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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, und liefen um den See herum. Da erblickte Matt eine Hundemeute, die mit hängenden Lefzen vor dem Sturm floh. Er trieb seinen Freund an, noch schneller zu laufen. Tobias hetzte die Stufen hinauf und durchquerte als Erster den Pavillon des Schlosses. Der heulende Wind fegte in das Gebäude, ein unheimlicher Donnerschlag ließ die Wände erbeben, und Matt schloss keuchend das Tor hinter ihnen.
    Die Fenster verdunkelten sich, und eine Sekunde später hatte sich ein Mantel aus Finsternis über die Stadt gelegt.
    Matt hörte seinen Freund stoßartig atmen, dann wühlten Hände in einer Tasche. Tobias knipste die Taschenlampe an, die er aus seinem Rucksack gezogen hatte.
    »Nicht zu fassen«, keuchte er und beleuchtete den Boden vor sich. »Wir haben es geschafft.«
    Ein Windstoß ließ die Tür erzittern. Die beiden zuckten zusammen.
    »Und jetzt?«, fragte Tobias. »Was machen wir?«
    Matt legte seine Umhängetasche ab, die ihn an der Schulter zerrte, löste die Riemen seines Schwerts und befreite erleichtert seinen Rücken von der Last. Die Waffe klirrte, als sie auf dem Steinboden aufkam.
    »Wir müssen warten, bis es vorbei ist. Was anderes bleibt uns nicht übrig, glaube ich.«
    Dann blieb er stocksteif stehen und spitzte die Ohren.
    Er beugte sich vor, zog sein Schwert aus der Scheide und streckte es vor sich aus. Seine Muskeln spannten sich an: Nach den Anstrengungen der letzten Stunden würde er es nicht lange halten können.
    »Nichts sagt uns, dass wir hier allein sind.« Sein Flüstern war im Sturmgeheul kaum zu hören. »Es war offen.«
    Tobias zuckte zusammen, als hätte er einen Stein an den Kopf bekommen.
    »Sag so was nicht, ich will nicht mehr raus!«
    Während Tobias ihm leuchtete, erkundete Matt den großen Saal. Die Wände waren aus Stein; Fernrohre, Mikroskope und ein Führer über die Fauna im Central Park waren in hellgrünen oder braungelben Vitrinen ausgestellt. Im ersten Stock fanden sie um die fünfzehn ausgestopfte Vögel, dann stiegen sie über die Wendeltreppe bis auf die Spitze des Turms, wo eine Tür auf die Aussichtsterrasse führte. Da sie nicht die geringste Lust hatten, Kälte und Schnee eindringen zu lassen, gingen sie lieber nicht hinaus, sondern kehrten ins Erdgeschoss zurück. Erleichtert legte Matt seine wertvolle Waffe auf eine Anrichte und stellte sich an ein Spitzbogenfenster.
    »Ich sehe die Blitze, die suchen , sie sind nicht mehr weit«, sagte er.
    Matt wurde sich bewusst, dass seine Stimme leicht zitterte. Er atmete tief ein, um sich zu beruhigen. Panik schieben nützt sowieso nichts. Zuallererst mussten sie sich aufwärmen, ihre Hosen waren patschnass.
    Tobias zog drei Kerzen aus seinem Rucksack, zündete sie an und verteilte sie im Raum.
    »Die habe ich in letzter Minute eingesteckt, alter Pfadfinderreflex. Du siehst, so schlecht sind die Pfadfinder gar nicht!«
    »Das habe ich auch nie geglaubt«, antwortete Matt vorsichtig, ohne ihn anzusehen. »Das war nur so ein Ding zwischen Newton und mir, um dich zu ärgern.«
    »Aha.«
    Der Gedanke, dass seine Freunde sich gegen ihn verbündet hatten, um ihn aufzuziehen, schien Tobias zu kränken.
    »Glaubst du, dass er … Ich meine, glaubst du, dass Newton ein Mutant geworden ist?«
    Matt hielt den Blick fest auf den näher kommenden Sturm geheftet.
    »Nein, glaube ich nicht. Ich habe den Eindruck, dass die Mutanten alles Erwachsene sind. Sie sind groß und ziemlich kräftig gebaut. Letzte Nacht hat sich ein Teil der Leute in Luft aufgelöst, die anderen haben sich in diese ekelhaften Kreaturen verwandelt. Fürs Erste scheinen die einzigen Überlebenden … nur Kinder zu sein, oder Jugendliche.«
    Tobias beugte sich vor und starrte in eine Flamme. Sie wärmte ihm die Nase.
    »Glaubst du, dass die Welt so bleiben wird?«, wisperte er mit ebenfalls zittriger Stimme. »Dass wir unsere Eltern und Freunde nie wiedersehen werden?«
    Matt antwortete nicht. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Daraufhin verstummte auch Tobias, und so saßen sie schweigend in ihren nassen Hosen da, während der Sturm über Manhattan hereinbrach und die Insel mit seinem schwarzen Mantel bedeckte. Nur die Blitze erhellten die toten Fassaden der Wolkenkratzer. Matt hatte das Gefühl, sich in einer Geisterstadt zu befinden. Einem Häuserfriedhof. Die Blitze stiegen aus dem Boden auf und tasteten sich die Straßen entlang. Wenn sie wie zufällig in ein Gebäude eindrangen, verschwanden sie nur, um an einer anderen

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