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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maxime Chattam
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Kiefern. Mit vor Anstrengung verkrampften Beinen ließen sie sich ins Moos fallen.
    Kaum hatten sie sich halbwegs erholt, stellten sie fest, dass es um sie herum hell schimmerte. Riesige Pilze, hoch wie Lastwagenreifen, strahlten ein weißes Licht aus.
    »Na, so was!«, kicherte Tobias. »Die sehen ja wie Laternen aus! Guck mal, die sind überall! Da können wir unsere Leuchtstäbe schonen.«
    Matt suchte bereits die Umgebung ab. Quer durch den Wald verlief ein Pfad. Er rannte zu Tobias zurück.
    »Wir sind auf dem richtigen Weg!«, rief er.
    »Woher weißt du das?«
    Anstatt ihm eine Antwort zu geben, zog ihn Matt zu einem alten Schuppen, der hinter Farnwedeln und Brombeerranken versteckt war. Dort lehnte ein großes Holzbrett an einem Baumstamm, das im sanften Licht der Pilze leuchtete. Als er genauer hinsah, begriff Tobias, dass nicht das Brett glänzte, sondern Farbe.
    Jemand hatte es aufgestellt, um eine Nachricht daraufzupinseln.

12. Nächtliche Begegnung
    G eht nicht nach Norden. Die Erwachsenen sind verschwunden. Monster haben sie ersetzt. Wir sind zu neunt. Wir gehen nach Süden.
    Folgt den Käfern.«
    Tobias schöpfte wieder Hoffnung.
    »Du hattest recht, im Süden liegt die Zukunft«, sagte er. »Aber was soll das mit den Käfern?«
    Matt runzelte die Stirn.
    »Keine Ahnung. Komm weiter, ich weiß nicht, ob wir die Stelzenläufer tatsächlich abgehängt haben. Jedenfalls habe ich keinen Bock, hier zu warten, bis sie es geschafft haben, die Treppe runterzusteigen.«
    Am Horizont zeigte sich zwar schüchtern ein Streifen Licht, aber der Wald war so dicht, dass es ohne die schimmernden Pilze immer noch stockdunkel gewesen wäre.
    »Meinst du, ich könnte ein Stück abschneiden und damit den Weg beleuchten?«, fragte Tobias beim Gehen.
    »Kannst es ja mal versuchen.«
    Tobias zückte eifrig sein Jagdmesser und säbelte an einem der Pilze vorsichtig eine Scheibe ab.
    »Es funktioniert«, rief er. »Wir brauchen keine Kerzen mehr!«
    Behutsam schob er die Trophäe, die immer noch ein strahlendes Licht verströmte, in seine Tasche. Dann folgten sie dem Weg mehrere Kilometer lang, während die Sonne allmählich aufging. Je heller es wurde, desto schwächer leuchteten die Pilze, bis sie schließlich ganz erloschen.
    Stunde um Stunde marschierten sie durch dichten Wald und machten nur hin und wieder eine Pause, um sich zu stärken und etwas auszuruhen. Am späten Nachmittag konnten sie nicht mehr und suchten sich ein paar hohe Farnbüschel, hinter denen sie vom Weg aus nicht zu sehen waren. Matt setzte sich auf einen Baumstumpf, zog Schuhe und Socken aus und zählte fünf riesige Blasen.
    »Hast du bemerkt, dass der Schnee auf dieser Seite des Tunnels verschwunden ist?«, fragte Tobias.
    »Das Wetter ist ja auch wärmer, es ist überhaupt nicht mehr kalt«, sagte Matt und verzog das Gesicht, als er eine sechste Blase entdeckte.
    Tobias musterte die Füße seines Freundes und rümpfte angewidert die Nase.
    »Bestimmt hab ich auch welche, aber ich will sie lieber nicht sehen. Meine Füße tun sauweh.«
    Daraufhin zündete er den Gaskocher an, und sie aßen schweigend zu Abend. Sie waren zu müde, um sich zu unterhalten. Kurz bevor sie in die Schlafsäcke krochen, schlug Tobias vor, abwechselnd Wache zu schieben.
    »Das halten wir nie und nimmer durch, uns fallen ja schon jetzt die Augen zu. Wir brauchen so viel Schlaf wie möglich. Ich glaube nicht, dass es einen Sinn hat, sich zum Wachbleiben zu zwingen.«
    Tobias entschloss sich nun doch, seine Schuhe aufzuschnüren, um seine Füße zu lüften und sich die Knöchel zu massieren.
    »Glaubst du, dass wir noch weit laufen müssen?«, fragte er bedrückt.
    Er klang nicht nur besorgt, sondern auch mutlos, fast resigniert. Matt konnte es ihm nicht verdenken. Es war wirklich zum Verzweifeln. Sie marschierten einsam durch eine verlassene Welt, ohne zu wissen, was sie suchten und ob sie jemals wieder in Frieden leben würden, und ihr einziger Anhaltspunkt war ein vages Gefühl.
    Aber ich spüre, dass wir nach Süden gehen müssen!, versuchte Matt sich einzureden. Die Stelzenläufer befürchten, dass ich schon dort bin. Irgendetwas wird uns dort helfen. Und es gibt andere Überlebende, die das wissen, erinnerte er sich, als er an die Nachricht auf dem Brett dachte. »Folgt den Käfern.«
    »Keine Ahnung«, gab er schließlich zur Antwort. »Wir gehen so weit wie nötig. Am besten denken wir nicht darüber nach. Der Mangel an Gewissheit lähmt nur, das können wir jetzt nicht

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