei Gebäuden vor ihnen der East River auf: ein breiter, dunkler Wasserstreifen, an dessen anderem Ufer der Stadtteil Queens genauso verlassen dalag wie der ihre.
»Da drüben sieht es auch nicht belebter aus«, meinte Tobias sichtlich enttäuscht.
Matt betrachtete die mehrere hundert Meter entfernten Häuserfassaden.
»Gibst du mir mal dein Fernglas?«, fragte er plötzlich.
Tobias tat wie geheißen, und Matt richtete es auf einen kleinen Park am anderen Ufer. Er hatte richtig gesehen: Drei winzige Gestalten kauerten hinter einem Baum. Beim Absuchen der Umgebung entdeckte Matt auch gleich, wovor sie sich versteckten: einem Mutanten, der nach vorn geneigt durch den Park tappte, als suchte er etwas. Unmöglich, sie zu warnen, sie waren viel zu weit weg.
»Was ist los?«, fragte Tobias ungeduldig.
»Ich sehe drei Leute. Warte … Sie sind aufgestanden. Das sind Jugendliche, nein, ein Kind ist dabei, jünger als zehn Jahre. Sie fangen an zu rennen, ein Mutant ist hinter ihnen her.«
Tobias fuhr zusammen.
»Hat er sie erwischt?«
Matt wartete ein paar Sekunden, ehe er antwortete.
»Nein … Sie sind schneller als er.« Er gab seinem Kumpel das Fernglas zurück. »Gut, wenigstens wissen wir jetzt, wie es im Rest der Stadt aussieht, es ist überall das Gleiche.«
»Glaubst du, dass sich die ganze Welt verwandelt hat?«
Um zu vermeiden, dass Tobias wieder zu heulen begann – und auch weil er sich selbst den Tränen nahe fühlte –, gab sich Matt so optimistisch wie möglich.
»Im Moment ist das schwer zu sagen. Vielleicht der ganze Bundesstaat, vielleicht auch nicht. Und selbst wenn das ganze Land verschwunden ist, wissen wir nicht, was mit Südamerika oder gar Europa los ist. Früher oder später werden die Rettungstrupps kommen.«
Tobias blickte Matt mit zusammengepressten Lippen an und wusste nicht, ob er seinem Freund glauben sollte oder nicht. Plötzlich wanderte sein Blick zu der riesigen Brücke zwischen Manhattan und Queens. Hastig riss er das Fernglas hoch. Dann klappte ihm das Kinn herunter.
»Das kann doch nicht wahr sein«, waren seine ersten Worte.
6. Ein Schloss in der Stadt
T obias war schon seit dem Morgen leicht hysterisch, aber jetzt schien er völlig die Fassung zu verlieren.
»Was ist?«, fragte er beklommen.
»Die Brücke ist … ist … ist voller Mutanten!«, stammelte Tobias, ohne das Fernglas zu senken. »Mindestens … hundert! Und sie drehen völlig durch! Sie prügeln aufeinander ein … Es wimmelt nur so von ihnen!«
»Na schön, dann wissen wir ja wenigstens, dass wir uns auf jeden Fall von der Brücke fernhalten müssen«,
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